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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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ins Meer hinauswateten, um ein Wassertaxi zu besteigen, sodass allein die Tatsache, dass man ihm das antrug, sein Misstrauen geweckt hatte.
    Sokolow blickte sich um. Der Sockel der Statue lag rechts von ihm, vielleicht hundert Meter den Strand entlang. Ein entlang seiner Basis verlaufender Fußweg entwickelte sich zu einem Steg, der über flaches, von Steinen durchsetztes Wasser zu einem Felsbrocken von der Größe eines Hauses, gerade mal einen Steinwurf vom Strand entfernt, führte. Darauf hatte man so etwas wie einen kleinen Tempel oder Aussichtspavillon errichtet. Von dort ging ein weiterer kleiner Steg zu einem noch kleineren Felsbrocken, der ein Positionslicht trug. Sokolow leuchtete mit seiner Taschenlampe zu dem Wassertaxi hinüber, um die beiden auf sich aufmerksam zu machen, und winkte dann vielsagend in diese Richtung. Er wollte nichts sagen, denn damit hätte er verraten, dass er kein Chinese war. Er zwang sich, nicht in einen regelrechten Sprint zu verfallen, und ging mit raschen Schritten am Strand entlang, begab sich über eine kleine Steintreppe auf die Ebene des Stegs und ging hinüber zu dem Felsbrocken. Der Steg führte um ihn herum und dann weiter hinaus zu dem Positionslicht. Als Sokolow das Ende dieses zweiten Teils des Stegs erreichte, konnte er sehen, dass das Wassertaxi näher kam, und hören, dass der Streit weiterging.
    Mit seinem zuvor an den Tag gelegten Verhalten hatte er vermutlich den Argwohn der einheimischen Wassertaxifahrer geweckt. Dinge sprachen sich herum. Vielleicht hatten sie auch die Schüsse oben auf dem Hügel gehört.
    Das Boot würde genau unter ihm ankommen. Sokolow drehte sich um.
    Olivia verfiel ins Englische. »Er will uns nicht mitnehmen«, verkündete sie. »Also hab ich ihn gefragt: ›Und was soll ich jetzt machen? Über Bord springen und ans Ufer schwimmen?‹ Am Ende hat er eingewilligt, herzukommen und mich hier abzusetzen. Können Sie mir hoch helfen?«
    »Natürlich«, sagte Sokolow und drehte sich zu dem Boot um.
    Der Ausdruck im Gesicht des Fahrers übertraf seine kühnsten Erwartungen. Der Chinese hatte den Motor jedoch schon ausgeschaltet, und das Boot trieb in Richtung Ufer. Jetzt bückte er sich, um den Rückwärtsgang einzulegen, was Olivia jedoch verhinderte, indem sie ihren Arm unter seinen schob. Das Boot trieb weiter aufs Ufer zu. Da machte Sokolow einen Satz über das Geländer des Stegs und landete auf dem Bug, hechtete über die Windschutzscheibe und kam gerade rechtzeitig auf die Füße, um sich in eine physische Kabbelei zwischen Olivia und dem Fahrer einzuschalten. Er nahm ihn in einen einfachen Schwitzkasten, nur um sich seiner Aufmerksamkeit zu versichern, und zeigte ihm dann die Maschinenpistole.
    In dem Moment kam der Mann zur Einsicht und setzte sich hin.
    »Sagen Sie Fahrer, er soll um Norden von Xiamen herumfahren«, schlug Sokolow vor.
    Olivia sagte etwas. Der Fahrer steuerte das Boot rückwärts von dem Steg weg und wendete dann in die Meerenge hinaus. Nachdem sie die Untiefen gut umschifft hatten, änderte er seinen Kurs so, dass sie Gulangyu zu ihrer Linken und die Innenstadt von Xiamen zu ihrer Rechten hatten, und gab Gas.
    Sokolow setzte sich ans Heck, zog eine Rettungsweste aus einem Aufbewahrungsbehälter und machte sich daran, sie um Olivias Tasche zu schnallen.
    Das dauerte nicht sehr lange, und als er damit fertig war, lehnte er sich zurück und genoss den Anblick der Stadt mit den gigantischen Brücken über die Meerengen, die sie vom Festland trennten, dem Containerhafen, den großen Frachtern, die vor Anker lagen. Xiamen würde er nie wiedersehen, so viel war sicher.
    Etwas vibrierte an seinem Bein. Er griff in die Tasche und zog das Handy des toten Dschihadisten heraus, das er mitgenommen hatte. Sein Display zeigte eine neue SMS an, die aus drei Fragezeichen bestand.
    Sokolow ging das Menü »Letzte Anrufe« durch und stellte dabei fest, dass im Laufe der letzten zehn Stunden mehrmals in Folge Anrufe an diese Nummer gegangen oder von ihr gekommen waren.
    Er rang mit sich, ob er das tun sollte. Es war nicht die sicherste, vorsichtigste Maßnahme, die er ergreifen konnte. Inzwischen hatten sie aber den modernsten Teil der Stadt weit hinter sich gelassen und umfuhren gerade den Norden der Insel, das flache offene Gelände, wo sie den Flughafen gebaut hatten. Nur noch ein paar Minuten, dann würde taiwanesisches Territorium in Sicht kommen.
    Er drückte auf Wiederwahl.
    »Geht’s dir gut? Wo ist Zula?«
    »Geht’s dir gut?

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