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wieder auf einen etwas südlicheren Kurs drehen, aber er befand sich eindeutig in einem misstrauischen und aufgeregten Gemütszustand und drehte ostentativ eine Runde durch die Kabine, bei der er durch sämtliche Fenster starrte, um sich zu vergewissern, dass sie kein Land ansteuerten.
» GPS «, sagte Csongor, und zeigte mit dem Kopf auf eine Fläche innerhalb der Ansammlung kleiner Bildschirme und elektronischer Geräte, die auf die Konsole montiert waren.
Innerhalb kurzer Zeit standen sie um das Gerät herum, das Csongor gemeint hatte. Es als GPS zu identifizieren, hatte schon einer sorgfältigen Beobachtung bedurft. Im Vergleich zu den Geräten mit großen Farbdisplays, die manche Leute in ihren Autos hatten, sah es plump und industriell aus. Sein Bildschirm war klein und grau und zeigte nur die Details, die für Seeleute von Interesse waren: Küstenlinien, Untiefen und Bojen. Allerdings waren die Breiten- und Längengrade eindeutig als lange Ziffernreihen quer über den unteren Rand angegeben, und die groben Umrisse und Symbole auf dem Bildschirm krochen weiter nach oben, während das Schiff sich in südliche Richtung bewegte.
»Ich kann’s nicht glauben«, sagte Csongor. »Vor vier Tagen hab ich noch in Budapest gesessen und Bier getrunken. Und jetzt hab ich in China ein Schiff entführt, mich verliebt und Leute umgebracht.«
Dazu hatte niemand viel zu sagen. Marlon drehte sich zu Yuxia um und fragte auf Mandarin: »Ist da noch sonst noch jemand?«
»Ich glaube nicht«, antwortete sie, »aber wir sollten uns umschauen.«
Sie kamen überein, dass Csongor mit der Pistole auf der Brücke bleiben sollte, während Marlon und Yuxia sich mit ihrem neuen Schiff vertraut machten.
Der Koch, der ihnen hinunter auf das Hauptdeck folgte, sagte zu Yuxia: »Oben auf der Brücke, unter der Steuerkonsole, ist eine Waffe versteckt.«
Also gingen sie wieder auf die Brücke hinauf und ließen den Steuermann ein ganzes Stück von der Konsole zurücktreten, während Marlon auf alle viere ging, unter ihr herumtastete und die Waffe fand: ein alter Revolver, an den Kanten rostig, aber geladen und schussbereit. Den warfen sie ins Meer. Dann forderten sie zur Sicherheit den Piloten und den Koch auf, sich bis auf die Unterhosen auszuziehen, durchsuchten ihre Kleider und entdeckten ein Handy und zwei Messer. Marlon zog die Batterie aus dem Handy des Steuermanns, danach tat er dasselbe mit seinem eigenen und dem von Yuxia.
Anweisungen von Khalid folgend, stieg der Pilot Pawel hinten in das gestohlene Taxi ein, in dem Jones die ganze Zeit hinter getönten Scheiben gewartet hatte. Zula stieg dazu. Khalid setzte sich auf den Beifahrersitz. Ein ähnliches Arrangement wurde in einem zweiten Taxi hinter ihnen getroffen, das sie einfach aus der Schlange in der Hotelauffahrt gerufen hatten; in diesem landete schließlich Sergej mit dem anderen Sprengstoffgürtelträger.
Als sie erst einmal auf der Schnellstraße waren und das zweite Taxi direkt im Rückspiegel hatten – dessen Fahrer hatte anscheinend die Anweisung bekommen, ihnen einfach zu folgen –, sagte Jones zu Pawel: »Unter normalen Umständen würde ich das, was jetzt passieren wird, sehr sorgfältig planen. Vielleicht würden wir mitten im Jemen eine Düsenjetattrappe bauen und daran trainieren. Doch wie die Dinge heute liegen, werden wir einfach improvisieren und auf Allah vertrauen. Nennen Sie es Fatalismus, wenn Sie wollen; ich glaube, das ist die Art, wie Sie im Westen das üblicherweise sehen.«
Pavel erweckte recht gekonnt den Eindruck, als hätte er nicht ein einziges Wort verstanden.
»Also«, fuhr Jones fort, »erzählen Sie mir, wie es an dem Terminal für Privatjets zugeht. Den Luxus habe ich noch nie genossen. Ist da jemand, der meinen Pass abstempeln will?«
Immer noch nichts von Pawel.
»Ich meine es ernst«, sagte Jones. »Ich muss wissen, ob wir durch eine Passkontrolle gehen müssen. Um die Papiere vorzuzeigen. Denn« – hier lächelte er auf eine Weise, die Zula als charmant empfunden hätte, hätte sie sonst nichts über ihn gewusst – »sehen Sie, mein britischer Pass ist leider verlegt worden. Genau wie ihr amerikanischer.« Er nickte in Zulas Richtung.
»Wenn Sie das Normale wissen wollen«, sagte Pavel, »also, normalerweise würde ich einen Flugplan für den Zielflughafen aufgeben. Außerdem eine Passagierliste. Falls der Zielflughafen im selben Land liegt, hat man mit der Passkontrolle natürlich nichts zu tun. Liegt er in einem anderen Land,
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