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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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er Sokolow aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, zeigte er genau das, was man eine verzögerte Reaktion nannte. Während der zweiten Hälfte davon schoss Sokolow ihm zwei Kugeln in den Kopf. Obwohl er an der Art, wie der Mann zusammenbrach, sehen konnte, dass die Kugeln ihm ins Gehirn gedrungen waren und er tot war, feuerte er beim Näherkommen zur Sicherheit noch zwei ab und hob dann die Maschinenpistole auf, die der Mann auf den Boden hatte fallen lassen. Deren Magazin war vermutlich so gut wie leer. Als er den Körper des Mannes absuchte, fiel ihm ein Ersatzmagazin auf, das aus einer Hosentasche herausragte und das er jetzt einsteckte. Außerdem bemerkte er ein Handy, das er ebenfalls an sich nahm. Und, was das Beste war, er fand auch sein eigenes Handy wieder, das dieser Mann aus dem sicheren Haus mitgenommen und in die Hosentasche gesteckt hatte.
    Dann ging Sokolow durch die Wohnung, wobei er sich Olivia ankündigte, damit sie wusste, wer er war.
    Mit Schrecken stellte er fest, dass sie nicht mehr auf dem Balkon war, doch ein Blick nach unten zeigte ihm, dass sie sich, anscheinend ohne sich die Knochen zu brechen, auf den Weg nach unten gemacht hatte und gerade dabei war, die Sachen aufzusammeln, die aus der Tasche gefallen waren, als Sokolow sie hinuntergeworfen hatte. Er pfiff. Sie blickte auf. Er zeigte auf das Tor, das hinaus auf die Straße ging. Sie sah es und nickte. Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ rasch die Wohnung. Dabei streifte er sich den blutigen Umhang ab und warf ihn auf den Boden, bevor er die Treppe hinunterlief, vorne zur Tür hinausstürzte und in dem Moment die Eingangsstufen hinunterrannte, als Olivias Gestalt als Silhouette im Tor zu sehen war.
    »Zum Fährterminal«, sagte er. »Große Straßen meiden.« Sein Gehör erholte sich so weit, dass er jetzt Sirenen wahrnehmen konnte.
    Sie führte ihn hügelaufwärts , was er nicht erwartet hatte, da das Wasser ja in der Regel unten war – aber nur, damit sie in das Gelände einer Schule auf der anderen Straßenseite schlüpfen konnten. Sie rannten über deren Sportplatz und zum hinteren Tor hinaus, folgten dann einer Reihe von Gassen und Treppen, die sie schließlich in einen der großen Parks auf der Xiamen zugewandten Seite der Insel brachten.
    Als das Fährterminal in Sicht kam, blickte Sokolow auf die Uhr und stellte fest, dass seit dem ersten Schuss vier Minuten vergangen waren. Die meisten Polizeidienststellen konnten nicht so schnell reagieren; falls die örtliche Polizei allerdings wegen der morgendlichen Katastrophe in Xiamen in eine Art Alarmbereitschaft versetzt worden war, hatte sie die Polizeipräsenz an den Fährterminals womöglich verstärkt. Und tatsächlich konnte Sokolow durch die Glastüren des Terminals mindestens ein halbes Dutzend Beamte des Büros für Öffentliche Sicherheit erkennen, die eifrig mit ihren Walkie-Talkies beschäftigt waren.
    Sein Schritt geriet ins Stocken.
    Olivia, die dasselbe sah, drehte sich zu ihm um.
    »Wir brauchen schnelles Wassertaxi«, sagte Sokolow.
    Olivia zeigte in den angrenzenden Park. »Gehen Sie da lang«, sagte sie, »und warten Sie am Fuß der großen Statue.«
    Was sie damit meinte, konnte er ebenso wenig missverstehen wie ein Tourist im New Yorker Hafen, wenn dort von der »großen Statue« die Rede war. Sie sprach von einem riesigen steinernen Abbild von Zheng Chenggong, das auf einem Sockel unmittelbar am Wasser stand und mit Scheinwerfern beleuchtet wurde, damit man es auch aus großer Entfernung sehen konnte.
    »Ich miete ein Wassertaxi und treffe Sie dort«, erklärte sie.
    Er meinte, Aufrichtigkeit in ihrem Gesicht zu lesen. Ihr zu vertrauen, war ein Risiko, sich auch nur in die Nähe des Fährterminals zu begeben, jedoch genauso. Er nickte, wandte sich ab und ging in den Park.
    Es war ein großer Park, und er brauchte ein paar Minuten, um in die Nähe des Standbilds von Zheng Chenggong zu kommen.
    Der Sockel selbst erhob sich senkrecht aus dem Wasser und war kein guter Platz, um ein Boot zu besteigen, aber darunter lag ein kleines Stück Sandstrand. Als er ein weißes Wassertaxi im Bogen in die Bucht einfahren sah, sprang er ein paar hohe steinerne Stufen hinunter zum Strand und wartete darauf, dass es näher kam, damit er zu ihm hinauswaten konnte. Doch der Fahrer schaltete den Motor aus und schien nicht geneigt, näher zu kommen; Sokolow konnte hören, dass er eine unschöne Unterhaltung mit Olivia führte.
    Das Problem war vielleicht, dass normale Menschen nicht

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