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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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hinein. Dann wieder. Und wieder. »Treten Sie in meine Fußspuren«, sagte er.
    »Was machen Sie da?«
    »Lesen Sie Schild«, empfahl er.
    Während sie sich in die Hocke hochrappelte, blickte sie direkt auf ein rotes Dreieck, das an dem Kabel hing und einen Totenkopf mit gekreuzten Knochen und die Aufschrift DANGER MINES trug.
    Sie fragte sich, ob eine Mine allein durch Zittern zur Detonation gebracht werden könnte.
    Sokolow hatte die Tasche hinter sich hergezogen. Da sich bis jetzt weder diese noch sie selbst auf dem Minenfeld befanden, watschelte sie zu ihr hin, machte sie auf und holte einen Pullover heraus. Der war zwar feucht, würde aber, da er aus Wolle war, trotzdem warmhalten. Sie zog ihn an und fühlte sich sofort etwas besser. Dann schlang sie sich die Tasche über die Knie und bewegte sich, immer in Sokolows Spuren, stückchenweise unter dem Kabel durch.
    So krochen sie, ihrem Gefühl nach eine ganze Stunde lang, über das Minenfeld.
    »Minen sehr alt«, stellte Sokolow nach einer Weile fest.
    »Oh, gut«, sagte sie.
    »Nein, schlecht. Gefährlicher.«
    So viel zur Unterhaltung.
    Vielleicht Olivias Stimmung spürend, versuchte Sokolow es damit: »Vielleicht könnten Sie einen Anruf machen?«
    »Mein Handy ist weg.« Sie hatte es während des Schwimmens verloren.
    »Gut.«
    Sie stimmte ihm zu. Die Leute vom Büro für Öffentliche Sicherheit würden sich inzwischen über ihre Wohnung hergemacht haben. Dort würden sie an sich nichts Verfängliches finden: nur die persönlichen Sachen von Meng Anlan. Mit etwas Lauferei würden sie jedoch darauf kommen, dass Meng Anlan eine fingierte Person war. Sie würden entdecken, dass sie Räumlichkeiten direkt gegenüber des Epizentrums der ganzen morgendlichen Aufregung gemietet hatte, man würde sich sehr für Olivia interessieren und alles abhören, was über ihre Telefonnummer lief. Natürlich spielte das jetzt, wo sie und Sokolow es in ein anderes Land geschafft hatten, keine so große Rolle, aber ein Leuchtsignal zu geben, bot sich trotzdem nicht als nächster Schritt an.
    »Schauen Sie in CamelBak«, schlug Sokolow vor.
    So einen Trinkrucksack hatte sie noch nie gesehen, fand aber heraus, wie man ihn aufmachte, und entdeckte darin zwei Handys. »Welches soll ich nehmen?«, fragte sie.
    »Kleines Samsung.«
    »Wem gehört das?«
    »Niemandem. Gestern gekauft. Nie benutzt.«
    Sie schaltete es ein und bemerkte ein schwaches Signal. Anscheinend hatte es Empfang von einem Mobilfunkmast jenseits der Meerenge in Xiang’an.
    Sie tippte eine kurze Textnachricht und verschickte sie an eine Nummer, die sie sich eingeprägt, aber noch nie benutzt hatte. Teil ihrer Ausbildung. Was tun, wenn alles in die Hose geht. Benutzen Sie keine der üblichen E-Mail-Adressen oder Telefonnummern. Benutzen Sie nicht Ihr eigenes Handy. Schicken Sie eine Nachricht an diese spezielle Nummer, die Ach-du-Scheiße!-Nummer, die Sie sich eingeprägt haben und sich jeden Tag abends vor dem Einschlafen und morgens nach dem Aufwachen von neuem einprägen. Benutzen Sie die Ach-du-Scheiße!-Nummer ein Mal und dann nie wieder.
    Die Nachricht lautete: BIN NACH HAICANG GEFAHREN UM NACH GROSSMUTTER ZU SEHEN , und bedeutete: Ich bin auf Kinmen, und meine Tarnung ist aufgeflogen .
    Dann schaltete sie das Handy aus.
    Eine halbe Stunde später hatten sie es auf die andere Seite des Minenfelds geschafft und betraten ein Gebiet mit dichterer Vegetation, in dem Aloen und blühende Kakteen um alte, halb eingegrabene Betonkästen herumwuchsen, offensichtlich Bunker, dazu gedacht, dem Artilleriebeschuss vom Festland zu trotzen. Deren Böden waren mit militärischem Abfall übersät, ansonsten waren sie jedoch leer, nur aus den Wänden hingen rostige, verbogene Halterungen, aus denen Kabelbäume herausgerissen worden waren. Jenseits davon erhob sich das Laubwerk wie eine Wand, vollkommen ungebändigt. Sokolow wagte sich hinein und schleifte, als er wieder herauskam, gewaltige Büschel grüner Ranken hinter sich her, die er abgeschnitten und aus dem Gewirr herausgezerrt hatte. Die schichteten sie auf dem Boden des Bunkers bis in Schenkelhöhe aufeinander. Dann streiften sie alles über, was sie an Kleidungsstücken hatten, legten sich nebeneinander hin und zogen weiteres Blattwerk als eine Art Steppdecke über sich. Sokolow legte seinen Arm um Olivia, und sie vergrub ihren Kopf an seiner Brust. Sie verschränkten ihre Beine. Eine Viertelstunde später hörte sie auf zu bibbern. Dann war sie in einen tiefen Schlaf

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