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Wergzeugkästen, holte Computer aus dem Lager und produzierte ganz allgemein ein Riesendurcheinander auf jemandes Werkbank. Er schraubte das Wi-Fi-Teil auf und baute die Festplatte aus. Mithilfe von Anleitungen, die er sich überall aus dem Internet zusammensuchte – darunter sogar ein YouTube-Video – verband er sie mit einem Computer und kopierte sämtliche darauf gespeicherten Daten. Dann baute er das Wi-Fi-Gerät wieder zusammen und fuhr damit zu Peters Gebäude, wo er es genau so anschloss, wie er es vorgefunden hatte.
Dann rief er die Polizei.
So gern er dageblieben wäre und ihnen bei der Untersuchung des Tatorts zugesehen hätte, wusste er doch, dass sie ihn als Erstes hinauswerfen und die Örtlichkeiten mit gelbem Band absperren würden. Also blieb er nur lange genug, um dem ersten Cop, der am Schauplatz auftauchte, eine drastisch verkürzte Version der Ereignisse des Tages zu erzählen. Er gab zu, dass er das Vorhängeschloss aufgebrochen hatte und dann eine Zeitlang in der Wohnung herumgegangen war, verschwieg jedoch seine anderen Aktivitäten.
Dann fuhr er zur Corporation 9592 zurück. Unterwegs fiel ihm ein, dass er gerade einen Einbruch gestanden hatte; aber irgendwie glaubte er nicht, dass Peter Anzeige erstatten würde. Während er, bedingt durch das heillose Zusammentreffen eines Spiels der Sounders mit einem langsamen Güterzug, im Verkehr feststeckte, rief er C-plus an. Er hatte eines jener Systeme, bei dem das Gespräch per Bluetooth vom Telefon in die Stereoanlage seines Wagens übertragen wurde. Die Lautstärke war zu weit aufgedreht; ein Dröhnen sprengte beinahe die Fenster aus seinem Fahrzeug: eine sehr ungewöhnliche Mischung aus bellenden Stimmen, klirrendem Metall und schwerem Atmen. Er drehte es eilends leise.
»Richard.«
»C-plus. Beschäftigt?«
»Bin ich das nicht immer?«
Im Hintergrund brüllte irgendwer Einwortäußerungen auf Latein. Man hörte rhythmisches Stampfen.
»Was zum Geier machst du denn da?«
»Manöver«, sagte C-plus. Dann gab es so etwas wie eine Unterbrechung, und man hörte das Geräusch, mit dem eine Hand das Telefon herumschob.
»Bist du bei der Nationalgarde?« Aber noch während Richard das fragte, verwarf er die Möglichkeit bereits wieder; bei der Nationalgarde wurde kein Latein gesprochen.
»Rollenspielgruppe Römische Legion«, erklärte C-plus.
»Heißt das, du marschierst in Sandalen und einem Rock durch die Gegend?«
»Die römische caliga ist sehr viel mehr als eine simple Sandale, zumindest wie Leute von heute den Begriff verstehen«, begann C-plus. »Zunächst einmal …«
»Okay, schon gut«, sagte Richard.
C-plus seufzte.
»Hast du Lust, dich mit etwas zu beschäftigen, was sehr viel interessanter ist als das, wofür du eigentlich bezahlt wirst?«
»Richard, falls du mich dazu verleiten willst, über meinen Job zu meckern …«
»Nichts liegt mir ferner.«
»Trotzdem möchte ich sagen, dass meine normale Arbeit unglaublich interessant und erhebend ist.«
»Zur Kenntnis genommen«, sagte Richard, »aber ich brauche deine Hilfe bei einem persönlichen Projekt. So was wie eine Detektivgeschichte.«
»Dieses REAMDE -Projekt?«
Die Frage erschien Richard etwas eigenartig und nahm ihm ein paar Sekunden lang den Wind aus den Segeln. »Nein«, sagte er. »Wenn es um Computerviren ginge, hätte ich nicht einmal versucht, dir weiszumachen, es wäre interessant.«
»Worum geht es dann?«
»Komm zum IT -Labor, dann erkläre ich es dir.«
Corvallis erhob die Stimme. »Meine Legion hat sich drei Monate lang auf diese Manöver vorbereitet!«, sagte er. »Als pilus posterior meiner Kohorte habe ich bestimmte Aufgaben …«
»Es geht um Zula«, sagte Richard. »Es ist wichtig.«
»Ich bin in einer halben Stunde da.«
Richard kam etwa fünfzehn Minuten später im Büro an, holte den Computer aus dem IT -Labor und brachte ihn in einen kleinen Besprechungsraum, wo er ihn an einem Bildschirm anschloss und hochfuhr. Corvallis erschien in einer Tunika aus gedeckt weißer, offenbar naturbelassener Wolle, die er, wie Richard befürchtete, möglicherweise höchstpersönlich auf einem Webstuhl römischer Art hergestellt hatte. Seine caligae hatte er gegen Laufschuhe getauscht. Ohne sich groß mit Smalltalk aufzuhalten, machte er sich mit dem Computer vertraut und begann in den Dateien herumzusuchen, die Richard von Peters Wi-Fi-Gerät kopiert hatte. Die Dateien und Ordner hatten nichtintuitive, computergenerierte Namen, und Richard kannte keines
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