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Er gehörte Zula. Der andere wurde in einem Fenster präsentiert, dessen Farbpalette, Schriftart und generelle Gestaltung allesamt Böse sagten. Das Porträt war nicht fix, sondern changierte immerzu zwischen mehreren verschiedenen Spezies, zu denen auch ein rothaariger T’Kesh gehörte.
»Wer ist der böse T’Kesh-Metamorph?«, fragte Richard.
»Das ist der Charakter, mit dem Zula die ganze Zeit, die sie in dieser Nacht eingeloggt war, zusammen gewesen ist«, sagte C-plus. Während er das Kundenprofil eines Users studierte, sprach er langsam und stockend weiter: »Gehört zu einem langjährigen Kunden und intensiven User namens Wallace, ansässig in Vancouver. Aber in der fraglichen Nacht« – (er tippte) – »haben er und Zula sich von derselben Wohnung« – (er tippte) – »in Georgetown aus eingeloggt.«
»Das passt zu dem, was ich vorhin gesehen habe. Zulas Auto und ein Sportwagen aus B. C. stehen beide beim Loft ihres Freundes in Georgetown.«
»Also müssen sie alle in der fraglichen Nacht dort gewesen sein …«
»Und das ist auch der Ort, von dem sie ›verschwunden‹ sind. Ein Wort, das mir immer weniger gefällt, je mehr ich es benutze. Kannst du mir noch mehr über diesen Wallace sagen?«
»Nicht ohne gegen die Datenschutzrichtlinien der Firma zu verstoßen.«
Corvallis schrak vor dem Blick zurück, den Richard ihm zuwarf, und begann wieder zu tippen.
Auf der Projektionswand erschien ein Kundenprofil mit Wallaces vollständigem Namen, seiner Adresse und einigen Informationen über seine T’Rain-Spielgewohnheiten. Eine Angabe sprang Richard sofort ins Auge. »Sieh mal nach, wann er sich das letzte Mal eingeloggt hat.«
»Dienstagmorgen«, sagte C-plus. »Seither nicht mehr.« Er tippte weiter und öffnete ein Fenster, das Diagramme und Tabellen von Wallace’ Nutzerstatistik für seine gesamte Zeit als T’Rain-Nutzer zeigte. »So lang hat er schon seit zwei Jahren nicht mehr ausgesetzt.«
»Und Zula?«
»Genauso«, sagte C-plus. »Sie war davor überhaupt noch nicht eingeloggt. Und noch etwas: Keiner von beiden hat sich am Dienstagmorgen sauber ausgeloggt. Ihre Verbindungen sind zur gleichen Zeit unterbrochen worden, und das System hat sie automatisch ausgeloggt.«
»Das wundert mich nicht«, sagte Richard, der sich an die durchtrennten Kabel in Peters Werkstatt erinnerte. »Jemand ist dort reinspaziert und hat mit einem Messer das Internetkabel durchgeschnitten, während sie gespielt haben.«
»Wer sollte denn so was tun?«, fragte Corvallis.
»Peter hat sich mit fiesen Typen abgegeben«, sagte Richard.
Das Ganze sah mittlerweile so eindeutig nach einem klassischen Szenario – Einbruch mit Mehrfachmord unter Dealern – aus, dass Richard sich in Erinnerung rufen musste, warum er sich überhaupt noch die Mühe machte, weiter darüber nachzudenken. »Zula wollte etwas von dir. Kurz bevor das alles passiert ist.«
»Genau genommen war es danach«, sagte Corvallis.
»Wieso danach?«
»Ihre Verbindung ist um sieben Uhr einundfünfzig unterbrochen worden.« Corvallis griff nach seinem Handy und tippte eine Zeitlang darauf herum. »Zula hat mich um acht Uhr zweiundvierzig angerufen.«
»Okay. Das ist interessant. Sie hat dich um acht Uhr zweiundvierzig angerufen und dir erzählt, sie würde mit mir an dieser REAMDE -Nachforschung arbeiten und müsste wissen, wer ihren Charakter mit einem Heilzauber belegt hat.«
»Ja, und wie sich herausgestellt hat, war das ein chinesischer Spieler, der sich von Xiamen aus eingeloggt hat.«
»Und so hast du erfahren, dass der Virus von dort stammt.«
»Ja.«
»Du sagst also, Zula war der erste Mensch, der da draufgekommen ist.«
»Ja.«
»Das finde ich obermerkwürdig.«
»Wieso?«
»Wenn man diesen ganzen REAMDE - und Xiamen-Kram mal weglässt, sieht die Sache im Grunde ganz einfach aus. Peter hat mit Drogen oder so was gehandelt. Er hat sich mit den falschen Leuten eingelassen. Diese Leute sind in sein Loft eingedrungen, haben ihn entführt und umgebracht, und weil Zula zufällig auch da war, haben sie mit ihr das Gleiche getan. Aber das passt nicht mit diesem Wallace zusammen, und schon gar nicht passt es damit zusammen, dass Zula REAMDE offenbar in fast genau demselben Moment nach Xiamen zurückverfolgt hat, in dem sie und alle anderen aus der Wohnung verschwunden sind.«
»Wallace scheint sich im Internet sehr bedeckt zu halten«, sagte Corvallis.
»Ja.« Denn Richard hatte auf dem großen Schirm zugesehen, wie Corvallis den Mann
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