Error
die kriegen wir nie auf. Vielleicht könnte die NSA diese Verschlüsselung knacken. Wir jedenfalls nicht.«
»Können wir noch irgendwas rauskriegen? Wie alt sind die Dateien? Wie groß sind sie?«
Mit ein wenig mehr Getippe produzierte Corvallis eine Tabelle, die die jeweilige Größe und das Datum der Dateien zeigte. »Einige sind ziemlich riesig«, sagte er, »weshalb ich glaube, dass es Videodateien von den Kameras sein müssen, von denen du gesprochen hast. Einige sind winzig. Im Bezug auf Zeiten und Daten …«
Beide studierten die Tabelle eine Zeitlang und versuchten, Muster zu erkennen.
»Die winzigen sind regelmäßig«, sagte Richard. »Jede Stunde zur vollen Stunde.«
»Und die riesigen sind völlig sporadisch«, sagte Corvallis. »Hör zu, es ist ganz offensichtlich, dass die winzigen von einem Cronjob erzeugt werden.«
»Cronjob?«
»Eine wiederkehrende Aufgabe, die automatisch zu einer bestimmten Zeit ausgeführt wird. Diese Dateien sind einfach Systemprotokolle, Richard. Das System spuckt sie einmal pro Stunde aus, dann wird ein automatisches Backup davon ausgeführt.«
»Reden wir mal über die großen Dateien. Die Videodateien. Es handelt sich um ein bewegungsaktiviertes System«, sagte Richard. »Sieh es dir doch an. Es gibt eine Datei von Freitagnachmittag, da dürfte Peter für die Reise nach B. C. gepackt haben. Dann nichts – jedenfalls nichts außer den stündlichen Systemprotokollen – bis mitten in der Nacht am darauffolgenden Donnerstag. Und das ist eigenartig. Wir wissen nämlich, dass sich Dienstagmorgen eine ganze Menge in dem Loft abgespielt hat. Wieso ist das nicht von den Kameras aufgezeichnet worden?«
»Da ist sogar überhaupt nichts – nicht mal stündliche Protokolle – zwischen Dienstag null Uhr und zehn Uhr morgens«, hob Corvallis hervor. Er lenkte Richards Aufmerksamkeit auf die Tabelle und fuhr mit dem Finger die Spalte entlang, die die Zeit- und Datumsangaben enthielt. »Siehst du, der Cronjob hat Freitag, Samstag, Sonntag und Montag tadellos funktioniert. Montagnacht hat er um elf sein Ding gemacht …«
»Aber dann ist da eine Lücke«, sagte Richard. »Keine kleinen Cronjob-Dateien mehr bis Dienstagmorgen um zehn Uhr.«
»Worauf er«, schloss Corvallis, »bis Donnerstagmorgen um zwei Uhr seine üblichen Gewohnheiten wiederaufnimmt.«
»Was mit einer großen Videodatei zusammenfällt«, erklärte Richard. »Dass danach nichts mehr kommt, liegt daran, dass der Server, der das ganze System gesteuert hat, demoliert worden ist. Jemand ist am Donnerstag, zwei Tage, nachdem Peter und Zula verschwunden sind, zu Peters Wohnung zurückgekommen. Der Dreckskerl hat wahrscheinlich gewusst, dass sie leer war; er muss ein Komplize oder ein Freund von einem der bösen Jungs gewesen sein. Ist durch ein Fenster im ersten Stock eingebrochen. Ist dann nach unten gegangen, hat damit die Überwachungskamera ausgelöst und bewirkt, dass die letzte große Datei erstellt worden ist. Hat von innen die Eingangstür aufgemacht. Einen Plasmaschneider reingetragen. Peters Waffenschrank aufgemacht. Etwas daraus gestohlen. Den Computer bemerkt, der die Überwachungsvideos aufgezeichnet hat, und mit dem Plasmaschneider die Festplatte zerstört.«
Corvallis nickte. »Das passt«, sagte er. »Sobald der Computer zerstört war, sind keine stündlichen Systemprotokolle mehr reingekommen.«
»Das Einzige, was keinen Sinn ergibt, ist die Lücke am Dienstagmorgen«, sagte Richard. »Als wäre eine Zeitlang der Strom ausgefallen. Aber das kann nicht sein. Die Maschine hatte ein UPS .«
Corvallis schüttelte den Kopf. »Ein Stromausfall wäre an diesen Protokollen zu erkennen. Da sehe ich aber nichts.«
»Wie erklärst du es dann?«
»Es gibt eine naheliegende und simple Antwort, nämlich die, dass die Dateien von Hand gelöscht worden sind«, sagte Corvallis. »Jemand, der wusste, wie das System funktioniert, ist am Dienstag zwischen neun und zehn Uhr morgens reingegangen und hat sämtliche seit Mitternacht erstellten Dateien gelöscht.«
»Aber was wir hier sehen, ist das Backup-Laufwerk«, erinnerte ihn Richard.
Corvallis blickte zu ihm auf. »Deswegen sage ich, dass es jemand gewesen sein muss, der mit dem System vertraut war. Er hat von dem Backup-Laufwerk gewusst und darauf geachtet, sowohl die Originaldateien als auch die Backup-Dateien zu löschen.«
»Mit anderen Worten, Peter ist derjenige, der das getan hat«, sagte Richard.
»Das ist die einfachste Erklärung.«
»Entweder er
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