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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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später wurde auch er ruhig und still, als lauschte er und wunderte sich über irgendetwas. Zulas erster Gedanke war, dass sie irgendein Geräusch gemacht haben musste oder dass der Wind gedreht und ihre Anwesenheit verraten hatte.
    Der Bär setzte sich in Bewegung, und sie zuckte zusammen, weil sie glaubte, er bewegte sich auf sie zu; aber das war nicht der Fall. Inzwischen drang das Morgenlicht durch die ramponierte Tarnabschirmung, und Zula, die sich mit der Hand am Chassis abstützte, duckte sich und spähte zwischen den hinteren Raupen des Fahrzeugs hindurch, wo sie die auf den Boden gepflanzten Hinterbeine – nur die Hinterbeine – des Tiers sah. Es hatte sich aufgerichtet, um zu wittern und zu lauschen. Es gab so etwas wie ein ungehaltenes Bellen von sich, ließ sich dann auf alle viere nieder und zockelte davon.
    Unter Zulas rechter Hand war eindeutig etwas. Sie untersuchte es mit den Fingerspitzen und stellte fest, dass sie es vom Chassis lösen konnte. Es war eine kleine Plastikbox.
    Sie ließ die Kette von ihrer anderen Hand ablaufen und kroch dann unter dem Pickup hervor, wo das Licht besser war.
    Die kleine Box war ein Schlüsselversteck mit einem Magneten an einer Seite. Sie öffnete sie und fand zwei Schlüssel auf einem Ring. Einer sah aus wie ein Ersatzzündschlüssel für den Pickup. Der andere war viel kleiner und sah aus, als gehörte er zu einem Vorhängeschloss. Sie probierte ihn an dem Schloss aus, das die Kette um ihren Knöchel festhielt, aber er ließ sich nicht einmal in das Schlüsselloch einführen; er war eindeutig für eine andere Marke gemacht.
    Ihr Blick ging zu dem Schloss des Werkzeugkastens, das Jones gestern auf den Boden geworfen hatte.
    Vom Fuß des Hanges näherten sich Stimmen. Vermutlich hatte der Bär auf sie reagiert. Zula steckte die Schlüssel ein, dann zog sie sich wieder unter den Pickup zurück und tat die Box wieder an ihren Platz am Chassis.
    Es waren Abdul-Wahaab und Sharif.
    Das offene Schloss war halb in den Boden getreten. Zula hob es auf, wischte den Schmutz davon ab und sah es einige Augenblicke lang an. Dann hakte sie den Bügel durch das letzte Kettenglied und ließ es zuschnappen.
    Abdul-Wahaab und Sharif waren bei ihr. Sie rechnete damit, dass sie die Veränderungen an der Tarnung, die zerfetzte Rationsschale mit Löchern von den riesigen Krallen bemerken würden. Das war nicht der Fall. Sie waren erschöpft, und sie hatten es eilig. Und sie wollten nichts anderes als sie holen. Sie kamen durch die Lücke in der Tarnung, die der Bär gemacht hatte. Sharif ließ sich auf ein Knie nieder und öffnete das Schloss, das sie gefangen hielt. Er löste die Kettenschlinge, die um den Rahmen der Anhängerkupplung geführt war, dann ließ er es wieder zuschnappen, sodass die Kette an ihrem Knöchel befestigt blieb. Sein Blick blieb einen Moment lang an dem anderen Schloss, dem von der Werkzeugkiste, hängen, das am Ende der Kette baumelte, aber er reagierte nicht weiter darauf. Er hatte keinen Schlüssel dafür und ohnehin weder Zeit noch das Bedürfnis, sich damit zu beschäftigen. Er zog das lange Ende der Kette vom Rahmen, stand auf, schob sich rückwärts vom Pickup weg und ruckte einmal kurz an der Kette, wie an einer Hundeleine. »Gehen wir«, sagte er auf Arabisch.
    Zula stand auf, dann drehte sie sich um und bückte sich, als wollte sie ihren Schlafsack aufheben. »Das mache ich! Geh einfach!«, sagte Abdul-Wahaab. Also drehte sie sich wieder zu Sharif um. Er wandte ihr den Rücken zu und marschierte los, aus dem Wald hinaus und den offenen Hang hinunter auf den Fluss zu. Am anderen Ufer, zwischen dem Wasser und der Straße, wartete ein grüner Suburban auf sie. Seine Tür zierte das Bild eines Bären.

Neunter Tag
    Sie hatte keine Zeit, sich den Suburban genauer anzusehen, bevor man sie durch die geöffnete Hecktür hineinstieß. Was sie registrierte, war seine künstlerische Gestaltung, wie sie das in Ermangelung eines besseren Begriffs bei sich nannte: waldgrün und geschmückt mit einem Logo, das einen Bärenkopf und ein Paar gekreuzte Feuerwaffen zeigte. Sie schloss daraus, dass der Wagen einer Firma gehörte, die Jagdausflüge veranstaltete. Das wurde von der im Heck verstauten Ladung bestätigt: Schlafsäcke, Zelte, Campingkocher und dergleichen.
    Ihnen fügten die Geiselnehmer einiges von der Ladung aus dem Pickup hinzu, der getarnt oben im Wald stand. Was sie in dem Bergarbeitercamp ergattert hatten, war großenteils Plunder und nur im Notfall

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