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Kleidungsstück eines Gentleman. Verschiedene andere vage Spuren an ihm ließen auf einen Schreibtischberuf schließen. Das allmählich weiß werdende rote Haar war von der sommersprossigen Stirn aus nach hinten geklatscht, über seiner linken Schläfe, wo ein Hautkrebs entfernt worden war, prangte ein kleines Loch. Seine Lesebrille hing ihm an einer Goldkette um den Hals. Der hauchdünne Stoff seines Hemdes, das er oben aufgeknöpft hatte, würde unter einem maßgeschneiderten Anzug gut aussehen, ihm jedoch nur wenig Schutz bieten, wenn er anhalten und einen Reifen wechseln musste. An der rechten Hand trug er wie einen Anker einen dicken goldenen Siegelring.
»Ich selbst spiele nicht T’Rain«, sagte Peter, was zu diesem Zeitpunkt allerdings schon ziemlich offensichtlich erschien.
»Was spielen Sie denn für Spiele?«
»Ich mag Snowboard. Schießspiele. Manchmal auch …«
»Das will ich nicht wissen. Ich will wissen, was Ihr Laster ist und welche Art von Schwierigkeiten es mit sich bringt.« Wallace klopfte leicht mit seinem Siegelring auf den Tisch.
Peter schwieg eine Weile.
»Und versuchen Sie nicht, mir weiszumachen, dass es keins gibt, wir wissen nämlich beide, warum wir hier sind.« Klopf, klopf, klopf.
»Ja«, sagte Peter, »aber das heißt nicht, dass es wegen eines Lasters ist.«
Wallace lachte, aber nicht so erfreut, wie er gelacht hatte, als ihm klar geworden war, dass er sich in König Oglos Festsaal befand. »Sie haben mich über gewisse Individuen in der Ukraine kontaktiert, die nicht gerade ehrbare Bürger sind. Ich habe Sie überprüft. Ich habe alles gelesen, was Sie seit Ihrem zwölften Lebensjahr in Hacker-Chatrooms gepostet haben, in dieser total lächerlichen Schreibweise, die Sie alle verwenden. Vor drei Jahren haben Sie unter Ihrem eigenen Namen erklärt, ein Gray-Hat-Hacker zu sein, was im Grunde dem Geständnis gleichkommt, dass Sie vorher ein Black-Hat waren. Und seit einem Jahr arbeiten Sie bei dieser Sicherheitsberatungsfirma, von deren Gründern die Hälfte schon mal gesessen haben, Mann.«
»Sehen Sie, was soll ich Ihnen sagen? Wir sind hier. Wir haben uns getroffen. Wir wissen beide, warum. Es ist also nicht so, als hätte ich Sie belogen.«
»Ganz recht. Was ich gerade festzustellen versuche, ist, dass Sie alle anderen belogen haben , einschließlich, so würde ich vermuten, Ihre Cappuccino-Freundin da drüben. Und für mich ist es hilfreich zu wissen, welche Laster oder Schwierigkeiten Sie dazu gebracht haben, diese Lügen zu erzählen.«
»Wieso? Ich habe das, wofür Sie gekommen sind, bei mir.«
»Das versuche ich ja festzustellen.«
Peter griff in eine große Außentasche seiner Jacke und zog eine DVD -Hülle mit einer einzelnen unbeschriebenen Scheibe heraus, die oben weiß und unten schillernd violett war. »Hier ist es.«
Wallace sah empört aus. »Wollen Sie es etwa so abliefern?«
»Ist das ein Problem?«
»Ich habe ein Notebook dabei. Ohne DVD -Laufwerk. Hatte gehofft, Sie würden es auf einem USB -Stick mitbringen.«
Darüber dachte Peter kurz nach. »Ich glaube, das lässt sich arrangieren. Warten Sie einen Moment.«
»Dieser Typ hat gerade deinen Freund beschäftigt«, bemerkte Richard, kurz nachdem Peter sich dem Fremden gegenüber am Kamin niedergelassen hatte.
»Beschäftigt?«
»Hat ihm was zu tun gegeben. ›Mach den Kellner auf dich aufmerksam. Bestell mir einen Drink.‹ Etwas in der Art.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Das ist eine Taktik«, sagte Richard. »Wenn du jemanden gerade kennen gelernt hast und versuchst, dir ein Bild von ihm zu machen. Gib ihm eine Aufgabe und schau, wie er reagiert. Wenn er die Aufgabe annimmt, kannst du ihm später eine größere geben.«
»Wendest du diese Taktik an?«
»Nein, sie ist manipulativ. Entweder jemand arbeitet für mich oder nicht. Wenn er für mich arbeitet, kann ich ihm Aufgaben zuweisen und es ist in Ordnung. Wenn er nicht für mich arbeitet, habe ich nicht das Recht, ihm Aufgaben zu geben.«
»Du willst damit sagen, dass Peters Freund ihn manipuliert.«
»Sein Bekannter.«
»Es ist wohl irgendeine Form von Geschäftsbeziehung«, vermutete Zula.
»Warum hat er das nicht einfach gesagt?«
»Gute Frage«, sagte Zula. »Wahrscheinlich hat er Angst, ich würde ihm die Hölle heißmachen, wenn er unseren Urlaub für einen geschäftlichen Termin unterbricht.«
Dann hat er dich also angelogen? Das sprach Richard lieber nicht laut aus. Wenn er sich zu sehr ins Zeug legte, erreichte er
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