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übereinstimme, dass er das jedoch nicht ändern könne und es daher sinnlos sei, sich über die grundsätzliche Lächerlichkeit des Ganzen zu ereifern.
Nicht lange nachdem dieser kleine Orientierungsvortrag vorbei war, kam der Bus, und Jake entstieg ihm inmitten eines Pulks von älteren Mitbürgern, ethnischen Minderheiten, Leuten, die zu jung zum Fahren waren, und Leuten, die Pech gehabt hatten. Olivia, die sich trotz der Bemühungen der Forthrast-Brüder, sie einzubeziehen, sehr wie eine Außenseiterin vorkam, schlenderte mit ihnen die Straße hinunter zu einem Buchladen, den Jake aufsuchen wollte. Angesichts dessen, dass Jake eine Menge verrückter Sachen glaubte, fand Olivia es verblüffend, dass ganz oben auf seiner Liste der Besuch eines Buchladens stand. Wenn schon sonst nichts, so half es, das Eis zu brechen. Sie hatte keine Ahnung, wie ein solcher Mann auf sie als nicht-weiße Frau reagieren würde, aber er war recht herzlich, ja umgänglich und tat alles Erdenkliche, sich als »Spinner« und »Irrer« darzustellen, weil er offenbar meinte, das würde dazu beitragen, Olivia – oder »Laura«, wie sie sich immer noch nannte – zu beruhigen. Es war deutlich, dass man ihn gründlich über die neuesten Neuigkeiten im Bezug auf Zula und darüber, wie »Laura« ins Bild passte, informiert hatte. Während der Busfahrt hatte er darüber nachgedacht, und ihm waren dazu jede Menge Fragen und Theorien eingefallen, die ihr größtenteils wie die Früchte eines scharfen und aktiven Verstandes vorkamen. Er war, wie sich Olivia klarmachte, mindestens so intelligent wie Richard, wenn nicht noch intelligenter.
»Warum leben Sie da draußen so, wie Sie leben?«, fragte sie ihn schließlich.
Zu diesem Zeitpunkt saß sie ihm an einem Tisch im Café des Buchladens gegenüber. Jake hatte das Buch, das er suchte, sofort gefunden: ein Handbuch über biologische Landwirtschaft. Richard und John hatten sich in andere Bereiche des Buchladens verzogen, wo sie ziellos herumstöberten, und wann sie wieder zurück sein würden, ließ sich nicht sagen. Sie hatte Jake eine Tasse Kaffee spendiert, und er war wieder dazu übergegangen, abwertende Witze über seinen Lebensstil zu reißen, was sie allmählich etwas langweilig fand – ein Herumschleichen um den heißen Brei. Besser, ihn einfach direkt zu fragen. Als einer Fremden in einem fremden Land, nahm sie an, würde man ihr das durchgehen lassen.
»Angefangen habe ich wohl mit Emersons Essay ›Selbstvertrauen‹, und von dort aus bin ich dann einfach der Spur gefolgt«, sagte er. ›Siehe, nichts ist geworden aus der prahlerischen Welt … Ich will neu beginnen. Ich will das Endliche lehren, seinen Meister zu erkennen.‹ Ich hatte schon vorher in diese Richtung gedacht, als Patricia gestorben ist … Vielleicht hat Dodge Ihnen davon erzählt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Aber ein bisschen weiß ich darüber …«
»Aus seinem Wikipedia-Artikel, klar. Jedenfalls hat sich damals sonst nicht so viel getan bei mir, also habe ich beschlossen, einen Sommer lang zu versuchen, mein Leben um diese Vorstellung herum zu gestalten.«
»Sie meinen das Emerson’sche Selbstvertrauen.«
»Ja. Aus dem Sommer wurde ein Jahr, und in diesem Jahr habe ich Elizabeth kennengelernt, tja, und danach waren die Würfel so ziemlich gefallen. Dodge hatte diesen Besitz in Nordidaho, den er sich Jahre vorher zugelegt hatte, in einer Lebensphase, die, glaube ich, in dem Wikipedia-Artikel auch ziemlich ausführlich behandelt wird.«
Olivia musste über die höfliche Ironie lächeln, und Jake schien aus ihrer Reaktion Vertrauen zu schöpfen. Olivia sagte: »So weit ich verstanden habe, war das der südliche Endpunkt seiner … Route. Oder wie immer man das nennen will. Nur wenige Kilometer südlich der kanadischen Grenze. Aber in Reichweite des amerikanischen Highwaynetzes.«
»Genau. Aber es ist zufällig auch einer der schönsten Orte, die man sich vorstellen kann: das obere Ende eines kleinen Tals, genau da, wo das Gelände so flach wird, dass man darauf bauen und etwas anbauen kann, aber nur wenige Minuten zu Fuß von Bergen voller wild lebender Tiere und Wasserfälle, Heidelbeeren und Wildblumen entfernt.«
»So wie Sie das sagen, klingt es herrlich.«
»Als ich in Bourne’s Ford – das ist die nächste Stadt – aus dem Bus gestiegen bin, hat ein alter Mann zu mir gesagt: ›Willkommen in Gottes Land.‹ Ich fand das ziemlich kitschig, aber sobald ich den Weg hinauf zu Dodges Besitz gefunden
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