Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
in der Sonne einen Block Hotelzimmer mit Beschlag belegt hatten. Aber so kam es ihm nicht vor. Die Männer waren nicht miteinander bekannt, sie redeten nicht miteinander – was vielleicht erklärte, warum der Typ, den Csongor angesprochen hatte, ihn mit einem solchen Blick bedacht hatte. Im Bus saßen sie in aller Regel nicht nebeneinander. Stattdessen saßen sie allein, oder aber sie teilten sich eine Bank mit einer jungen Filipina. Die demographischen Verhältnisse bei der Filipina-Bevölkerung im Bus waren genauso verrückt: Die Frauen waren allesamt entweder ziemlich jung oder deutlich im mittleren Lebensalter. Die jungen hätte man – wegen der Art, wie sie gekleidet und geschminkt waren – für Frauen in den Zwanzigern halten können, doch bei näherer Betrachtung schienen sie eher im hohen oder gar mittleren Teenageralter zu sein. Einige waren offenbar allein, die meisten aber wurden, wenn auch aus einiger Distanz, begleitet von reifen Frauen, die alt genug waren, um ihre Mütter sein zu können, und insgesamt keine großen Anstrengungen machten, glamourös zu wirken.
    Alle diese Eindrücke drangen ihm im Laufe einer fünfzehnminütigen Busfahrt zu dem Stadtteil am Wasser, den sie vom Boot aus gesehen hatten, ins Bewusstsein. Csongor, Marlon und Yuxia starrten allesamt unverwandt geradeaus, als hätten sie Angst, Blickkontakt mit den anderen aufzunehmen und zu verraten, was ihnen durch den Kopf ging. Als der Bus an einer größeren Haltestelle vor einem Hotel hielt, warteten sie, bis er sich fast geleert hatte, standen dann wie ein Mann auf und marschierten, Yuxia zwischen Csongor und Marlon eingeklemmt, den Mittelgang entlang. Keine Diskussion, kein Blickwechsel war erforderlich gewesen, um sich für diese Vorgehensweise zu entscheiden. Als Csongor sich am Ausgang des Busses zeigte und die Türöffnung fast völlig blockierte, während er kurz am oberen Ende der Treppe verhielt, begrüßte ihn der Anblick eines halben Dutzends junger Filipinas, die mit höchst unterschiedlichen Graden von Begeisterung zu ihm aufschauten: Einige mit strahlendem Lächeln, andere mit Schmollmund und gelangweilt oder offen feindselig. Doch als er die Treppe herunterkam und deutlich wurde, dass ihm eine zierliche Asiatin folgte, die ihrerseits von einem Asiaten gefolgt wurde, schienen sie alle den gleichen voreiligen Schluss zu ziehen, wandten ihm den Rücken zu und schlenderten in Richtung anderer Busse davon, die gerade eintrafen.
    Und doch ging es hier ordentlich zu, und keiner von ihnen hatte das Gefühl, in einen Slum geraten zu sein. Csongor kam es kaum anders vor als Xiamen. Die architektonische Umgebung bestand aus billig gebauten, drei- bis sechsstöckigen Gebäuden, die so eng nebeneinandergesetzt waren, dass sie zusammenhängende Blocks bildeten, getrennt von vollgestopften Straßen und an den Fronten versehen mit einer Mischung aus bunten Schildern und behelfsmäßigen Antidiebstahlsmaßnahmen. Es handelte sich, mit anderen Worten, um die klassische Straßenlandschaft aufstrebender asiatischer Ökonomien, und das einzig Ungewöhnliche daran war, dass die Schilder englische Inschriften trugen. Oder, weiter weg von der Hauptstraße, eine Kreuzung aus Englisch und etwas, was sie nicht erkannten.
    Es sprach viel dafür, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden und die nächste Fähre nach Manila zu nehmen, aber Csongor hatte sich auf die Vorstellung versteift, dass es nur wenige Meter entfernt, über ihnen aufragend, eine große Anzahl halbwegs moderner Hotelzimmer mit Betten und Duschen gab. Was sie in puncto Telefon boten, war völlig offen, aber auf der anderen Seite des Ufer-Fahrwegs, gegenüber der Reihe von Hotels, zählte er in einem einzigen Häuserblock drei Internetcafés. Also strebten die drei ohne große Diskussion in Richtung des Hotels, das am größten und neuesten wirkte und fanden sich gleich darauf in dessen dunklem, beengten Empfangsraum wieder, wo sie, während sie sich anmeldeten, von jungen Frauen in engen Kleidern taxiert wurden, die auf den wenigen verfügbaren Sitzgelegenheiten herumsaßen. Zunächst hatten sie vor, ein Zimmer für Csongor und Marlon und eines für Yuxia zu nehmen, doch als während des Anmeldevorgangs deutlich wurde, dass die beiden Zimmer auf verschiedenen Etagen lagen, überlegte Yuxia es sich anders und verkündete, sie werde in Marlons und Csongors Zimmer auf dem Boden oder auf dem Sofa schlafen. Das hieß natürlich, dass sie ein Bett haben und Marlon oder Csongor

Weitere Kostenlose Bücher