Error
bisschen Gold in den Taschen seiner Toga verschwinden ließ. Im Laufe einer Viertelstunde des Zuschauens sah Csongor auf nur einem dieser Altäre ungefähr eine halbe Million Goldstücke verschwinden, was – wenn man berücksichtigte, dass es sich nur um eine von einem halben Dutzend dieser Einrichtungen handelte und dass sie rund um die Uhr in diesem Tempo zu arbeiten schien – den Schluss nahelegte, dass (hier stellte er im Kopf ein paar Berechnungen an) ungefähr zehn Milliarden Dollar pro Jahr aus T’Rain herauskamen.
Zehn Milliarden pro Jahr.
Marlon musste zwei Millionen hinaustransferieren.
Csongor stützte den Kopf in die Hände, was er immer tat, wenn er angestrengt über etwas nachdachte. Im Hotel hatte er sich die Mühe gemacht, sich zu rasieren, und es war seltsam, seine glatten Wangen zu spüren. Diese Rechnung war nicht sonderlich schwierig, aber er war müde und desorientiert.
Zehn Milliarden im Jahr lief auf ungefähr eine Million Dollar pro Stunde hinaus. Also würden sie die Börse von Carthinias ungefähr zwei geschlagene Stunden lang mit Beschlag belegen müssen. Entweder das, oder das Geld in kleineren Tranchen über einen längeren Zeitraum hinausschaffen.
Und genau damit, wurde ihm klar, verdienten die Kaufleute, die sich in den Kolonnaden drängten, vermutlich ihren Lebensunterhalt: Sie fassten winzige Transaktionen zu größeren zusammen oder teilten unangenehm große in Brocken von genehmerer Größe auf, sodass die heiligen Geldöfen Tag und Nacht in stetigem Tempo brannten.
Dass er das begriff, half ihm aus dem Stadium hoffnungsloser Verzweiflung heraus, in das ihn sein anfängliches Herumstolpern gestürzt hatte. Einen Moment lang saß Lottery Discountz allein und in Sicherheit auf einer Marmorbank in der Zuschauergalerie eines Tempels, in dem von einem riesigen Mutantenkäfer Gold verschlungen, verdaut und als wertloser Dung ausgeschissen wurde. Ein paar Minuten lang war es ungefährlich, ›Away from Keyboard‹ zu sein.
Csongor stand auf und machte ein paar Schritte, um sich die Beine zu vertreten. Yuxia hockte in Fötushaltung auf einem Stuhl und schlief. Marlon war auf genau die gleiche Weise beschäftigt wie schon seit vielen Stunden. Doch als Csongor hinter ihn trat, um auf seinen Bildschirm zu schauen, sah er, dass der »Ork-Plan« sich verzweigt hatte wie ein zweihundert Jahre alter Ahorn. Marlon hatte eine Armee mobilisiert. Auf einen Blick schätzte Csongor, dass sie mindestens tausend Mann umfassen musste.
Als ihm auffiel, dass vom einen Ende des Cafés ein seltsames Gleißen kam, drehte er sich um und begriff nach einigen Augenblicken Desorientiertheit, dass gerade die Sonne aufging.
Inspektor Fournier war verblüfft, vielleicht auch ein wenig irritiert darüber, dass Olivia den Entschluss gefasst hatte, die Straße nach Vancouver hinaufzudonnern, ohne es ihm gegenüber auch nur zu erwähnen. Sie spürte, dass er wünschte, die Einreiseformalitäten des Commonwealth könnten ein wenig verschärft werden, um es neugierigen britischen Spionen zu erschweren, zwischen Staaten hin und her zu wechseln. Dass es Freitag war, trug ganz sicher nicht zur Entspannung der Lage bei; vermutlich hatte Fournier Pläne für den Abend, vielleicht sogar für das ganze Wochenende, und nun erfuhr er, dass er zumindest nominell verpflichtet war, als Gastgeber für diese Frau zu fungieren.
»Wo sind Sie jetzt?«, fragte er.
»In der Schlange am Grenzübergang.« Die elektronische Anzeige behauptete, sie werde in zehn Minuten drüben sein, was ihr pessimistisch erschien. Sie käme damit direkt in die Außenbezirke von Vancouver und wäre in einer Stunde in der Innenstadt. Das war ihr peinlich. Nach Beendigung ihres ersten Gesprächs mit Fournier hatte sie vielleicht fünfzehn Sekunden gebraucht, um sich darüber klar zu werden, dass sie sofort nach Kanada musste, und sie war in Aktion getreten, ohne irgendwem – nicht einmal ihren FBI -Gastgebern – zu erklären, was sie vorhatte. Sie würde während der Fahrt vom Auto aus telefonieren und es dann erklären. Doch am Ende hatte sie dann Dinge mit Richard und Onkel Meng, Seamus und dem geheimnisvollen Csongor geklärt und völlig vergessen, sich telefonisch anzukündigen. Kein Wunder, dass Fournier verärgert war. Es war schon ein paar Stunden nach Büroschluss, er arbeitete länger, verschob sein Abendessen, überlegte, sich ein Glas Wein zu genehmigen, und rief sie aus Höflichkeit an, um ihr mitzuteilen, was sich tat – nur um zu
Weitere Kostenlose Bücher