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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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tatsächlich ein wenig eingedöst war; in vier Schichten billiges Fleece eingemummelt, konnte sie praktisch überall schlafen, ohne Decken oder einen Schlafsack zu brauchen. Beim Aufwachen hatte sie sich Zakir gegenübergesehen, der sie auf eine Weise beäugte, die sie, bevor Wallace und Iwanow in ihr Leben getreten waren, gruselig gefunden hätte. Doch wie die Dinge lagen, ertappte sie sich bei der Frage, ob Zakir diesen Erregungszustand wohl auch aufrecht erhalten könnte, wenn sie ihm die Kette um den Hals schlingen und das Knie in den Rücken stemmen würde. Während ihrer Gefangenschaft in dem Wohnmobil hatte sie viele Liegestützen und Kniebeugen gemacht.
    Geweckt jedenfalls hatte sie die Ankunft eines beträchtlichen Kontingents von Dschihadisten im Lager, nämlich etwa zehn zusätzlich zu den dreien, die man hier zurückgelassen hatte, um die Stellung zu halten. Wie es schien, waren mehrere Autos gleichzeitig an dem Wendeplatz angekommen, hatten diese Truppe neuer Mitwirkender ausgespuckt und waren dann von Leuten weggefahren worden, die Jones für überflüssig erachtete: Cs, vielleicht sogar Ds. Demzufolge befanden sie sich nun alle buchstäblich am Ende der Straße, ohne fahrbaren Untersatz (denn das Wohnmobil war weggefahren worden) und mit sehr viel mehr Campingausrüstung, Waffen und Munition ausgestattet, als sie irgend tragen konnten. Das Licht trübte sich. Zula zog sich die Fleecekapuze über den Kopf, um die Bewegungen ihrer Augen zu verbergen, und versuchte sich an einer Bestandsaufnahme, ohne aufzufallen. Außer den Waffen, die sie in dem Businessjet mitgebracht und die sie den Bärenjägern abgenommen hatten, sah sie keine weiteren. Das, nahm sie an, war sinnvoll; es war viel einfacher, dort, wo sie hingingen, Waffen zu besorgen, und man hatte weniger Gewicht über die Grenze zu tragen.
    Vielleicht war es nützlicher, eine Bestandsaufnahme der Männer als eine der Ausrüstung vorzunehmen.
    Sämtliche ursprünglichen fünf waren jetzt wieder anwesend: Jones, Abdul-Wahaab, Ershut und das Liebespaar. Sozusagen das A-Team. Von dem Kontingent aus Vancouver waren noch der wieselartige Sharjeel und der dickliche Zakir da. Das dritte Mitglied dieser Gruppe, dessen Namen sie vergessen hatte, schien man losgeworden zu sein; vielleicht hatte es sich um einen der Statisten gehandelt, dessen Job darin bestanden hatte, einen Wagen von hier wegzufahren und sich dann zu verkrümeln. Das waren insgesamt sieben. Doch die Gesamtzahl der inzwischen anwesenden Dschihadisten belief sich auf dreizehn – eine Zahl, die sie erst dann genau bestimmen konnte, als man sie zwang, für alle Essen zu machen.
    Das zusätzliche halbe Dutzend waren größtenteils Männer, die sie im Zuge der endlosen Irrfahrten des Wohnmobils schon mindestens einmal gesehen oder gehört hatte, während sie alle, wie sie vermutete, aus verschiedenen Teilen Nordamerikas eingetroffen waren. Zwei waren ihr völlig neu. Aus der Art, wie sie begrüßt wurden, schloss Zula, dass sie es gerade erst geschafft hatten, sich der Karawane anzuschließen. Die meisten der Anwesenden hatten sie entweder seit Jahren nicht gesehen oder keine Ahnung, wer sie waren. Sie stufte sie als As ein, zum Teil deshalb, weil Jones sie mit besonderem Respekt behandelte. Aber nur zum Teil. Sie spürte es einfach. Erasto kam vom Horn von Afrika, wahrscheinlich Somalia. Er sprach perfekt Englisch mit mittelwestlichem Akzent und musterte Zula dabei gern verstohlen, um sich an ihrer Reaktion zu weiden: Er war wohl ein Adoptivkind wie sie, jemand, der in einer Stadt wie Minneapolis aufgewachsen war, aber im Gegensatz zu ihr beschlossen hatte, in seine Heimat zurückzukehren und sein Leben der Sache des globalen Dschihad zu weihen. Er war eins neunzig groß, gebaut wie ein Windhund, mit einem Babygesicht, das er nicht zu rasieren brauchte. Ein Benetton-Modell.
    Abdul-Ghaffar (»Diener des Vergebenden« – so viel Arabisch war ihr mittlerweile wieder eingefallen) – war ein blonder, blauäugiger Amerikaner von etwa fünfundvierzig Jahren, vielleicht aber auch zehn Jahre älter und in guter Form. Er hatte kurz gestutztes Haar, war kräftig gebaut, aber schlank und schien viel zu trainieren. Ein Fußballspieler oder Ringer – jedenfalls praktizierte er einen Sport, bei dem es nicht auf Körpergröße ankam, denn er war nur knapp eins siebzig groß. Seine Muttersprache war natürlich Englisch, und er konnte den Gesprächen der anderen noch schlechter folgen als Zula, die vielleicht

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