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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Himmel hatte.
    Sie befanden sich auf dem Wendeplatz am Ende der Straße, ein paar Kilometer jenseits des Schlosses, am Fuß der Bretterlawine, die die Ruine der alten Bergwerksanlage bildete. Sie schien oberhalb von ihnen in einem Winkel von fünfundvierzig Grad anzusteigen, obwohl Zula bezweifelte, dass es tatsächlich so steil war. Sträuße von Brettern mit verbogenen, halb herausgedrehten Nägeln bildeten schwarze Monstranzen vor dem Himmel. Brombeerhecken und Efeu versuchten miteinander zu verzurren, was Riesenameisen und die Schwerkraft auseinandergerissen hatten. Ein paar Hundert Meter hangaufwärts verlief das alte Gleisbett quer durch die Mitte der Ruine. Vor einem Monat waren sie und Peter mit Schneeschuhen darauf gewandert. In einem Monat würden Mountainbiker darauf fahren. Aber jetzt war es eine Schlammrinne, durchzogen von jahreszeitlich bedingten Rinnsalen, die mit Kies aufgeschüttet und geglättet werden mussten, ehe irgendjemand sie für irgendetwas benutzen konnte. In ein paar Wochen würden die Arbeitstrupps mit der Instandsetzung beginnen, aber im Augenblick war sie so verlassen wie nur je.
    Obwohl Zula die ganze Zeit gedacht hatte, dass sie hierher unterwegs waren, erschien es ihr nun surreal und wie ein Traum: das Gefühl der kühlen, frischen Luft auf ihrer Haut, der Geruch der Zedern und der Erde und natürlich der Umstand, dass sie von Dschihadisten umgeben war und eine mit einem Vorhängeschloss gesicherte Kette um ihren Hals lag. Nun, da sie sich mitten im Nirgendwo befanden, verhielten sich die Dschihadisten endlich ihrer Landessitte entsprechend und begannen ihre Waffen offener zu tragen. Einer von ihnen saß im Schneidersitz auf dem Dach des Wohnmobils, das quer auf der Straße stand und die Zufahrt zum Wendeplatz versperrte, wo sie ihre Campingausrüstung ausgeladen hatten und durchsahen. Dieser Mann hatte ein Gewehr auf dem Schoß und ein Fernglas um den Hals, das er ab und zu in die Hand nahm, um damit talabwärts zu schauen. Falls irgendwelche Geocache spielenden Touristen oder örtliche Cops die Straße heraufkamen, um Nachforschungen anzustellen, dann – soviel war Zula klar – würde er warten, bis er durch die Windschutzscheibe das Weiße in ihren Augen sah, und sie erschießen.
    In der vergangenen Woche hatte es einen Wechsel gegeben. Zula verlor allmählich den Überblick über die Beteiligten. Von den dreien, die am Morgen nach dem Diebstahl des Wohnmobils aus Vancouver gekommen waren, war natürlich Zakir noch da, der das Ende der Kette um Zulas Hals hielt, als führte er einen Hund Gassi; und Sharjeel, der Zackige, Tüchtige, irgendwie Wieselartige, schien einer von Jones’ wichtigsten Stellvertretern geworden zu sein. Ershut, der stämmige Arbeiter, der mit dem Jet gekommen war, spielte seine gewohnte Rolle, schleppte haufenweise Kram herum und sortierte Sachen in Stapeln. Mahir und Sharif, das Liebespaar, waren nicht zu sehen. Das galt auch für Aziz, den dritten der aus Vancouver Gekommenen. Abdul-Wahaab stolzierte umher, starrte ins Weite, sprach wichtigtuerisch in eine Vielzahl von Handys, sah immer wieder auf seine Uhr. Aber mindestens vier neue Leute waren zu sehen: der Scharfschütze auf dem Dach des Wohnmobils, ein weiterer, offen Bewaffneter, der nahebei Wache zu schieben schien (er hatte ein Versteck zwischen den Bäumen gefunden, aber Zula konnte ihn sehen), und zwei drahtige, bärtige Kerle, die so aussahen, als wären sie zu einer langen Großwildsafari gekommen. Zula spürte trotzdem, dass sie noch nicht alle gesehen hatte und dass irgendwo in der näheren Umgebung andere in der kleinen Flotte von Autos herumfuhren, die Jones’ Netzwerk in den fast zwei Wochen, die er nun schon im Land war, hatte auftreiben können.
    Was sie auch tun sollten, sie kamen immer wieder ins Stocken, und Sharjeel ermahnte sie immer wieder, endlich in die Gänge zu kommen und Fortschritte zu machen. Im Laufe einer Stunde packten sie mehrere Rucksäcke so voll, wie es nur ging, befestigten mit Seilen, Kordeln und Gummischnüren weiteren Kram daran, steckten dann noch mehr Kram in Abfallbeutel und Kühltaschen, die sie in den Armen trugen, und dann stapften sie in den Wald davon, auf einem Pfad, den eines der behenderen Mitglieder der Gruppe erkundet hatte. Er führte sie an der Ruine entlang bergauf. Der steile Anstieg, das Unterholz und der Schlamm sorgten dafür, dass sie extrem langsam vorwärts kamen. Doch nach etwa einer halben Stunde – obwohl es Zula länger vorkam –

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