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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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geradewegs über die Grenze schauen und würde verstehen, dass man Richard nun einfach in den Kopf schießen und hier liegen lassen konnte; dann würden sie irgendeine Möglichkeit finden, ohne seine Hilfe am Wasserfall vorbei und in die Vereinigten Staaten zu gelangen.
    Es wurde, mit anderen Worten, Zeit, den Vertrieb zu mobilisieren, mit Jones essen zu gehen, persönliche Kontakte zu pflegen, seine Wahrnehmung der Wettbewerbslandschaft zu schärfen. Eine Partnerschaft zu schmieden. Genau die Sorte Arbeit, vor der sich zu drücken Richard immer einen Vorwand gefunden hatte, selbst wenn große Geldbeträge auf dem Spiel standen.
    Doch jetzt stand sein Leben auf dem Spiel, es war niemand da, der ihm half, und er tat es trotzdem nicht. Er kam einfach nicht an seiner Überzeugung vorbei, dass Jones ihn kreuzweise konnte und dass er für Jones nicht taktieren, tricksen und manövrieren würde.
    Vielleicht, weil ihm alles derartige Verhalten am Ende wie Speichelleckerei vorkam. Das war eigentlich sein Problem: Tief im Inneren glaubte er, dass solche Leute allesamt Speichellecker waren.
    Am Minenausgang machten sie eine kleine Pause, um die Aussicht zu genießen, die letzte Sprengfalle zu legen, Tee zu kochen, zu beten und zu versuchen, Handyempfang zu bekommen. Das war durchaus vernünftig; es schien, als wäre von hier aus der gesamte nördliche Landzipfel von Idaho zu sehen, und irgendwo darin musste es einfach einen Mobilfunkmast geben. Das Experiment wäre sehr rasch vorbei gewesen, wenn es überhaupt keinen Empfang gegeben hätte, aber einige Dschihadisten bekamen wenigstens den kleinsten Strich angezeigt, wenn sie sich in einer bestimmten Haltung an einen bestimmten Platz stellten, das Handy auf eine bestimmte Weise hielten und diverse höhere Mächte anriefen. Richard war versucht, eine herbe Analogie zur Ausrichtung gen Mekka beim Gebet herzustellen, glaubte aber nicht, dass das seiner Lebenserwartung förderlich wäre. Ab einem bestimmten Punkt wurden ihre Rituale lächerlich. Weil keiner von diesen Typen eine moderne ironische Haltung hatte, sah keiner das Komische daran.
    Nein, falsch. Fast alle von ihnen hatten unter falscher Identität in der westlichen Welt gelebt und waren ebenso in der Lage, die Komik wahrzunehmen, wie irgendein vierzehnjähriger Amerikaner, der auf seiner Couch saß, sich im Fernsehen Wiederholungen von South Park ansah und seinen Freunden abfällige Kommentare auf Twitter schickte. Aber sie hatten die bewusste Entscheidung getroffen, sich von alldem abzuwenden. Wie Raucher oder Trinker, die sich ihr Laster abgewöhnt haben, waren sie in diesem Punkt dogmatischer als jemand, der auf natürliche Weise dahin gelangt war. Nur Jones hatte das Selbstbewusstsein, sich Belustigung zu gestatten, und darüber stellten er und Richard am Ende auch Blickkontakt her.
    »Also«, sagte Richard, nachdem er und Jones den Augenblick genossen hatten, »verpassen Sie mir jetzt eine Kugel, oder soll ich Ihnen den einfachsten Weg an American Falls vorbei zeigen?«
    »Ich bin mit dem Arrangement in seiner derzeitigen Form zufrieden«, sagte Jones. »Falls sich das ändert, werden Sie es als Erster erfahren. Immer vorausgesetzt, Sie sehen es kommen.«
    »Tja, da werfen Sie eine interessante Frage auf, Abdallah. Würde ich es denn kommen sehen? Wird es eine dieser langsamen Enthauptungen? Oder einfach nur ein unangekündigter Schuss in den Kopf?«
    Richard sah mit einem gewissen Grad von Fasziniertheit zu, wie Jones es sich tatsächlich überlegte. »Von anderen Faktoren mal abgesehen«, sagte er, »würde ich es vorziehen, Ihnen Gelegenheit zu geben, vorher zu beten, vielleicht eine Erklärung zu formulieren. Aber falls wir plötzlich in eine missliche Lage geraten, bleibt dafür vielleicht keine Zeit.«
    »Ist das ein kleines Incentive-Programm, was Sie mir da gerade vorgelegt haben? Eine eingebaute Strafe für missliche Lagen?«
    »Beim Incentive-Programm geht es, wie Sie gewiss verstehen, nur um Zula. Weil wir bedauerlicherweise keinen Handyempfang haben, konnten wir uns nicht mit unseren Kameraden in Verbindung setzen. Sie dürfen davon ausgehen, dass Zula noch am Leben ist und dass Sie sie in diesem Zustand halten können, indem Sie uns aus misslichen Lagen heraushalten und andere Dinge für uns tun.«
    »Heißt das, wenn Sie Empfang hätten, würden Sie Befehl geben, sie zu töten?«
    »Es gibt keinen festen Plan. Wir bewerten unsere Lage von Stunde zu Stunde.«
    »Dann bewerten Sie mal Folgendes: Wir

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