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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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sitzen hier oben an einer exponierten Stelle. Jeder könnte uns von den Tälern da unten aus sehen. Worauf warten wir?«
    Jones tat so, als hätte er das nicht gehört. »Ist das da Abandon Mountain?«, fragte er und wies mit dem Kinn in Richtung Süden.
    »Ja.«
    »Zur anderen Seite führen Straßen.«
    »Bis zu den unteren Hängen, ja. Das ist der Weg hinaus.«
    »Dann gehen wir«, sagte Jones, stand auf und klopfte sich den Hosenboden ab.
    Richard hatte ihn gerade auf die Probe gestellt: ihm gesagt, dass sie sich aus dieser exponierten Lage entfernen mussten. Jones, der sich Richard nicht beugen wollte, hatte so getan, als hätte er es nicht gehört. Aber ein paar Augenblicke später war er Richards Vorschlag gefolgt, als wäre es seine eigene Idee gewesen. Das war nun allerdings ein psychologisches Programm, bei dem Richard mitmischen konnte, wenn er denn weitere Gelegenheiten finden oder schaffen konnte, es zu entwickeln.
    Eine solche Gelegenheit ergab sich ziemlich bald, da sie an eine Stelle kamen, von wo aus sie eine eindeutige Möglichkeit sehen konnten, in die allgemeine Richtung von Abandon Mountain zu marschieren. Jeder Marihuanaschmuggler, der noch grün hinter den Ohren war, probierte sie aus, nur um sich zwei Stunden später in Schwierigkeiten wiederzufinden, wenn ihm aufging, dass dieser einfach aussehende Pfad in eine Sackgasse führte. Um zu beweisen, dass es sich um eine Sackgasse handelte, musste man noch ein paar Stunden für die Suche nach einem Ausweg aufwenden und vergeudete damit fast einen ganzen Tag. Und so musste Richard hier tatsächlich ein kleines Verkaufsgespräch führen und Jones überzeugen, dass es wirklich viel besser für sie wäre, wenn sie vom naheliegenden und leichten Pfad abwichen und die nächsten Stunden damit verbrachten, sich einen Weg einen Hang hinunter zu suchen, der, wenn es darauf einen richtigen Weg gegeben hätte, eine endlose Abfolge eng geführter Spitzkehren gewesen wäre. Aber ohne Einsatz taktischer Atomwaffen hätte kein Mensch hier einen richtigen Weg anlegen können. Das Ganze war ein Schutthaufen aus umgestürzten, auf einer urzeitlichen Geröllhalde verstreuten Baumstämmen, überzogen mit einer dünnen Schicht aus rutschigem Moos und verrottender Vegetation. Nachdem sie am oberen Ende mit grüner Sprühfarbe eine Erläuterung angebracht hatten, verbrachten sie vier Stunden damit, den Hang hinunterzukraxeln, und legten dabei einen knappen Kilometer auf der Karte zurück.
    In seiner Dopeschmugglerzeit hatte Richard diesen Weg drei-, viermal zurückgelegt, bevor er jede Geduld damit verloren hatte. Er war mit nichts als Proviant und einer Schlafrolle auf dem Rücken hierhergekommen und hatte mehrere Tage damit zugebracht, einen schnelleren und leichteren Weg nach unten zu finden: die sprichwörtliche geheime Abkürzung – einen jähen, riskanten Abstieg in ein ausgetrocknetes Bachbett, gefolgt von einer relativ schnellen und leichten Wanderung durch eine Schlucht, die zu einer Stelle oberhalb des Wasserfalls führte. Ohne diese Entdeckung wäre seine gerade im Entstehen begriffene Schmugglerkarriere wahrscheinlich von der schieren Reizlosigkeit dieses Teils der Wanderung zunichte gemacht worden. Aber er verspürte kein besonderes Bedürfnis, Jones und seinen Leuten etwas von der Abkürzung zu sagen. Vorderhand saßen sie an einem Ort fest, wo es keinen Handyempfang gab: ein Zustand, der den Umfang des Schadens, den Jones anrichten konnte, in Grenzen hielt. Je länger dieser Zustand andauerte, desto größer war die Chance, dass jemand die Anzeichen seines hastigen Aufbruchs vom Schloss bemerken und eine richtige Untersuchung anleiern würde.
    Da war außerdem der Umstand, dass Richard, ob es ihm gefiel oder nicht, diese Leute direkt auf den Ort zuführte, wo Jake lebte. Er tat das alles, um das Leben seiner Nichte zu retten. Es war ihm problemlos erschienen, bis er zum Ausgang der Mine hinausgeschaut und Abandon Mountain gesehen hatte. Jetzt dachte er ziemlich gründlich darüber nach, dass er, um seine Nichte zu retten, eine Bande von Terroristen genau auf eine entlegene Hütte mit zwei Brüdern, einer Schwägerin und drei Neffen darin zuführte.
    Der Plan, der infolgedessen in seinem Kopf Gestalt annahm, während sie den ganzen Vormittag damit zubrachten, in das Flusstal abzusteigen, sah so aus, dass er sich in der Nacht aus dem Lager davonmachen, sich zu Jakes Hütte durchschlagen und sie warnen würde.
    Am Flussufer hielten sie eine lange Siesta,

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