Error
anderen Datei, troll.gpg, anschauen, stellen wir fest, dass sie« – verschiedene Klicks – »zum einen riesig und zum anderen eine korrekt formatierte GPG -Datei ist.«
»Das nennen Sie korrekt formatiert?!«
»Ja. Eine Standardüberschrift und dann mehrere Gigs zufällig wirkender binärer Inhalt.«
»Mehrere Gigs, sagen Sie.«
»Ja. Diese eine Datei ist so groß, dass sie vermutlich all die Dateien enthält, die ursprünglich in Ihrem ›Dokumente‹-Ordner gespeichert waren. Wenn wir allerdings die Botschaft in REAMDE für bare Münze nehmen, ist alles verschlüsselt worden. Ihre Dateien werden gegen ein Lösegeld als Geiseln gehalten.«
Zula hatte die interne Wiki von Corporation 9592 aufgerufen und ging jetzt auf eine Seite mit dem Titel MALWARE , auf der etliche Trojaner und Viren aufgelistet waren. REAMDE fiel ihr sofort ins Auge: Es war das erste Wort auf der Seite, es war in großen Lettern geschrieben, und es war rot. Als sie sich zu der REAMDE gewidmeten Seite durchgeklickt hatte und sich deren Verlauf ansah, stellte sie fest, dass neunzig Prozent des Inhalts während der letzten zweiundsiebzig Stunden geschrieben worden waren. Die Sicherheitshacker von Corporation 9592 hatten sich das ganze Wochenende über damit abgemüht.
»Wie ist das möglich?«, fragte Wallace.
Oben las Zula bereits die Antwort.
»Das ist nicht nur möglich, es ist sogar ziemlich einfach, wenn ein Trojaner erst einmal die Zugriffsberechtigung auf Ihr System hat«, sagte Peter. »Das passiert nicht zum ersten Mal. Schon seit ein paar Jahren erstellen Leute Malware, die so funktioniert. Dafür gibt es auch ein Wort: ›Ransomware‹.«
»Nie gehört.«
»Es ist schwierig, diese Art von Virus in ein profitables Unternehmen zu verwandeln«, sagte Peter, »es muss nämlich eine Finanztransaktion stattfinden: die Zahlung des Lösegelds. Und die kann zurückverfolgt werden.«
»Verstehe«, sagte Wallace. »Im Malware-Geschäft gibt es also einfachere Wege, um Geld zu verdienen.«
»Durch das Betreiben von Botnetzen zum Beispiel«, bestätigte Peter. »Der neue Trick hier besteht anscheinend darin, dass das Lösegeld in Form virtueller Goldstücke in T’Rain gezahlt werden muss.«
»Bisher war das also rein technisch möglich, wurde aber nur von wenigen Leuten in großem Stil genutzt«, sagte Wallace, während er sich da hineindachte. »Und jetzt haben diese Arschlöcher rausgefunden, wie man T’Rain als Geldwaschanlage verwenden kann.«
»Genau«, sagte Peter. »Und da Sie den ganzen Weg hier runter gefahren sind und mir, wie ich gerade sehe, acht Nachrichten auf die Mailbox gesprochen haben, nehme ich mal an, dass Ihr Datensicherungslaufwerk im Safe auch infiziert worden ist.«
»Ja, der Virus hat alles kaputt gemacht, was er erreichen konnte«, sagte Wallace. »Er muss von diesem verfluchten USB -Stick, den Sie mir gegeben haben, in mein System gekommen sein und dann …«
»Versuchen Sie nicht, mir die Schuld zu geben. Ich verwende Linux, schon vergessen? Anderes Betriebssystem, andere Malware.«
»Und wie ist dieser verdammte Virus dann auf meinen Laptop geraten?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Peter.
Zula wusste es, da sie gerade seitenweise technische Analysen des REAMDE -Virus überflog. Einer der Übertragungswege waren Speichersticks und andere Wechseldatenträger. Und Peter hatte sich einen von Richards alten Sticks ausgeliehen, um etwas auf Wallaces Computer zu überspielen. Der musste mit REAMDE infiziert gewesen sein; vermutlich wusste Richard das aber gar nicht oder kümmerte sich nicht darum, schließlich war er ja durch die Unternehmens- IT geschützt.
»Das spielt aber gar keine Rolle«, fuhr Peter fort. »Was zählt, ist nur …«
»Für die Ermittlung der Schuld spielt es sehr wohl eine Rolle«, sagte Wallace. »Die könnte nämlich für ihn von Interesse sein.«
»Ich meine ja nur, dass wir das Problem angehen müssen«, sagte Peter.
»Ausgezeichnete Analyse, mein Junge. Es ist viertel vor drei. Ich bin schon fünfundvierzig Minuten zu spät dran. Ein bisschen Zeit habe ich mir erkauft, indem ich ihm eine E-Mail mit der schwachsinnigen Nachricht geschickt habe, mein Auto sei in den Okanagans liegen geblieben. Aber die Uhr tickt. Wir müssen diese Datei unbedingt entschlüsseln!«
»Nein«, sagte Peter, »wir müssen das Lösegeld zahlen.«
»Scheiße noch mal.«
»Die Datei zu entschlüsseln, ist nicht möglich«, sagte Peter. »Höchstens, wenn wir den Geheimdienst darauf ansetzen würden.
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