Error
immer wieder bedrängt hatten, sich eine Lizenz zum verdeckten Tragen von Waffen zu besorgen und sich eine Pistole zu kaufen. In einem Außenfach ihrer Tasche hatte sie tatsächlich ein Klappmesser, das sie jetzt fand und in die Gesäßtasche ihrer Jeans gleiten ließ. Dann kam sie die Treppe hinunter und sah, wie Wallace gerade die Beifahrertür des Prius zuknallte und auf den Verriegelungsknopf drückte. Die Schlüsselkette steckte er sich in die Hosentasche. »Ihr Mobilgerät und das von Peter liegen heil und unversehrt im Auto«, verkündete er. Zula verstand den Gebrauch von »Mobilgerät« nicht, bis sie unten an der Treppe angekommen war und zwei Handys nebeneinander auf dem Armaturenbrett des Autos liegen sah.
»Verdammt unhöflich von mir, was?«, sagte Wallace, den Blick unverwandt auf sie gerichtet. »Um dieses Problem lösen zu können, müssen wir uns aber gegenseitig vertrauen und uns konzentrieren, und ihr jungen Leute ersetzt das Denken ja heute durchs Kommunizieren, stimmt’s? Also denken wir mal.«
Sie konnte Peters Blick auf sich spüren, wusste, wenn sie sich zu ihm umdrehte, würde sich ein Kanal zwischen ihnen öffnen und er würde versuchen, mithilfe von Gestik oder Mimik etwas zu sagen, vermutlich in Richtung Entschuldigung. Sie tat es nicht. Peter hatte es viel nötiger, eine Entschuldigung loszuwerden, als sie, eine zu bekommen, und sie wollte sich, Wallaces Vorschlag entsprechend, auf die Lösung des Problems konzentrieren und dann hier verschwinden.
»Wir müssen tausend Goldstücke an einen Ort im westlichen Torgai-Vorgebirge bringen?«, sagte sie.
»Und dann beten, dass unser Virenschreiber ein netter, ehrlicher Krimineller ist, der dann postwendend den Schlüssel rausrückt«, sagte Wallace.
»Falls wir uns mit so viel Gold auf den Weg machen, werden wir ein Ziel für Diebe sein«, merkte sie an.
»Es sind nur dreiundsiebzig Dollar«, sagte Peter.
»Für einen Teenager«, sagte Zula, »in einem Internetcafé in China ist das gigantisch. Und es Reisenden auf der Straße zu rauben, geht viel schneller, als es abzubauen.«
»Ganz abgesehen davon, dass es mehr Spaß macht«, ergänzte Wallace.
»Woher sollen ihre Charaktere denn überhaupt wissen, dass ihr so viel Gold bei euch habt?«, fragte Peter.
»Ich habe eine Idee«, verkündete Wallace heiter. Er drehte sich zu Peter um und zeigte mit einem Finger auf ihn. »Sie: Sie halten, verdammt noch mal, die Klappe. Wenn Sie sich auf irgendeine andere Art, zum Beispiel Kaffee kochen, nützlich machen können, tun Sie es bitte. Zula und ich haben aber keine Zeit, Ihnen jedes kleinste Detail von T’Rain zu erklären.« Wallace wandte sich Zula wieder zu. »Sollen wir es uns oben bequem machen?«
»Was ist Ihr mächtigster Charakter?«, fragte Zula, während sie in dem, was als Peters Wohnzimmer galt, ihren Stromadapter einsteckte. Peter war in dem, was eine Küche sein sollte, damit beschäftigt, Kaffee zu kochen.
»Ich habe nur einen«, sagte Wallace. »Einen bösen T’Kesh-Metamorph.« Er loggte sich auf Peters Workstation bei T’Rain ein.
»Lassen Sie mich mal sehen«, sagte Zula. Sie startete die T’Rain-App auf ihrem Laptop und meldete sich an. Mit dem Bürostuhl, auf dem sie saß, rollte sie jetzt, so weit das Stromkabel zuließ, auf Wallace zu. Dessen T’Kesh-Metamorph war auf dem Bildschirm der Workstation zu sehen.
»Was haben Sie?«, fragte Wallace, auf ihren Laptop schielend. »Einen ganzen Zoo von Charakteren, könnte ich wetten.«
»Angestellte bekommen keine Vergünstigungen. Wir müssen unsere Charaktere genauso von Grund auf erstellen wie die Kunden auch.«
»Vermutlich eine weise Unternehmenspolitik«, sagte Wallace in etwas enttäuschtem Ton.
»Ich habe zwei. Beides Gute«, sagte Zula. »Aber das spielt jetzt natürlich keine Rolle mehr.«
»Der da links«, sagte Wallace, während er den Kopf seitwärts reckte, um ihren Bildschirm anzuschauen, »würde in diesen Zeiten besser passen, hab ich recht?«
Natürlich sprach er von Farbpaletten.
Bis eine Woche vor Weihnachten wäre es für die Charaktere der beiden ziemlich schwierig gewesen, in T’Rain irgendetwas zusammen zu machen, denn Zulas waren gut und Wallaces war böse. Ihre Charaktere hätten nicht sehr weit in das Gebiet des Bösen vordringen können, seine nicht weit in das des Guten. Sie hätten sich in irgendeiner Wildnis oder einem Kriegsgebiet treffen können, was ihnen bei dieser Mission jedoch nicht viel geholfen hätte, denn das westliche
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