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Snowboardausrüstung beschäftigt war, und das würde peinlich werden. Sie war zu müde und erschöpft, um auf elegante Weise mit dieser Peinlichkeit fertig zu werden, wollte aber auch nicht, dass Peters letzter Eindruck von ihr der einer wütenden Zicke war.
Als sie für ihr Empfinden zum x-ten Mal zu dem Stapel mit ihren Sachen zurückkehrte, hörte sie unten Stimmen. Von Peter und einem anderen Mann. Einzelne Wörter konnte sie nicht ausmachen, aber der andere Mann war überaus erregt. Ein kühler Luftzug kam von unten die Treppe herauf: frische Luft, die durch die offene Hallentür hereinwehte. Sie brachte das scharfe Parfüm von unvollständig verbranntem Benzin mit, ein Geruch, der heutzutage nur von sehr alten Autos aus der Zeit vor dem Katalysator stammte.
Durch ein kleines rückwärtiges Fenster blickte Zula auf die Gasse hinter dem Gebäude und sah einen Sportwagen, der bei eingeschaltetem Licht, offener Fahrertür und laufendem Motor dort parkte. Der Fahrer stritt unten in der Halle mit Peter. Als Grund vermutete sie, dass Peters Scion, während er auslud, die Gasse blockierte. Das Cabrio stand Schnauze an Schnauze damit; sein Fahrer, mutmaßte Zula, war sauer, dass er nicht weiterfahren konnte. Er war in Eile oder betrunken. Vielleicht auch auf Meth, so außer sich, wie er war. Der Auseinandersetzung, die da unten vor sich ging, konnte sie nicht so ganz folgen. Peter wunderte sich über irgendetwas, übernahm aber die Rolle des vernünftigen Menschen, der versuchte, den Fremden zu beruhigen. Der wiederum brüllte anfallweise los, ohne dass Zula ihn verstehen konnte. Ihr fiel auf, dass er irgendeinen Akzent hatte, aber obwohl ihr Englisch so gut wie perfekt war, kannte sie sich mit Akzenten nicht besonders gut aus.
Sie war kurz davor, die 911 zu wählen, als sie den Fremden das Wort »Mailbox« sagen hörte.
»… hatte ich ausgeschaltet …«, erklärte Peter, wieder in sehr ruhigem, vernünftigem Ton.
»… den ganzen verdammten Weg von Vancouver hierher«, beschwerte sich der Fremde, »hat es geschifft.«
Zula ging ans Fenster und stellte bei einem erneuten Blick auf das Auto des Fremden fest, dass es Nummernschilder aus British Columbia hatte.
Das war also dieser Typ. Das war Wallace.
Es hatte irgendein Problem mit der Transaktion gegeben. Das war ein Serviceeinsatz.
Nein. Technischer Support. Wallace beschwerte sich über einen »verdammten Virus oder so was«.
Irgendwie brach die Spannung ein. Der Adrenalinschub, auf dem Wallace von Vancouver hier runtergedüst war, hatte nachgelassen. Die beiden hatten sich darauf verständigt, die Angelegenheit in Ruhe zu besprechen. Wallace schaltete den Motor und die Lichter des Cabrios aus und kam in die Halle. Peter ließ die Tür hinter ihm herunter.
»Wem gehört das Auto?«, fragte Wallace. Jetzt, wo die große Tür geschlossen war, hallte der Klang die Stufen hinauf, sodass Zula der Unterhaltung besser folgen konnte. Allmählich gewöhnte sich ihr Ohr an den schottischen Akzent.
»Zula«, sagte Peter.
»Das Mädchen? Ist sie hier?«
»Ich hab sie bei sich zu Hause abgesetzt.« Zula registrierte die Lüge mit widerwilligem Dank und Bewunderung. »Sie lässt es hier stehen, wenn sie es nicht braucht.«
»Ich muss dringend mal pissen.«
»Gleich da drüben ist ein Urinal.«
»Guter Mann.« Das freistehende Urinal mitten in seiner Werkstatt gehörte zu den Neuerungen, auf die Peter besonders stolz war. Zula hörte Wallaces Reißverschluss aufgehen, hörte, wie er das Becken benutzte, dachte, dass es witzig wäre, wenn sie genau in dem Moment die Treppe runterkommen und sich auf den Heimweg machen würde. Doch ihr Auto war jetzt von Wallaces Cabrio blockiert. »Ich hatte gedacht, Sie würden mich absichtlich verarschen«, bemerkte Wallace, während er pinkelte, »aber jetzt ziehe ich die Möglichkeit in Betracht, dass es etwas ganz anderes ist.«
»Gut. Es war nämlich absolut sauber.«
»Abgesehen davon, dass es ein ausgeklügelter Plan zu einem massiven Identitätsdiebstahl war, meinen Sie.«
»Ja.«
»Mich davon zu überzeugen ist nicht schwer. Schon geschehen. Die Leute, mit denen ich arbeite, sind aber eine andere Sache.« Wallace war fertig und zog sich den Reißverschluss wieder hoch. Zula nahm wahr, wie sich das Timbre seiner Stimme veränderte, als er sich umdrehte.
»Sie hatten doch gesagt, dass Sie allein arbeiten.«
»Beim ersten Mal habe ich die Wahrheit gesagt«, erwiderte Wallace.
»Oh«, sagte Peter nach einer deutlichen
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