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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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extrapolierten, die ihnen später noch einfallen könnten. Und wohin sie sich auch wandten, die Konkurrenz war, wie sie feststellten, schon fünf Jahre früher dagewesen und hatte alles, was patentfähig war, patentieren lassen und alles, was es nicht war, auf die eine oder andere Weise mit ihrer Duftmarke versehen. Was bezüglich Phase 3 einiges erklärte.
    Die Erleuchtung – wenn das nicht ein zu feines Wort für das völlig abgedrehte Zeug war, das plötzlich in Richards Hirn hochgeschwappt war – hatte in einer Brauereikneipe am Sea-Tac Airport stattgefunden. Dort hatte Richard für zwei Stunden festgesessen, als sein Flug nach Spokane sich durch den Zusammenstoß eines Gepäckwagens mit dem Flugzeug verspätet hatte: ein auf diesem Flughafen seltsam alltägliches Ereignis und eine jener volkstümlichen Noten, die zur Erhaltung der Kleinstadtatmosphäre von Seattle beitrugen. Während er so da saß, sein Bier trank und zusah, wie die schuh- und gürtellosen Reisenden wie die Pinguine durch die Metalldetektoren schlurften, war ihm plötzlich die pure Eintönigkeit der Arbeit aufgefallen, die vom Sicherheitspersonal der Transportation Security Administration verrichtet wurde: die Gepäckstücke auf dem Weg durch die Röntgenprüfgeräte anstarren, bemüht, wachsam zu bleiben für den einen Moment in zehn Jahren, wo jemand tatsächlich versuchte, eine Pistole durchzuschleusen.
    So weit eine alltägliche Beobachtung. Später hatte er ein wenig recherchiert und erfahren, dass die besser ausgestatteten Flughäfen zur Lösung dieses Problems Psychologen angestellt und sich ein paar schlaue Tricks ausgedacht hatten. Zum Beispiel montierten sie auf digitalem Weg so oft Bilder von Pistolen in das Video aus einem Durchleuchtungsgerät, dass die Bediener nicht nur einmal alle zehn Jahre, sondern mehrmals am Tag in Falschfarbendarstellung Silhouetten von Revolvern, halbautomatischen Waffen und unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen über ihre Bildschirme gleiten sahen. Der Studie zufolge genügte das, um zu verhindern, dass die Mustererkennungsneuronen von fruchtbareren oder zumindest unterhaltsameren Hirnprozessen zurückerobert und umgewidmet wurden.
    Das Gehirn, so viel wusste Richard vom wahllosen Überfliegen all dessen, was Google anbot, war irgendwie mit dem Stromnetz von Mogadischu vergleichbar. Dort passierte viel, was Kupferdraht zur Strom- und Datenübertragung erforderte; da dieser jedoch nur in begrenzter Menge vorhanden war, wurde das, was gerade nicht in Gebrauch war, immer häufiger von Milizionären abgerissen und quer durch die Stadt zu irgendeinem energiehungrigen, selbsternannten lokalen Machthaber gebracht, um dessen privates, improvisiertes Stromnetz zu verstärken. Was Mogadischu das Kupfer, waren dem Gehirn die Neuronen. Die Gehirne von Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit unglaublich monotonem Zeug verdienten, wiesen in den für arbeitsbezogene Prozesse zuständigen Bereichen dunkle Flecken auf; all diese fast nie trainierten Neuronen wurden nämlich herausgerissen, an eine andere Stelle transportiert und dort dazu benutzt, die neuronalen Kreise zu verstärken, die man brauchte, um bei den NCAA -Meisterschaften und den Schönheitsoperationen irgendwelcher Berühmtheiten auf dem neuesten Stand zu bleiben.
    Die Flughafengepäckscannererleuchtung war ebenso ent- wie ermutigend. Ent-, weil irgendwelche Arbeitspsychologen ihm bereits zuvorgekommen waren und eine Lösung präsentiert hatten, aber er-, weil Leute mit Doktortitel für die Grundidee bürgten.
    Um Argumente für sein Ma BKUMAPPIS zu liefern, musste Richard (a) irgendeine andere entsetzlich langweilige Arbeit finden, die er als sein experimentum crucis verwenden konnte, und (b) sich eine Möglichkeit ausdenken, wie er deren grundlegende Prozesse auf dem Mittelalterlichen Bewaffneten Kampf abbilden könnte. Zwischen seinen Jahren als geifernder World-of-Warcraft-Süchtiger und der Zeit als Gründer/Schöpfer von T’Rain hatte er vermutlich die Hälfte der in seinem Gehirn vorhandenen Neuronen abgerissen und zu den kortikalen Zentren hinübergezogen und dort angelötet, die für beidhändiges Streitaxtschwingen, Schildschlagen, Pfeilschießen und Sprechen von Zauberformeln zuständig war. An einem Abend planlosen Umherstreifens durch die imaginäre Welt, die D-Quadrat und Skeletor geschaffen hatten, konnten in Richards Gehirn mehr Neuronen feuern als in Einsteins bei der Entwicklung seiner Vorstellung von der allgemeinen

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