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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Selbst wenn es besser funktioniert hätte, hätte das bedeutet, dass mehr Mist in seinem Zeitplan aufgetaucht wäre und weniger von den vollkommen leeren Tagen, die ihm jedes Mal, wenn sie wie durch einen Akt göttlicher Gnade auf seinem Bildschirm erschienen, so eine schöne kleine Endorphinausschüttung bescherten. Folglich lief er nicht Gefahr, von REAMDE infiziert zu werden. Und so konnte Richard, als er an dem Morgen, nachdem Peter und Zula nach Seattle zurückgefahren waren, in seinem großen, runden, quasimittelalterlichen Schlafzimmer im Schloss wach wurde und gleich seine Firmen-E-Mails abrief, die übers Wochenende hereingeschwappte Flut von immer dramatischer werdenden SICHERHEITSWARNUNGEN mit einem gewissen Abstand betrachten. Es gab einen neuen Virus; der hieß REAMDE ( sic ), was eine versehentliche oder absichtliche/ironische Falschschreibung von README war; der Virus hatte schon seit ein paar Wochen geköchelt und sich in den letzten paar Tagen, wie bei diesen Dingen üblich, exponentiell ausgebreitet. Er war tatsächlich eine Folge von APPIS und von Richards ganzen Bemühungen, T’Rain auch außerhalb der reinen Welt der eingefleischten Spieler in ein Profitcenter zu verwandeln. Was von einem Geschäfts- und Marketingstandpunkt aus betrachtet an sich völlig in Ordnung war; in den Medien der Technologiebranche würde es nur Geschichten darüber hervorrufen, wie T’Rain den Sprung von einem reinen Nischenprodukt für die unglaublich Dämlichen zu einer Unternehmensproduktivitätsapp geschafft hatte, die Durchschnittsbürger glaubten, ebenso wie ihr Excel und ihr PowerPoint besitzen zu müssen, und Richard konnte bereits voraussagen, dass sie bei ihrer nächsten vierteljährlichen Besprechung im Rückblick einen Sprung in den Verkaufszahlen sehen würden, der exakt die Steigerung in der kostenlosen Werbung nachvollzog, die durch das Auftreten dieses schrecklichen Virus ausgelöst worden war.
    Für heute war sein Kalender leer, für morgen sagte er jedoch eine Reise nach Seattle voraus, damit Richard am darauffolgenden Tag früh aufstehen und zu einem seiner Blitzbesuche in Nodaway und auf der Isle of Man aufbrechen könnte. Er erwog, die Sache mit REAMDE als Vorwand zu benutzen, um sich schon jetzt, einen Tag früher, nach Seattle zu begeben. Und genau das hätte er auch getan, wäre seit seiner letzten Interaktion mit Zula mehr Zeit vergangen. Doch sie war gerade erst weggefahren, und er wollte das arme Mädchen nicht verschrecken, indem er sich in eine Art Stalker-Onkel verwandelte, der ihr nicht von der Seite wich. Lieber sollte sie selbst entscheiden, wann sie wieder Lust auf ein bisschen Zeit mit Richard hatte. Also ließ er seinen Zeitplan, wie er war, zumal er ohnehin damit rechnete, den ganzen Tag mit E-Mails von Freunden und Familienmitgliedern beschäftigt zu sein, deren persönliche Dateien von einem mysteriösen Troll im Internet als Geiseln gehalten wurden.
    Es war kein Aufwachen, sondern ein schrittweises Wiederzusammensetzen des Bewusstseins aus Teilen, die zwar noch funktionstüchtig, aber nicht mehr miteinander verbunden gewesen waren. Sie blickte auf schneegefleckte Berge hinab, als befänden sie sich auf dem Startbildschirm von T’Rain, und gleichzeitig hatte sie einen Traum, in dem sie sie barfuß überquerte. Barfuß hatte sie nämlich, zusammen mit ihrer Gruppe, den größten Teil des Weges von Eritrea in den Sudan zurückgelegt, und ihre Träume brachten sie oft zu dieser Reise zurück, so als wären die Nerven in den Fußsohlen enger mit dem Gehirn verbunden als alle anderen. In ihrem Traum war der Schnee zwischen ihren Zehen warm, was, wie sie wusste, keinen Sinn ergab; erklärt wurde es aber als ein Zauber, den sich Devin Skraelin auf einen indirekten Hinweis von Donald Cameron hin ausgedacht hatte. Und dann war ihr und Pluto die Aufgabe zugefallen, ihn real werden zu lassen, ihn von Bits zu übertragen, und sie ging gerade mit einer Karawane eritreischer Flüchtlinge darüber, um sicherzustellen, dass alles zusammenhielt.
    Als die Erinnerung allmählich wieder einsetzte, sagte sie ihr, dass sie ziemlich lange mit halb geöffneten Augen auf der Seite gelegen und aus einem Fenster hinausgesehen hatte. Die Berge zogen unter ihr vorbei. Die Welt dröhnte und brummte.
    Sie befand sich in einem Flugzeug. Ihr Sitz roch nach gutem Leder. Jemand hatte ihn ganz nach hinten geklappt, sodass er ein flaches Bett bildete, und Decken über sie gebreitet. Schöne. Keine üblichen

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