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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Flugzeugdecken.
    Sie war nicht vergewaltigt oder anderweitig missbraucht worden. An der Hand hatte sie einen Verband. Sie erinnerte sich an die Lilien und das Messer.
    Und den Milchkaffee. Man hatte ihr Rohypnol in den Milchkaffee getan.
    Sie bewegte sich ein wenig und stellte fest, dass sie zwar vom zu langen Liegen in einer Position steif war, ihre Gliedmaßen jedoch funktionierten.
    Sie drehte den Kopf vom Fenster weg und blickte in den zylinderförmigen Rumpf eines kleinen Flugzeugs.
    Jenseits des Gangs lag Peter in ähnlicher Position und betrachtete sie. Als sie das sah, zuckte sie leicht zusammen.
    Sie befanden sich am hinteren Ende der Passagierkabine. Im vorderen Teil saß Sokolow in einem Sitz, eine Lesebrille vorne auf der Nase, und ging Unterlagen durch.
    Die Trennwand, die unmittelbar hinter ihnen den Abschluss der Kabine bildete, besaß eine Tür, die, so vermutete Zula, zu einem separaten Abteil führte. Da sie Iwanow nirgendwo sonst sehen konnte, nahm sie an, dass er sich darin befinden musste.
    »Wie lange bist du schon wach?«, fragte Peter.
    »Eine Minute«, sagte Zula. »Und du?«
    »Vielleicht eine halbe Stunde. Hey, Zula!«
    »Was?«
    »Hast du eine Ahnung, wohin wir fliegen?«
    Zula schlug die Decke zurück, stand auf und ging, etwas wackelig, an Sokolow vorbei zum vorderen Ende des Flugzeugs. Die Tür zum Cockpit war zu, eine andere Tür daneben führte jedoch zur Toilette.
    Irgendetwas schlug mit einem kratzenden, dumpfen Geräusch auf dem Boden zu ihren Füßen auf. Als sie ihren Blick darauf richtete, entdeckte sie ihre Umhängetasche. Sokolow hatte sie ihr hingeworfen.
    Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. »Danke«, sagte sie.
    Er erwiderte ihren Blick für drei Sekunden, ehe er sich wieder seinen Unterlagen zuwandte.
    Sie ging hinein, setzte sich, stützte das Gesicht in die Hände und pinkelte.
    Denk nach .
    Wie hatten Iwanow & Co sie außer Landes geschafft?
    Onkel Richard nahm manchmal, wenn er zur Isle of Man flog, um Don Donald seine Aufwartung zu machen, einen Privatjet und schwärmte dann unaufhörlich davon, wie einfach, wie reibungslos das ging. Kein Einchecken. Keine Sicherheitskontrolle mit Abtasten. Keine Wartezeit. Einfach direkt zum Flugzeug gehen, einsteigen und abfliegen.
    Zula wusste nicht, welche Wirkung die Droge auf sie gehabt hatte – war sie bewusstlos gewesen? Bloß groggy? Oder in einem willfährigen, zombieartigen Zustand? Jedenfalls konnten die Russen sie und Peter, ohne dass irgendjemand es gemerkt hätte, in Fahrzeuge verfrachtet haben, mit denen sie dann schnurstracks auf die Rollbahn am Boeing Field und dort (falls man Onkel Richard Glauben schenken durfte) von der Seite an das Flugzeug gefahren waren, wo es vermutlich nicht sehr schwierig gewesen war, sie die Treppen hoch an Bord zu bringen.
    Es dürfte also wirklich kein Problem gewesen sein. Wären sie bemerkt oder gefasst worden, hätten harte Strafen auf sie gewartet, aber diese Burschen waren nicht der Typ, der sich um so etwas Gedanken machte. Auch wenn es makaber war, irgendwie gefiel ihr das an ihnen.
    Sie durchsuchte ihre Umhängetasche. Ihr Pass war weg. Das Messer hatten sie ihr aus der Hosentasche gezogen. Kein Autoschlüssel (nicht dass er ihr von besonderem Nutzen gewesen wäre), kein Handy. Was sie fand, war ein Buch, das sie gerade las, einige der Kleinigkeiten, die sie in Peters Wohnung zusammengesucht hatte – Schminksachen, Tampons, Frisierutensilien, Händedesinfektionsgel. Eine stinknormale Seattle-Fleeceweste. Kugelschreiber und Bleistifte waren alle weg – weil sie potentielle Waffen darstellten? Weil Zula damit einen Hilferuf hätte verfassen können? Jemand hatte ihr Gepäck durchsucht – die Reisetasche, die sie mit auf den Skiausflug genommen hatte –, und (Gott sei Dank) Unterwäsche, zwei T-Shirts und ein Paar Shorts herausgezogen und in die Umhängetasche gestopft.
    Sie flogen also irgendwohin, wo es warm war.
    Denk nach . Wann würde man ihre Abwesenheit bemerken? Bei der Arbeit hatten alle gewusst, dass sie übers Wochenende Skifahren gehen wollte. Wenn sie heute nicht auftauchte, würden sie annehmen, dass sie verschlafen hatte.
    Aber irgendwann – vielleicht in ein paar Tagen? – würden die Leute sich langsam Sorgen machen.
    Und dann?
    Am Ende würden sie vielleicht bei Peter nach ihr suchen und dort ihr Auto finden, es sei denn, die Russen hatten es rausgefahren und im trüben Wasser des Duwamish versenkt. Sie würden jedoch keine Anzeichen dafür finden,

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