Ersehnt
weil Della Sloane mir unter die Haut ging und ich sie haben musste. Aber ich konnte meine Gefühle einfach nicht länger ignorieren. Es ging nicht nur um Sex. Gut, am Anfang schon, doch jetzt war mehr daraus geworden. Ich war ihr nahe genug gekommen, um hinter die Fassade zu blicken. Ich wusste, dass sie selbstlos und rücksichtsvoll war. Sie erwartete nichts von mir und freute sich einfach nur, am Leben zu sein. Sie hatte Wunden davongetragen und ließ sich doch nicht unterkriegen. War kein bisschen wehleidig. Das war alles mit inbegriffen in dem schönen Paket, das Della hieß. War mir je schon mal so eine Frau begegnet?
Vielleicht erwies sie sich ja als das Beste, was mir je passiert war. Die Erleichterung darüber, dass ich sie nicht aufgeben und mich nicht den Wünschen meines Vaters fügen musste, war unglaublich. Ich atmete wortwörtlich auf.
Dann rief ich Angelina an und bat sie, mich um elf in meinem Büro zu treffen. Auf die Art konnte sie ausschlafen und sich anziehen. Und danach konnte ich mich auf die Suche nach Della machen, vor ihr auf die Knie fallen und sie – wenn’s denn sein musste – anflehen.
Dass ich sie am vergangenen Abend mit Tripp zurückgelassen hatte, war die Ohrfeige gewesen, die ich gebraucht hatte. Diese Farce einer Beziehung, die ich mit Angelina führte, war einfach lächerlich. Und das wusste sie genauso gut wie ich. Beide waren wir so machtbesessen, so versessen darauf, die Stellungen in den Firmen unserer Väter einzunehmen, die uns rechtmäßig zustanden, dass wir dafür bereit waren, auf die Liebe zu verzichten. Selbst wenn Della nicht in mein Leben getreten wäre und mich gezwungen hätte, mich den Forderungen meines Dads zu widersetzen, wäre ich nicht imstande gewesen, vor dem Traualtar »Ja« zu sagen.
E in kurzes Klopfen an meiner Tür, dann kam Angelina auch schon in mein Büro gerauscht. Sie hatte sich ihr langes, blondes Haar hochgesteckt, sodass einige Locken spielerisch über die Ohren herabfielen. Ihr kurzes lila Leinenkleid war faltenlos, und ich wäre jede Wette eingegangen, dass die dazupassenden High Heels mehr gekostet hatten, als der Durchschnittsbürger in einem halben Jahr verdiente. Der Diamantring an ihrer linken Hand, in dem sich das durchs Fenster hereinströmende Sonnenlicht spiegelte und Lichtbögen an die Wände warf, machte sich über mich lustig. Er war genauso perfekt auf Hochglanz gebracht wie die Frauenhand, die er verschönerte. Angelina war immer schön und elegant gewesen. Und in dem Wissen großgezogen worden, einst als Pfand ihres Vaters eingesetzt zu werden. Das junge Mädchen, für das ich einst etwas empfunden hatte, steckte irgendwo unter dieser ganzen Fassade.
»Tu das nicht!«, sagte sie, straffte sich und griff nach der Rückenlehne des Stuhles neben sich. Ich hatte noch kein Wort gesagt, doch sie wusste schon Bescheid. Das hätte uns beiden eigentlich schon alles verraten müssen.
»Wir können nicht heiraten, nur weil sie es sich wünschen. Ich habe die ganze Zeit nach der Pfeife meines Vaters getanzt, aber jetzt ist Schluss. Ich kann das nicht.«
In Angelinas Augen blitzten Wut und Abscheu auf. Sie verstand es nicht. Ich hatte gedacht, sie würde mir vielleicht dankbar sein, aber das war ein Irrtum gewesen. Sie hatte das Ganze durchziehen wollen. Warum? Ihr Vater würde schon einen Ersatzkandidaten finden. Möglicherweise jemanden, der sie lieben konnte. Der sie nicht nur wegen des Namens und des Vermögens ihres Vaters heiraten würde.
»Du machst den größten Fehler deines Lebens!«, zischte sie durch zusammengebissene Zähne.
Ich ging auf die andere Seite meines Schreibtisches und setzte mich.
»Eine Ehe mit dir wäre der größte Fehler meines Lebens gewesen. Wir hätten einander gehasst. Ich kann nicht zulassen, dass mein Dad mich weiter bevormundet. Wenn er nicht will, dass ich seinen Club übernehme, bitte! Zumindest habe ich dann meine eigenen Entscheidungen getroffen.«
Angelina verdrehte die Augen, als fände sie meine Erklärung lächerlich. »Hör dich doch nur mal selbst zu. Eine andere Welt als diese kennst du doch gar nicht. Dieses Leben, das du so ohne Weiteres wegwerfen willst, weil du dir nicht länger vorschreiben lassen möchtest, was du zu tun hast, ist alles, was du je gekannt hast . Du tust so, als wäre es das Schlimmste auf der Welt, mich zu heiraten. Wir standen uns mal nahe, Woods. Waren Freunde. Das könnten wir wiederhaben, wenn du dich einfach damit abfinden und dem Ganzen offen
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