Ersehnt
Gegensatz zu meinem Mann nicht so überzeugt davon, dass es gut ist, dass Sie herkommen.«
Der skeptische Ton in ihrer Stimme brachte mich zum Lächeln. Della hatte jemanden, der sie verteidigte, und allein aus diesem Grund liebte ich diese Unbekannte schon. Jeder, der Della beschützte, genoss meinen Respekt.
»Okay, fragen Sie, was immer Sie wollen«, erwiderte ich.
Sie hielt inne. »Wieso kommen Sie her?«
»Weil ich ohne Della nicht leben kann. Und es auch nicht möchte. Sie ist der Grund, warum ich morgens aufstehe.«
Stille. Ich fragte mich, ob sie noch etwas sagen würde. Wartete.
»Okay. Gute Antwort. Vielleicht könnte ich Sie doch mögen. Halten Sie Della für verrückt, oder meinen Sie, sie könnte es werden?«
»Nein. Sie ist umwerfend und voller Leben. Sie muss noch ein paar Probleme in den Griff kriegen, aber das wird schon. Ich habe vor, ihr dabei zu helfen, und ich glaube, dass ihre Schwierigkeiten dann bald schon der Vergangenheit angehören werden.«
Am anderen Ende hörte man einen erleichterten Seufzer. »Na gut, letzte Frage: Wieso lieben Sie Della?«
Darüber musste ich nicht mal nachdenken. »Bis Della in mein Leben getreten ist, wusste ich mit dem Begriff ›Liebe‹ überhaupt nichts anzufangen. Ich hatte mich noch nie wirklich verliebt, und mir war in meinem Leben nur sehr wenig Liebe entgegengebracht worden. Aber einmal hatte ich Liebe erlebt. Meine Großeltern hatten einander bis in den Tod geliebt. Und ich hatte gedacht, das sei etwas, das ich selbst nie erleben würde. Dann bin ich Della begegnet. Sie ging mir unter die Haut, und allmählich weckte sie Gefühle in mir, von deren Existenz ich gar nichts geahnt hatte. Sie heuchelt einem nie etwas vor. Hat keine Ahnung, wie schön sie ist, und sie ist völlig selbstlos. Doch selbst wenn sie all das nicht wäre, sind ihr Lachen und der Ausdruck in ihren Augen, wenn sie wirklich glücklich ist, das Einzige, was im Leben zählt.«
Zu meiner Überraschung hörte ich am anderen Ende der Leitung ein leises Schniefen. »Okay. Dann mal nichts wie her! Meinen Segen haben Sie.«
Ich lächelte. »Bin schon fast da.«
B raden hatte auf ein Meeting in ihrer Schule gehen müssen. Das hatte sie erst nach dem Mittagessen erwähnt. Nachdem sie einen Anruf erhalten hatte, der sie daran erinnerte, war sie ganz schnell verschwunden. Ich überlegte, ob ich nicht ein kleines Nickerchen machen oder es zumindest versuchen sollte. Ich war mir auch nicht sicher, ob ich diese Nacht gut schlafen würde. Ich hasste den Gedanken, dass ich Braden und Kent durch meine Schreie aufwecken könnte. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Ich war nun schon fast einen ganzen Tag lang wieder hier. Und immer noch hatte Woods nicht angerufen. Nachdem er nicht auf den Kopf gefallen war, musste er inzwischen doch schon längst herausgefunden haben, wo ich steckte.
Das tat weh. Schließlich wollte ich, dass ihm an mir lag. Und er mich genügend liebte.
Es klingelte an der Tür, und ich stand wie angewurzelt in der Küche. Ich hatte keine Ahnung, ob ich an die Tür gehen sollte. Darüber hatten Braden und Kent gar nicht mit mir gesprochen. Außerdem war helllichter Tag, und Braden und Kent arbeiteten um diese Zeit gewöhnlich. An manchen Tagen arbeitete Kent auch zu Hause, wie etwa gestern bei meiner Ankunft. Heute allerdings nicht. Es stand ja nicht mal ein Auto vor der Tür.
Wieder klingelte es. Wer auch immer das war, er war hartnäckig. Ich ging durch den Gang in die Diele. Durch die beiden Fenster beiderseits der Tür konnte ich sehen, wer davorstand. Leise schlich ich hin und linste hinaus.
Woods stand mit nervöser Miene vor der Tür, die Hände in die Taschen geschoben. Er war hier. Wie konnte das sein?
»Na komm, Della. Ich weiß, dass du hier bist. Bitte mach die Tür auf, Baby!«, bat er und klopfte dazu an die Tür.
Er war meinetwegen hier. Ich stand auf und ergriff den Türknauf. Er war hier. Wollte mich sehen. Er hatte nicht angerufen, sondern war mir einfach hinterhergefahren. Kaum hatte ich die Tür einen Spalt geöffnet, drückte Woods sie ganz auf und kam ins Haus gestürmt. Er entdeckte mich, packte mich und zog mich in seine Arme.
»Ich bin fast wahnsinnig geworden!«, murmelte er in meine Haare. »Ich konnte nicht schlafen. Konnte nicht essen. Es tut mir so leid. Es tut mir so unglaublich leid! Das werde ich meinem Vater nie verzeihen, das schwöre ich dir. Niemals!« Er fuhr fort, mir Versprechungen zu machen, doch ich hörte gar nicht mehr zu. Ich
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