Erst ich ein Stuck dann du Luisa und der gro e Weihnachtswunsch
Kindheit gespielt hatte. Ihrem Nachbarn hatte sie die Wäsche von der Leine gemopst und in den Kohlenkeller geworfen, einer Mitschülerin hatte sie heimlich in die Schulmilch gespuckt und ihrer kleinen Schwester hatte sie die Zöpfe abgeschnitten.
Leonie wunderte es mittlerweile gar nicht mehr, dass der Weihnachtsmann böse mit der alten Dame war. Sie musste ihn unbedingt finden, damit er und Oma Irmi endlich Frieden schließen konnten.
Leonie wartete, bis der Tisch abgeräumt war und die drei Erwachsenen sich zum Abspülen in die Küche zurückgezogen hatten. Dann huschte sie zur Garderobe, schlüpfte in ihre Stiefel und zog Jacke, Mütze, Schal und Handschuhe an. Mama hatte nicht mit ihr geschimpft, weil sie die Sachen gestern in der Gegend herumgeworfen hatte, sondern offenbar heimlich alles ordentlich an seinen Platz getan.
Leise öffnete Leonie die Haustür
und huschte auf die Straße hinaus.
Als Erstes lief sie zum Supermarkt.
Dort kaufte sie vier Möhren
und einen halben Liter Milch.
Leonie musste ihr ganzes Taschengeld dafür hergeben, aber das war es ihr wert. Nachdem sie alles bezahlt hatte, schlug sie den Weg in Richtung Stadtpark ein. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie den Weihnachtsmann dort am ehesten finden könnte.
Unterdessen saßen Lars und Luisa im Kinderzimmer und beratschlagten sich.
„Ich finde, wir sollten trotzdem Weihnachten feiern“, sagte Luisa.
„Wie soll denn das gehen?“, erwiderte Lars missmutig. „Wenn Mama, Papa und Oma Irmi es nicht wollen, dann haben wir keinen Tannenbaum, keine Geschenke, keine Würstchen und keinen Kartoffelsalat“, fasste er zusammen. „Außerdem singen wir keine Weihnachtslieder und es sagt auch niemand ein Gedicht auf.“
„Wer behauptet denn das?“,
erwiderte Luisa und grinste keck.
Lars runzelte die Stirn.
„Mama und Papa natürlich“, sagte er.
„Die bestimmen doch alles.“
„Wir müssen das ja nicht mitmachen“, entgegnete seine Schwester. „Okay, wir haben keinen richtigen Weihnachtsbaum und wir bekommen auch keine Geschenke. Aber das ist ja nicht das Allerschlimmste. Oder?“
„Nee“, gab Lars zähneknirschend zu. „Für meine Autorennbahn ist in unserem Zimmer sowieso kein Platz.“
„Stimmt“, sagte Luisa. „Und deshalb feiern wir in diesem Jahr einfach mal anders.“
„Aha“, sagte Lars. „Und wie?“
„Ganz einfach“, sagte Luisa.
„Wir machen alles selbst.
Ich gehe in den Garten hinunter und schneide ein paar Zweige vom Tannenbaum ab“, erklärte sie ihrem
Bruder. „Und dann fangen wir an zu basteln: Weihnachtsschmuck, Geschenke und Weihnachtspapier.“ Sie stöhnte leise. „Damit haben wir mindestens bis heute Nachmittag zu tun. Und wenn alles fertig ist, gehen wir mit den Sachen ins Wohnzimmer hinunter, singen O Tannenbaum oder O, du Fröhliche und Leonie sagt ein Gedicht auf. Dagegen kann nicht mal Oma Irmi was haben“, setzte sie hinzu. „Solange kein echter Weihnachtsmann dabei ist.“
„Au ja, das machen wir!“,
rief Lars begeistert.
Er fand die Idee super!
Die beiden gingen sofort ans Werk.
Luisa holte Tannenzweige
aus dem Garten
und stellte sie in eine Vase.
Lars kramte das Bastelzeug hervor.
Wo steckt der Weihnachtsmann?
Während Lars und Luisa Styroporkugeln mit Goldfarbe bemalten, Glitzersterne auf Seidenpapier klebten und rote Schleifen in die Tannenzweige knoteten, suchte Leonie den ganzen Stadtpark nach dem Weihnachtsmann ab. Sie fragte eine feine Dame, die einen Pudel spazierenführte, einen Herrn mit einem Aktenkoffer, einen älteren Mann, der sehr klug aussah, und sogar ein paar freche Jungs nach ihm. Aber keiner hatte den Weihnachtsmann gesehen.
Der Pudel kläffte Leonie an und der Mann mit dem Aktenkoffer zuckte mit den Schultern. Der ältere Herr legte den Zeigefinger an seine Nasenspitze und dachte nach, ehe er den Kopf schüttelte. Die frechen Jungs lachten und bewarfen Leonie mit Schneebällen.
Leonie fluchte
und rannte hastig weiter.
Diese Jungs hatten wirklich eins auf den Hintern verdient. Hoffentlich erwischte der Weihnachtsmann sie mit seiner Rute. – Aber bitte erst, nachdem Leonie ihn gefunden und mit ihm geredet hatte!
Noch einmal lief sie über die große, schneebedeckte Wiese, überquerte den Spielplatz und erklomm den kleinen Hügel, auf dem ein paar hübsche Tannen wuchsen und von dem aus man einen guten Ausblick über den größten Teil des Parks hatte. Doch nirgends blitzte etwas Rotes hervor. Also
Weitere Kostenlose Bücher