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Erst ich ein Stueck, dann du - Dinosaurier

Erst ich ein Stueck, dann du - Dinosaurier

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du - Dinosaurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Neumayer
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hielt das zerbrochene Brett in der Hand.
     
    „Spinnst du?“, rief Janine.
    „Guck doch mal!“, sagte Marc.
    Janine stieß ihn beiseite,
    fasste in das Loch und
    zog das Buch hervor.
    „Nur ein Fotoalbum …“,
    stellte Marc enttäuscht fest.

    Aber Janine strahlte. „Das hat meinen Großeltern gehört. Da stehen ihre Namen!“
    Sie begann, in dem Album zu blättern. Marc stocherte weiter in dem Loch herum. Da, noch ein Buch! Der Ledereinband hatte Risse und glänzte speckig. Vorsichtig schlug Marc die erste Seite auf.
    „Die Leiden des jungen Werthers, Leipzig 1774“ stand da. Ein Buch, von Goethe geschrieben und fast 250 Jahre alt? Es musste ein Vermögen wert sein. Zumal der Dichter etwas hineingeschrieben hatte: „Für Elise und Günter, die guten Seelen, denen ich immer ein Freund seyn werde.“
    „Das gibt’s doch nicht!“, rief Janine in diesem Moment.
    „Guck dir das mal an!“

    „Guck du dir lieber das hier an“, gab Marc zurück.
    „Ihr habt hier ein total wertvolles Buch rumliegen!“
    „Blödsinn!“, sagte Janine, aber sie rutschte über den staubigen Boden näher zu Marc. Dann starrte sie auf das Buch und kaute an einem ihrer Zöpfe. „Das kann nicht sein. Elise und Günter – so heißen meine Großeltern! “
    „Ja, klar, und ich bin der Kaiser von China“, sagte Marc.
    Janine drückte ihm wortlos das Fotoalbum in die Hand.
    „Elise und Günter Schumacher“, las Marc auf dem ersten Blatt. Er lachte. „Es gibt Millionen Leute, die Elise und Günter heißen!“

    Stumm schlug Janine eine weitere Seite auf und hielt sie Marc unter die Nase. Auf dem Foto waren zwei Männer, eine Frau und ein Dackel zu sehen. Die Männer hatten kurze Hosen und Kniestrümpfe an, die Frau ein Kleid mit einem gigantischen Reifrock. Ihre Locken waren zu einer gewaltigen Hochfrisur aufgetürmt. Sie und der ältere Mann prosteten dem jungen Mann zu. Der Dackel kaute an einem Knochen, der fast so groß war wie er.
     
    „Ein Kostümfest“, sagte Marc.
    „Ja, und?“
    Janine hatte ihre Stimme
    offenbar wiedergefunden.
    „Lies doch mal, was da steht,
    Bücherwurm!“
     
    „Sekt mit Goethe. War dankbar für unsere Tipps. Hat uns eine Erstausgabe des ‚Werther‘ mit persönlicher Widmung geschenkt. Brinkmann bekam einen dicken Knochen.“
    „Komischer Name für einen Hund“, sagte Marc nur. In seinem Kopf jagten wirre Gedanken herum.

    „Sonst fällt dir nichts dazu ein?“ Janine riss ihm das Album aus der Hand und schlug eine andere Seite auf. „Hier!“
    Diesmal trugen Janines Großeltern lange weiße Gewänder mit breiten Borten am Halsausschnitt. Sie standen vor einer Pyramide neben einer Frau, die wie eine ägyptische Königin gekleidet war.
    „Wieder mal bei Kleopatra vorbeigeschaut. Sie war froh über die Abwechslung, denn ihr Mann Cäsar war verreist.“
    „Das kann doch nicht sein“, murmelte Marc. „Das ist total verrückt!“
    Er blätterte weiter. Da waren Janines Großeltern mit Kaiser Napoleon zu sehen („Nicht so klein, wie ich dachte, hat aber schrecklichen Mundgeruch“), mit Beethoven („Netter Mann, hat sogar ein Stück für mich geschrieben, ‚Für Elise‘“).
    „Und?“, fragte Janine. „Hast du eine Erklärung dafür?“ Marc schüttelte stumm den Kopf. So alt konnte kein
Mensch werden, um all diese Leute zu treffen. Aber welche Erklärung gab es sonst? Zeitreisen …?

    „Zeitreisen!“, verkündete Janine in diesem Moment triumphierend. „Das muss es sein! Hättest du Bücherwurm aber auch drauf kommen können!“
     
    „Zeitreisen gibt’s nicht“,
    widersprach Marc. „Das ist
    wissenschaftlich erwiesen.
    Und wie sollte das funktionieren?
    Ich sehe hier nirgendwo
    eine Zeitmaschine!“
     
    Janine griff wieder in das Loch im Fußboden. Diesmal zog sie etwas hervor, das wie ein großer Kieselstein aussah.
    „Bestimmt damit!“, sagte sie begeistert.

    „Klar“, meinte Marc spöttisch. „Sie haben einen Zauberstein, mit dem man sich in die Vergangenheit wünscht.“
    Janine drehte den Stein nachdenklich hin und her. Plötzlich klappte er in der Mitte auseinander. Erschrocken ließ Janine den Stein fallen. Sie starrten auf die glatten Schnittstellen des Kiesels. Auf der einen Seite war ein winziges Display zu sehen, auf der anderen ein Tastenfeld. Auf dem Display stand: „Jahre eingeben und bestätigen.“
    Janine fand als Erste ihre Sprache wieder.
    „Sag ich doch, eine Zeitmaschine!“
    Es sah ganz so aus, aber Marc wollte Janine auf keinen Fall

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