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Erst ich ein Stück, dann du - Hexengeschichten

Titel: Erst ich ein Stück, dann du - Hexengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schröder
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dem Kopf. Siehst du sie?

Verflixt, verhext, verschwunden
    Es war ein regnerischer Vormittag. Dunkelgraue Wolken schoben sich über den Himmel und öffneten ihre Schleusen. Herr Lorenz streifte seine Gummijacke über und nahm den Schirm aus dem Ständer. „Ich kann es überhaupt nicht leiden, bei einem solchen Wetter einkaufen zu gehen“, stöhnte er. „Es hört einfach nicht auf, Bindfäden zu regnen.“
     
    Florina kicherte.
    Bindfäden regnen?
    Das hatte sie ja noch nie gehört!
    Sie hatte heute sehr gute Laune.
    Ihr machte schlechtes Wetter gar nichts aus.
     
    „Opa sagt immer, es regnet Katzen und Hunde“, meinte ihr Vater. „Da sind mir Bindfäden schon lieber.“Er nickte Florina noch einmal zu, bevor er die Wohnungstür öffnete. „Vertrag dich schön mit deinem Bruder. Ich bin spätestens in einer Dreiviertelstunde zurück. Und dann mache ich uns was Leckeres zu essen.“

    „Was gibt’s denn?“, fragte Florina, doch da war Herr Lorenz bereits im Treppenflur verschwunden.
    Na ja, egal. Papa kochte immer gute Sachen. Pizza oder Würstchen mit Salat, Auflauf oder Spaghetti. Ihr Bruder Simon mochte am liebsten Schnitzel und Pommes. Aber das hatte es gestern schon gegeben.
     
    Florina setzte sich an ihren Schreibtisch.
    Sie holte den Zeichenblock
    und die Malkreiden heraus.
    Sie besaß einen großen Kasten
    mit 30 verschiedenen Farben.
    Florina liebte es, zu malen. Das war ihr allerschönster Zeitvertreib. Wenn es draußen regnete, oder wenn sie Ärger mit Simon gehabt hatte, und sie sich innen drin ganz grau und wütend fühlte, malte sie sich die Welt einfach wieder schön. Und schon ging es ihr besser.
    Heute regnete es Bindfäden und Hunde und Katzen, also malte Florina ein Bild von ihrer Straße und darüber einen Himmel, der kunterbunte Bindfäden auf die Häuser hinunterspuckte. Sie kringelten sich in den Dachrinnen, wanden sich zu bunten Borten um die Fenster herum oder wickelten sich als Schal um die Hälse der Leute. Außerdem zeichnete Florina noch
ein paar niedliche Katzen und Hunde, die sich in den Pfützen der Rinnsteine tummelten.
     
    „Was ist das für ein Quatsch?“,
    fragte Simon.
    Florina wirbelte herum.
    Ihr Bruder stand direkt hinter ihr
    und grinste von einem Ohr zum anderen.
    „Katzen baden nicht“, sagte er.
     
    „Die sind wasserscheu. Genau wie du!“, feixte Simon. Er zog eine Tasse hinter seinem Rücken hervor und leerte sie über Florinas Kopf aus. Dann rannte er lachend aus dem Zimmer.
    „Du Blödmann!“, brüllte Florina. Sie schoss von ihrem Stuhl hoch und sauste ihrem Bruder hinterher. Doch als sie an seinem Zimmer ankam, schlug er ihr die Tür vor der Nase zu und drehte den Schlüssel herum.
     
    Florina kochte vor Wut.
    „Das sag ich Papa!“, schrie sie.
    „Mach doch!“, rief Simon.
    „Aber Papa ist einkaufen gegangen.“

    „Das weiß ich doch, du doofer Blödi, du!“, wetterte Florina. Aus ihren dunklen Locken tropfte etwas Feuchtes auf ihre Nase. „Was hast du mir da überhaupt über den Kopf gekippt?“, fauchte sie.
    „Och, bloß ein bisschen Pipi“, antwortete Simon und kriegte sich gar nicht mehr ein vor Vergnügen.
    „Waaas! Du hast in eine Tasse gepinkelt?“, kreischte Florina. „Reg dich ab!“, rief Simon. „Die kann man wieder ausspülen. Das solltest du mit deinen Haaren vielleicht auch besser machen“, schlug er lachend vor.
    „Nee, mach ich nicht.“Florina ballte die Fäuste und donnerte zornige Gedankenfunken gegen
Simons Zimmertür. „Der Pipi bleibt da drin, bis Papa wiederkommt, damit ich ihm beweisen kann, dass du … dass du …“
    „Dass ich dir auf den Kopf gemacht habe? Hahaha! Hihihi, ich lach mich tot!“, johlte Simon. „Das glaubt Papa dir nie im Leben. Außerdem ist in der Tasse sowieso nur Wasser gewesen.“
     
    „Ja, das behauptest du jetzt“,
    knurrte Florina,
    „weil du Angst hast.“
    „Hab ich überhaupt nicht“, sagte Simon.
    „Und jetzt verdampf dich!“
    „Verdampf doch selber“, brummte Florina.

    Sie wandte sich ab und flitzte ins Bad. Das Pipiwasser lief ihr bereits in die Augen. Grrr! Simon war wirklich der fieseste und gemeinste Bruder, den man sich nur vorstellen konnte!
    Florina zog ein Handtuch aus dem Regalschrank, trocknete ihr Gesicht und tupfte über ihre Haare. Im Handtuch war jetzt ein feuchter Fleck.
     
    Vorsichtig schnupperte Florina daran.
    Nein, das konnte kein Pipi sein.
    Es roch nämlich nach gar nichts.
    Simon hatte sie wieder mal veräppelt.
     
    Florina stopfte das

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