Erst ich ein Stück, dann du - Sarah und die Wun
Satz auf das Körbchen zu und hob den Welpen vorsichtig heraus. „Ist der nicht niedlich? Wer ihn wohl hier abgestellt und bei uns geklingelt hat?“
„Das wüsste ich allerdings auch gern“, brummte der Mann. „Das Beste ist wohl, wir ...“
„... behalten ihn!“, rief der Junge. „O bitte, Papa, bitte!“
Er hielt seinem Vater den Hund hin, der ihn nur widerstrebend entgegennahm. „Das ist nicht so einfach, Oskar“, entgegnete Herr Hillebrand. „Vielleicht wurde er versehentlich hier abgesetzt. Außerdem hat deine Mutter auch noch ein Wörtchen mitzureden.“ Lächelnd beobachtete Sarah, wie der kleine Hund mit seinen Vorderpfoten an der Brust des Mannes emportapste und ihm über das Kinn leckte.
„Lass das mal“, sagte der Mann.
Aber er lächelte.
Und dann gingen Oskar und er
mit dem Hund und dem Korb
ins Haus zurück.
Sarah lächelte ebenfalls.
Diese Geschichte würde
ganz bestimmt
ein gutes Ende nehmen.
Sarah kam aus ihrer Deckung hervor und rannte schnell wie der Blitz in die Luisenstraße. Linni stand mitten in Herrn Kellers Vorgarten und griente so breit wie ein Honigkuchenpferd. Als sie Sarah bemerkte, winkte sie sie zu sich heran. „Hörst du das?“, fragte sie glucksend.
Hinter dem Haus ertönten laute Rufe der Verwunderung. „Das gibt es doch gar nicht! Ich glaub’, ich träume!“
„Das ist Herr Keller“, raunte Linni Sarah zu.
„Ein Wunder! Ein Wunder!“, rief eine Frauenstimme.
„Gestern noch diese verkümmerten Ebereschen und nun solch wundervolle Apfelbäume. Da kann nur eine Zauberfee am Werk gewesen sein.“
„Seine Nachbarin“, wisperte Linni. „Eine kluge Frau“, setzte sie zwinkernd hinzu.
„Wie hast du das bloß gemacht?“,
fragte Sarah staunend.
„Ach, das war ganz leicht“, meinte Linni.
„Echte Herzenswünsche erfüllen sich fast von allein. Da braucht unsereins eigentlich nur noch mit dem Finger schnipsen. Mit dem Flieger von Lisa Sachse hat übrigens auch alles geklappt.“
Sarah seufzte. Wie einfach das Leben doch sein konnte! Und wieso hat sich dann mein Herzenswunsch noch nicht erfüllt? dachte sie bei sich. Sie konnte Linni gar nicht in die Augen sehen. „Bist du mir eigentlich immer noch böse?“, fragte sie zerknirscht.
„Ja klar!“, sagte Linni freiheraus. „Du hast mich ziemlich beleidigt. Und du hast dich immer noch nicht ...“ „Tut mir leid“, fiel Sarah ihr ins Wort. „Wirklich und ehrlich! Eigentlich wollte ich mich sofort bei dir entschuldigen, aber du bist so schnell verschwunden gewesen, dass ich gar nichts mehr sagen konnte.“
„Tja.“ Linni zuckte mit den Schultern. „So ist das eben bei uns Feen. Wischi, waschi, wusch ...“
Sie hob die Hände über ihren Kopf
und drehte sich
immer schneller um sich selbst.
Plötzlich machte es tatsächlich: wusch!
Sarah sah einen rosa Wirbelschleier
und im nächsten Augenblick
war Linni auch schon verschwunden.
Noch ein Herzenswunsch
Fassungslos starrte Sarah auf die Stelle, an der Linni eben noch gestanden hatte. Ihr Herz klopfte wild vor Wut und vor Enttäuschung. Wieso hatte die Fee ihr nicht verzeihen können? Sarah hatte doch wirklich alles getan, um ihre beleidigenden Worte wiedergutzumachen. Aber Linni hatte ihr ja nicht einmal richtig zugehört!
Zornig kickte Sarah einen Kieselstein vom Bürgersteig in die Hecke von Herrn Kellers Vorgarten. Dann wirbelte sie herum und stapfte nach Hause.
Mama und Papa durften inzwischen ja wohl aufgestanden sein. Doch als sie zehn Minuten später daheim ankam, staunte Sarah nicht schlecht.
Auf der Stufe vor der Tür hockte
keine andere als Linni!
Verdutzt blieb Sarah stehen.
„Was machst du denn noch hier?“,
fragte sie.
„Tja ... ähm ...“, stammelte Linni.
Die Fee sah ziemlich zerknirscht aus.
„Meine Wolke steht erst morgen wieder an der richtigen Stelle“, begann sie mit ihrer Erklärung. „Im Augenblick kann ich sowieso nicht zurück.“
„Klar“, brummte Sarah. „Außerdem hast du meine Sachen noch an.“
„Die hast du mir geschenkt!“, beeilte Linni sich, klarzustellen.
„Ja, aber bloß, weil ich wütend war“, hielt Sarah sofort dagegen.
Linni zog eine Schnute. „Okay“, lenkte sie ein. „Wutgeschenke sind keine echten Geschenke.“ Sie legte den Kopf schief auf ihre Schulter und blinzelte Sarah treuherzig an. „Wenn ich ehrlich bin, hätte ich sowieso lieber mein Kleid zurück.“
„Gut“, sagte Sarah. „Dann lass
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