Erstens kommt es anders ... (German Edition)
sie sofort wieder aufriss. Zu spät, Renata lächelte triumphierend. »Oh ja, und wir wären sogar das perfekte Paar!«
Für eine kurze Sekunde versank sein flammender Blick in ihrem und er klang rau. »Das habe ich nie in Abrede gestellt.«
»Du sagtest gerade ...«
Er bedachte den Barmann mit einem knappen Nicken, als der ihm einen frischen Whiskey vorsetzte. Und als Michael wieder zu Renata sah, gehörten sowohl glühender Blick als auch raue Stimme der Geschichte an. »Du täuschst dich! Ich bin kein Mann für die Ehe. Meine Freiheit ist mir heilig! Gegen eine flüchtige Affäre habe ich absolut nichts einzuwenden. Aber du – verständlicherweise! Es liegt nicht in meiner Absicht, deine Gefühle oder die Aarons zu verletzen. Was zwangsläufig geschehen würde, ließe ich mich auf diese Sache ein. Du willst einen Ehemann, ich mein Vergnügen.« Er hob die Schultern. »Zwei unvereinbare Ziele! Begreife das endlich!«
Diese klare Ansage erreichte sogar Renata. Wütend griff sie ihr Jäckchen, hüpfte vom Barhocker und verschwand in der Menge.
Michael blickte der atemberaubend schönen Frau seufzend nach. Schlank, groß, mit langem, rotblondem Haar – die personifizierte Verführung. Und nur für ihn trug sie heute das cremefarbene Abendkleid. Ein Stilbruch, mit dem sie den Klatsch der gesamten Stadt riskierte. Keine Frau, die etwas auf sich hielt, trug zweimal das gleiche Kleid. Oder den gleichen Rock. Die gleiche weiße Bluse ...
Nachdenklich nippte er an seinem Glas. Ja, unter anderen Umständen hätte er für keine Sekunde gezögert, auf Renatas zunehmend penetrantes Angebot einzugehen. Sie bettelte ja geradezu darum. Leider war ihr Vater Michaels Patenonkel, was die Dinge geringfügig verkomplizierte. Im Allgemeinen interessierte ihn wenig, aufgrund welcher rosaroten Illusionen die Frauen sich bereit erklärten, mit ihm ins Bett zu gehen. Gaben sie sich dem Wunschtraum hin, nach vollzogenem Beischlaf von ihm geehelicht zu werden, handelte es sich ausschließlich um ihr Privatvergnügen. Seines fand eher beim zuvor erwähnten Beischlaf statt.
Wenigstens verhielt es sich bei jeder anderen Frau so. Er war nicht hartherzig, sondern hätte sich eher als Realisten bezeichnet. Nie versprach er einer Frau mehr, als das, was sie am Ende bekam: Sex mit ihm. Nicht der schlechteste Deal, wie er fand. Allerdings hasste er es, sich mit Renata zu überwerfen. Er war bei ihrer Geburt bereits sechs gewesen und hatte dennoch einen guten Teil seiner Kindheit mit ihr verbracht. Es widerstrebte ihm tatsächlich, sie zu verletzen. Doch genau das musste er tun, um sie vor dem bedeutend grausameren Affront zu bewahren.
Ehrlich, manchmal spielte das Leben nicht fair!
Als er aufsah, fiel sein Blick in den Spiegel hinter dem Tresen.
Und da war sie:
Blutjung, zierlich, schlank, mit flachsblondem, glänzendem Haar, makelloser Haut, einer kunstfertig in Fasson gebrachten Kurzhaarfrisur, großen, verträumten, blauen Augen und vollen, roten Lippen.
Eindeutig sein Typ.
Gut, in Wahrheit bevorzugte Michael keinen besonderen Frauentyp. Solange sie hübsch war, interessierten ihn Haar- und Augenfarbe seiner neuesten Eroberung nur am Rande. Und wie immer fällte er seine Entscheidung in der nächsten Sekunde. Der erfolgreiche Anwalt und stadtbekannte Frauenheld favorisierte nämlich tatsächlich den schnellen Entschluss und das Risiko.
Geduldig wartete er, bis sich ihre Blicke zufällig trafen, und nickte kaum merklich.
Ihr zögerndes Lächeln entsprach der üblichen Reaktion. Dennoch leerte er in aller Seelenruhe sein Glas und sah nur hin und wieder zu ihr.
Taktik.
Zu häufig von ihm betrachtet, fühlte sie sich unter Umständen bedrängt. Schenkte er ihr zu wenig Beachtung, gewann sie möglicherweise den Eindruck, von ihm nicht angemessen genug bewundert zu werden. Ein gesundes Mittelmaß war daher das garantierte Erfolgsrezept. Doch er zog diesen Prozess nie zu sehr in die Länge. Von der Hinhaltetaktik hielt Michael nämlich auch nicht sonderlich viel.
Gefiel ihm eine Frau, zeigte er ihr das. Schon, um ihr Gelegenheit zu geben, ihm ihr Desinteresse zu bekunden. Auch mit einer Abfuhr konnte er gut leben. Vielleicht, weil er so selten eine hinnehmen musste. Niemand hätte geahnt, wie viele Frauen sich tatsächlich mit Begeisterung zu einer Nacht mit Michael Rogers bereit erklärten.
Zehn Minuten später blickte sie ihm erwartungsvoll entgegen, als er zu ihr hinüberschlenderte.
Volltreffer! Was dem folgen würde, glich einem
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