Erstens kommt es anders ... (German Edition)
gesamten Angelegenheit. Schon gar nicht, weil sie tatsächlich eine hinreißende Frau war.
Nun, Mädchen traf es wohl eher ...
Yeah ...
Ein Mädchen.
Mit zur Seite geneigtem Kopf betrachtete er ihre großen eisblauen Augen, in denen dieses verlockende Angebot stand. Blutjung, so hatte er sie gedanklich bezeichnet, als er sie sah. Und endlich erkannte er die Ursache seines Konfliktes.
Zu jung!
Dies würde vielleicht in einigen Jahren eine Frau sein. Nach seinen Maßstäben zumindest. Momentan jedoch handelte es sich um ein Kind, und er hätte sich beinahe für den Rest seines Lebens unglücklich gemacht. Das Renata-Prinzip: Michael war keineswegs grausam, sondern tatsächlich ein nüchterner Realist. Schlief er mit einer Frau, wurde die zuvor ausführlich darüber aufgeklärt, worauf sie sich einließ. Fühlte sie sich am anderen Morgen bei seinem Gehen dennoch betrogen, war das ausschließlich ihr Problem. Nicht seines.
Junge Mädchen den ersten Liebeskummer zu bescheren, entsprach jedoch keinesfalls seinem Stil. Mal ganz abgesehen von dem Straftatbestand. Erneut betrachtete er die Kleine, diesmal mit dem harten, ungeschönten Blick des Analytikers.
Zweifellos, für eine Nummer mit ihr hätte er sich zum ersten Mal vor Gericht selbst verteidigen dürfen. Ohne Chancen, nicht in der Zelle zu landen, so wie er die Sachlage einschätzte. Und er galt als äußerst gerissener Anwalt.
Verdammt, sie durfte nicht einmal in dieser Bar sein!
Entschlossen schob er ihre Hand von seinem Knie. Das Mädchen beobachtete ihn argwöhnisch, unternahm aber keine Anstalten, einzuschreiten oder aufzublicken. Mit einem angewinkelten Finger hob Michael ihr Kinn, zwang sie, ihn anzusehen. »Wie alt bist du, Kleines?«
Angehende Meisterin, aber noch nicht perfekt. Seine unverblümte Frage entwaffnete sie so ziemlich, schlagartig wurde sie rot. Er nickte wissend und lehnte sich zu ihr vor, bis seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten. »Hier die Alternativen: Entweder, du sagst mir jetzt die Wahrheit, damit ich dich nach Hause bringen kann und niemand wird davon erfahren – nun, abgesehen von deinen Eltern möglicherweise. Oder ich rufe die Cops und wir ziehen die Geschichte auf die harte Tour durch. Du hast freie Wahl.«
Ihr Versuch, die Hand aus seiner zu lösen, misslang. Sein Ton gestaltete sich etwas bedrohlicher, als er fortfuhr. »Selbstverständlich bleibt auch eine dritte Option. Machst du eine Szene, wird mir die Entscheidung, die Cops hinzuzuziehen, abgenommen.«
Schlagartig hielt sie still.
»Cleveres Mädchen. Was weiter?«
Sie schluckte hörbar, sagte nur immer noch nichts. Offenbar hatte der Schock sie vorübergehend mit Stummheit geschlagen. »Wie alt?«
»Achtzehn.« Zittrig, aber verständlich. Oh, wie genial!
»Gratisfahrt nach Hause gefällig?«
»Ich habe ein eigenes Auto!«
»Du hast getrunken, also bleibt es bei der Gratisfahrt!«
»Ich muss meinen Wagen ...«
»Darum kümmere ich mich. Du kannst nicht mehr fahren!«
Diesmal blieb sie ihm eine Antwort schuldig. Als er sichergehen konnte, dass kein hysterischer Anfall drohte, zahlte Michael. Danach beaufsichtigte er, wie sie ordentlich ihre Jacke schloss – die Außentemperaturen bewegten sich weit unter null - nahm ihre Hand und führte die Eroberung des Abends zu seinem Wagen.
Unterwegs passierten sie einen uralten Dodge, mit ausladender Stoßstange und mehr Rost als funktionstüchtigem Metall. Zu allem Überfluss zierte die Motorhaube zwei riesige verblassende Fäuste und die wüst verzerrte Grimasse eines bulligen Mannes. Darunter stand in schreienden Lettern:
Ohne aufzublicken, deutete sie in dessen Richtung. »Das ist mein Wagen!«
Mittlerweile hatte Michaels Geduld ein wenig gelitten. »Bianca, sollte wenigstens der Name keine Lüge gewesen sein! Die Wahrheit!«
»Aber das ist mein Wagen!«
Seufzend schüttelte er den Kopf. Zwecklos überhaupt mit ihr zu diskutieren.
Wenig später stieg sie wortlos und sichtlich verdrossen ein, während er ihr die Tür zu seinem Wagen aufhielt. Er selbst nahm auf der Fahrerseite Platz. Da Bianca keine Anstalten machte, sich anzuschnallen, seufzte er erneut – diesmal reichlich erschöpft - und übernahm auch noch das.
Als er jedoch den Motor startete, flammte ihr Kampfeswille unglücklicherweise wieder auf. »Ach! Aber du darfst fahren ja? Du hast auch getrunken!«
»Ja!« Inzwischen knurrte er leicht entnervt. Verflucht! Wie hatte er auch nur für eine Sekunde übersehen können, dass die Kleine ein
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