Erstens kommt es anders ... (German Edition)
blöderweise viel zu häufig musste der SUSF (Sarg - und - Sonstiges - Fond) dran glauben.
Einen Monat umsonst gespart.
Die Kälte zermürbte sie, nichts, was sie anpackte, wollte ihr gelingen. Stevie fühlte sich schlecht und unfähig, ein totaler Versager.
Vanessa hatte nicht locker gelassen, bis sie diesen Doctor Ramoni anrief. Fraglos handelte es sich um einen sehr freundlichen Mann, nur was er sagte, klang leider überhaupt erbaulich:
»Miss Grace, Ihre Mutter leidet weniger an Depressionen als vielmehr an einer starken Abhängigkeit von den Gegenmitteln. Ich versuche, sie zu behandeln, doch ich befürchte, eine Entziehungskur wird sich langfristig gesehen nicht vermeiden lassen.«
Das gab Stevie den Rest. Wie sollte sie so etwas finanzieren? Wenn es so weit kam, würde sie sich friedlich in eine Ecke setzen und gar nichts mehr tun. Die Aussicht auf die ultimative Resignation gestaltete sich gegenwärtig wirklich verlockend.
Nur, dass sie ja nicht durfte! Derartiges oblag ausschließlich Vanessa und Bianca. Alles stützte sich auf Stevie und das, wo sie auch nicht wusste, wie es weiterging, verdammt!
Möglicherweise lag es am Winter, der so gar nicht verschwinden wollte, eventuell auch an der ständigen Kälte, die sie ungefähr seit Mitte Februar überhaupt nicht mehr verließ. Mittlerweile fror sie ununterbrochen. Selbst ihr warmes Büro half nicht länger. Auf jeden Fall befand Stevie sich momentan in einer ausgewachsenen, bodenlosen Krise.
Aber bei der Arbeit lächelte sie, wie immer. Wenn Mr. Rogers sie nicht gerade anherrschte oder mal wieder seine Kaffeetasse mit zu viel Gewalt auf den Tisch donnern ließ, gab es so gut wie nichts, was sie noch aus der Fassung bringen konnte.
Gedanklich unterteilte Stevie den Arbeitstag in zwei Hälften:
Von acht bis zwölf bildete die erste Etappe, dann folgten zwei Stunden Pause, in denen sie sich zwanghaft an ihrer Tasse Tee festhielt und jeden Idioten verwünschte, der die Cafétür zu lange aufhielt. Womit er der eisigen Luft nämlich Gelegenheit gab, sich auf sie zu stürzen.
Längst war sie davon überzeugt, dass der Frost beschlossen hatte, sie fertigzumachen.
Ausschließlich sie. Den anderen Leuten schien er nicht zuzusetzen, während sie derzeit ständig mit den Zähnen klapperte.
Nach zwei Tassen Tee schleppte sie sich zurück ins Büro. Auf zur zweiten Runde! In unbeobachteten Momenten legte sie neben ihren Händen neuerdings gern auch die Füße auf die Heizung. Die fühlten sich nämlich seit ungefähr vier Wochen dauerhaft tiefgefroren an.
Heute fiel ihr das Arbeiten jedoch besonders schwer. Inzwischen war sie derart erschöpft, dass die Besuchercouch in ihrem Raum immer attraktiver wurde. Einige Minuten hinlegen, ausstrecken und dabei nicht frieren – es erschien ihr wie der Himmel.
Leider standen die Aussichten darauf nicht sehr hoch. Selbst ihre Füße konnte sie nicht wärmen, weil er sich im Nebenraum aufhielt. Und nicht nur das, zu allem Überfluss stand auch noch seine Bürotür weit offen. Das kam in letzter Zeit häufig vor, doch Stevie besaß längst nicht mehr die Muße, sich mit diesem Mann und dessen Allüren auseinanderzusetzen. Sollte er glotzen, wenn er sich danach besser fühlte. Schön!
Und so versuchte Stevie angestrengt, ihre kalten Füße zu vergessen und sich auf den Brief zu konzentrieren, den sie gerade verfasste. Der Erfolg ließ noch auf sich warten, ihr Kopf schien sich zur endgültigen Explosion bereit zu machen. Konnte sich nur um Sekunden handeln, dann würde es einen großen Knall geben und ...
»Miss Grace?«
Sie blickte etwas zu schnell auf, denn schlagartig verdoppelte sich ihre Migräne. Außerdem schmerzte ihr Nacken, als hätte sie einen besonders boshaften Fall von Muskelkater. Aber egal. »Ja, Sir?« Sehr laut klang es nicht.
Damit hatte er offenbar keine Probleme, denn er lächelte. »Kommen Sie bitte einmal?«
Sicher, sicher würde sie. Stevie tat alles! Wie der Name bereits sagte:
Stevie: (Kurzform von Stephanie, Stefanie). Definition : Kann alles, tut alles, beklagt sich nie und ist immer zur Stelle, um jemanden den Hintern zu wischen.
»Ja, Sir.« Damit öffnete sie die Schublade, in der sich der unverwüstliche Bestand an Blöcken befand. Mr. Frauenschwarm sah sich ja nicht in der Lage, ein verdammtes Diktiergerät zu kaufen! Aber für die dämlichen Stenoblocks sorgte er wie eine Mutter! Entsprechend ausgestattet tappte sie hinüber und setzte sich an den Schreibtisch. Gesagt hatte er zwar
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