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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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nichts, aber am Ende würde es wie immer auf eines dieser blöden Diktate hinauslaufen.
    Das kannte sie bereits zur Genüge.
    * * *
    D er Frage, wie er den Eisklotz namens Stephanie am besten zum Schmelzen brachte, hatte Michael sich in der vergangenen Zeit mit viel Muße und Ausdauer gewidmet. Und er befand sich auf dem richtigen Weg. Die Sehnsucht in ihrem Blick hielt unvermindert an, in letzter Zeit wirkte sie auch nicht mehr ganz so frostig und zugeknöpft. Sein Lächeln erwiderte sie immer mit einem Gegenlächeln und hielt sich offensichtlich gern in seiner Nähe auf.
    Vor einigen Wochen hatte er einen interessanten Fall übernommen, der viel Zeit in Anspruch nahm. Zweimal musste er Stephanie bereits bitten, auch am Wochenende zu erscheinen. Ihre Einwilligung erfolgte sofort, und zwar mit leuchtenden Augen. Deutlicher ging es nicht. Zeit, die Dinge voranzutreiben.
    Diesmal hatte er seine Taktik ein wenig verändert, innerhalb seiner Grübelphase war Michael nämlich aufgegangen, dass er bei seinem fantastischen Entschluss in jener Nacht etwas Gravierendes übersehen hatte:
    Bei Stephanie handelte es sich um seine Angestellte. Mit Barbekanntschaften gestaltete sich die Geschichte bedeutend unkomplizierter. Zunächst würden sich die Schwierigkeiten natürlich in Grenzen halten, sie selbstverständlich einwilligen – seine Argumente hatte er bereits als unschlagbar eingestuft. Später würde er eben darauf achten müssen, dass sich ihre Bekanntschaft nicht auf das Arbeitsleben auswirkte. Aber was, wenn es ein Ende nahm? Was irgendwann eintreten würde, zweifellos.
    Vermutlich war er dann um eine Assistentin ärmer. Das würde ihm ehrlich leidtun, denn er arbeitete gern mit ihr zusammen. Allerdings hielt ihn diese ein wenig ärgerliche Aussicht keine Sekunde lang von der Umsetzung seines Plans ab.
    Dieser Nachmittag war von langer Hand vorbereitet.
    Ganz bewusst hatte er einen Freitag gewählt, um Zeit mit ihr verbringen zu können, sobald sie sich einig geworden waren. Und das wollte er, mehr als alles andere. Selten zuvor hatte er eine Frau derart begehrt. Das Vorspiel zog sich viel zu sehr in die Länge. So ausufernd hatte er sich noch nie beherrscht und auch nie so viel Mühe, Gedanken und Geld investiert. Sie durfte sich durchaus geehrt fühlen. Seit einer Stunde wartete er auf sie, der Wagen stand bereit, alles Übrige auch. Und als sie endlich eintrat, konnte Michael die Spannung kaum ertragen. Mit zur Seite geneigtem Kopf beobachtete er, wie sie sich setzte und die Lider schloss. Ja, eine anstrengende Woche lag hinter ihnen – das Wochenende nahte. Kein Problem, er hatte nicht die Absicht, heute noch zu arbeiten.
    Schließlich schlug sie die Augen auf und musterte ihn fragend. »Nein, kein Diktat«, informierte er sie leise. »Ziehen Sie Ihre Jacke an, wir unternehmen einen kleinen Ausflug.«
    Ihr immer noch ratloser Blick zeigte nicht die geringste Ablehnung oder Argwohn. Wortlos erhob sie sich, ging zurück in das Vorzimmer und stand kurz darauf wieder vor ihm. »Ich bin fertig, Sir.«
    »Dann folgen Sie mir unauffällig!«, lächelte Michael, nahm seinen eigenen Mantel und öffnete ihr galant die Tür.
    Die Fahrt verlief schweigsam, allerdings fühlte es sich recht einvernehmlich an, fand Michael. Mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen saß sie neben ihm. Wann immer er zu ihr hinüberschielte, fing sein Blick ihre geröteten Wangen und die funkelnden Augen. Vielleicht ahnte sie bereits, was er beabsichtigte. Umso besser, das erleichterte die Angelegenheit um ein Vielfaches.
    Vor einem hübschen Appartementhaus in der Innenstadt hielt er schließlich und half ihr freundlich aus dem Wagen. Sie schien zwar etwas verwirrt, jedoch keineswegs ablehnend, und Michaels gute Stimmung, vermischt mit dieser grauenvollen Aufregung, kannte keine Grenzen mehr. Schweigend fuhren sie im Aufzug bis zur fünften Etage und standen wenig später in dem geschmackvoll eingerichteten Dreizimmerappartement.
    Möglicherweise waren ihre Augen jetzt ein wenig größer, doch sie sagte noch immer nichts, während er ihr ganz gentlemanlike aus dem schäbigen Mantel half und sie zu der ausladenden Polstercouch geleitete. Auf dem Tisch stand ein Strauß lachsfarbener Rosen, ein Briefumschlag lag daneben, einschließlich des Zweitschlüssels für das Appartement. Ihr Blick strandete nach kurzer Rundreise durch den Raum darauf und sie gab noch immer nichts von sich. Verlegen? Nun, da war wohl etwas Hilfe vonnöten.
    »Ich denke«,

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