Erstens kommt es anders ... (German Edition)
begann Michael sanft, nachdem beide saßen. Er im Sessel, sie auf der Couch. »... es ist an der Zeit, unserer … Zusammenarbeit eine neue Note zu verleihen und sie ein wenig zu vertiefen …« Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. »Wir beide wissen es doch längst, nicht wahr? Warum sollen wir unseren Gefühlen nicht folgen? Die Außergewöhnlichkeit der Situation ist mir durchaus bekannt, daher nahm ich mir die Freiheit heraus, für Sie diese Wohnung einzurichten. Eine Welt, nur für uns beide, jenseits des beruflichen, so nüchternen Alltags. In dem Umschlag befindet sich ein Scheck, nur für den Fall, dass Sie einige Veränderungen vornehmen wollen.« Da sie noch immer nicht aufsah und auch keine Anstalten unternahm, etwas zu erwidern, lehnte er sich abrupt vor und hob mit einem Finger ihr Kinn an. Was sein Herz übrigens durchaus schneller schlagen ließ. Denn ihm entging keineswegs, dass dies die erste Berührung überhaupt gewesen war.
Ihre Haut fühlte sich samten an ... und heiß!
Yeah!
Kurz darauf blickte er in jene Augen, die ihn neuerdings um den Verstand zu bringen drohten. »Fühlst du es auch?«, wisperte er. »Diese ganz besondere Atmosphäre? Mit Sicherheit hast du bisher nicht konkret daran gedacht, dich ihr hinzugeben, aber bitte, überlege es dir genau. Wir werden jede Menge Spaß miteinander haben. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen ...«
Damit ließ er sich in seinen Sessel zurücksinken und beobachtete sie, ausnehmend gespannt auf ihre Reaktion.
Die blieb nicht aus.
Doch von allen möglichen Szenarien, die Michael sich ausgemalt hatte, trat ein völlig unerwartetes ein. Es warf sein gesamtes Weltbild, ganz besonders das von Frauen, einmal gründlich über den Haufen.
Ausdruckslos betrachtete sie das unscheinbare Kuvert, möglicherweise auch immer noch den Schlüssel, so genau konnte er ihre Blickrichtung nicht einschätzen. Als sie schließlich aufsah, musterte er sie mit angehaltenem Atem. Bereits von Natur aus blass, glich sie inzwischen einer wandelnden Leiche. Selbst die Lippen schimmerten weiß. Kein Tropfen Blut schien sich mehr in ihrem Kopf zu befinden. Etwas verzögert dämmerte Michael, dass diese Geschichte offenbar nicht ganz wie geplant ablaufen würde.
Sie schluckte mit sichtlichen Schwierigkeiten, ihr Blick irrte einmal durch den Raum und landete wieder auf ihm. »Wie ...«, krächzte sie irgendwann.
Stirnrunzelnd wartete er darauf, dass sie den Satz zu Ende brachte. Als jedoch auch nach einer Minute nichts Derartiges eingetreten war, beschloss er, zunächst nach Plan fortzufahren. Denn im Moment konnte er mit ihrem Verhalten absolut nichts anfangen. »Stephanie ...«
Dies war wohl nicht unbedingt der richtige Ansatz, denn ihre Augen, sonst schon recht groß – und sehnsüchtig! – nahmen ein sattes Stück an Umfang zu. Leider war heute von Sehnsucht keine Rede. Wie in Zeitlupe stand sie auf, ohne den Blick von ihm zu nehmen.
»Wie können Sie es wagen ...« Langsam schlossen sich ihre Lider und sie schüttelte in irgendeiner Art von Anfall den Kopf. Dann sah sie ihn erneut an. »Habe ich irgendetwas gesagt oder Sie falsch angesehen, Ihnen irgendwelche missverständlichen Botschaften gesandt? Was denken Sie sich eigentlich? Wie kommen Sie ...« All das kam in einem heiseren, kaum vernehmlichen Wispern. Und als Michael den dunklen, brennenden Blick sah, wusste er, dass er es soeben versaut hatte.
Vollständig!
Eilig zog er die Notbremse. »Ich schätze, ich habe die Situation verkehrt eingeschätzt. Bitte vergessen Sie das Ganze. Es handelt sich ausschließlich um meinen Fehler!«
Dummerweise schien sie ihn nicht zu hören. Diese großen, anklagenden Augen würden ihn von nun an bis in seine Träume verfolgen.
Kein Schauspiel, um die Dinge spannender zu gestalten, das war echt. Seltsamerweise verspürte Michael plötzlich überhaupt kein Verlangen mehr, ihre Reaktion auf die Höhe des Schecks zu sehen. Er hatte nämlich sogar unerhört viel Geld investiert. Selbst das Appartement war nicht etwa angemietet, sondern gekauft . Bar.
Vollständig, er hielt nichts von Krediten.
Verdammt, was jetzt?
In einem Akt der Verzweiflung trat er um den Tisch zu Stephanie, deren erstarrter Blick auf seinem Sessel verharrte, vielleicht erfolgten ihre Reaktionen derzeit etwas verzögert. Zu allem Überfluss schwankte sie jetzt auch noch. Doch als er Anstalten machte, die bemerkenswert blasse Frau zu stützen, wich sie zurück. Genial! Das konnte man gut und
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