Erstens kommt es anders ... (German Edition)
blickte entnervt zur Zimmerdecke. »Lang.«
»Hmmm ... Die Flugbegleiterinnen?«
»Eine Augenweide.« Michaels Stirn legte sich in Falten. »Abgesehen von Lissy. Die stand kurz vor der Pensionierung, vermute ich.«
Grübelnd spitzte sie die Lippen. »Fensterplatz?«
»Sicher!«
»Sonnenaufgang über den Wolken?«
Mit einem erhobenen Finger zog er sein Handy aus der Hosentasche. »Moment ... Hier!«
»Genial!«, murmelte sie nach einem flüchtigen Blick auf das Display.
Ein überraschter Blick traf sie, bevor er das Handy wieder in seiner Tasche versenkte.
Endlich erbarmte Stevie sich. »Und, wie war Ihr Urlaub?«
Sein Grinsen fiel breit, unbefangen und bestechend jugendlich aus. »Genial!«
Keine Stunde später war der Alltag eingekehrt.
Erst jetzt wusste Stevie, wie sehr ihr das alles in den vergangenen Tagen gefehlt hatte. Seine konzentrierte Stimme, die gedämpft aus dem Nebenraum drang, selbst die dämlichen Diktate, ihre angeregten Gespräche, wenn sie die aktuellen Fälle diskutierten.
Kurz vor Mittag summte das Telefon.
Der braun gebrannte soziale - ja, ja, ja - suchte gerade eine Akte im Schrank und nahm den Hörer ab, bevor Stevie zugreifen konnte. Sein freches Grinsen ließ vermuten, dass er sich heute in bester Stimmung befand.
»Rogers?« Er lauschte. »Hey! Einen Augenblick, ich lege den Anruf um.« Nach einem letzten Grinsen in ihre Richtung verschwand er in seinem Büro.
Seufzend verdrehte sie die Augen und widmete sich ihrer Arbeit.
Nach einer halben Stunde ließ Mr. Karibikbraun sich wieder blicken. Wortlos verließ er den Raum, kehrte kurz darauf mit einer frischen Tasse Kaffee zurück und setzte sich vor Stevies Tisch.
Das stimmte die leicht argwöhnisch. Was nun? Eine weitere Runde Urlaubsschwärmerei? Danach sah es nicht aus, denn diesmal fehlte jedes winzige Lächeln.
Eine ganze Weile wurde sie mit intensivem Blick beäugt. Schließlich räusperte er sich. »Was bitte ist hier vorgefallen?«
* * *
ei dem Anrufer soeben handelte es sich um Mr. Cooper?«, mutmaßte Stevie zielsicher.
»Jetzt überraschen Sie mich!«
»Dürfte ich erfahren, was er gesagt hat?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich würde lieber zunächst Ihre Version hören.«
Nachdenklich zog sie die Nase kraus. Das erschien aus seiner Perspektive nur fair. Verrat stand ihr allerdings nicht, und gegen aufdringliche Männer konnte sie sich hervorragend selbst zur Wehr setzen. Aber was, wenn Cooper irgendwelchen Mist über sie erzählt hatte, um sich an ihr zu rächen? Was, wenn dies ihren Job gefährdete?
Michael schien die Geschichte sehr ernst zu nehmen, denn sein Blick wirkte äußerst kühl. »Er wollte mich schikanieren, ich reagierte entsprechend«, berichtete sie eher halbherzig.
»Percival? Das wäre mir neu!« Als Stevie nichts erwiderte, wurde sie mit dem nächsten intensiven Blick bedacht. »Gut! Was genau ist vorgefallen?«
»Ich sollte Mr. Aarons Akten bringen.«
»Ja, und?«
»Er brüllte mich an«, seufzte sie.
»Mr. Folks?«
»Nein, Mr. Cooper.«
»Ach?«
»Ja.«
Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Unvermittelt stand er auf und begann, im Raum auf und ab zu gehen. »Also, momentan bin ich noch verhältnismäßig ratlos. Mr. Cooper verhielt sich also unhöflich.«
»Ja.« Sie lehnte sich zurück und beobachtete ihn.
»Das passte Ihnen nicht.«
»Nein.«
»Weshalb Sie ihn ignorierten.«
»Ja.«
»Mit anderen Worten, Sie haben ihn zwei Wochen lang nicht beachtet?«
»Nein.«
Abrupt blieb er stehen und betrachtete sie mit erhobenen Augenbrauen. »Nein?«
»Nein!«
Da sie keine Anstalten machte, etwas hinzuzufügen, fuhr er fort. »Fein. Also gehe ich recht in der Annahme, dass eine gewisse Kommunikation durchaus stattfand?«
»Wollen Sie mich nicht vorher auf die Bibel schwören lassen?«, stöhnte sie. »Nur, um sicherzugehen, dass ich nicht lüge oder so?«
»Unnötig«, winkte er ab. »Ich vertraue Ihnen.«
Ach? Doch er hatte seinen Endlosmarsch bereits wieder aufgenommen. Die Angelegenheit schien ihn brennend zu interessieren. Inzwischen wusste Stevie nicht mehr, ob sie wütend sein oder lachen sollte. Möglicherweise litt der Kerl unter der Abstinenz vom Gerichtssaal. Denn er machte tatsächlich aus dieser lächerlichen Geschichte eine dämliche Verhandlung. Bloß dass die Hälfte der Beteiligten fehlte und er Richter, Staatsanwalt und Anwalt der gegnerischen Partei in einem verkörperte. Keine besonders guten Voraussetzungen für ein unabhängiges Urteil.
»Also haben
Weitere Kostenlose Bücher