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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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die ihr nun zugänglich waren?
    Am folgenden Sonntag lernte Corwin Stiles in einem kleinen Restaurant in einer abgelegenen Ortschaft am Rand der Blue Ridge einen von Cass Woodburys Kollegen kennen.
     
    Ein Mensch kann sich im Laufe seines Lebens nur einer einzigen Leidenschaft völlig verschreiben. Ob es Musik ist oder ein Beruf oder eine Liebe, alles andere verblaßt daneben. Die versengende Hitze dieser Leidenschaft verändert die Chemie des Betreffenden derart, daß, wenn das Objekt verloren geht, diese Erfahrung niemals wiederholt werden kann. Es bleibt am Ende nur die Enttäuschung.
    Cyrus Hakluyt, Molekularchirurg, sprachmächtiger Betrachter der natürlichen Ordnung und früherer dritter Baseman beim Baseball, hatte in seiner Jugend für eine siebzehnjährige Cheerleaderin namens Pat Whitney geschwärmt. Daß sie nicht mehr da war, war viele Jahre lang die wesentliche Realität in Haykluyts Existenz gewesen.
    Nun, anderthalb Jahrzehnte später, dachte er voller Zufriedenheit daran, daß auch sie älter wurde, daß ihre DNS ihren Wiederherstellungsmechanismus ausgeschaltet hatte und daß niemand ewig lebte.
    Das war immerhin ein Trost.
    Hakluyt war in Westminster, Maryland, aufgewachsen. Obgleich er nicht allzuweit entfernt gelebt hatte, war er seit dem Tod seines Vaters vor fünfzehn Jahren während seines ersten Semesters an der Johns Hopkins nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Das Mädchen, so wußte er, hatte geheiratet und war umgezogen. Auch seine alten Freunde waren nicht mehr da, und die Stadt erschien ihm trostlos leer.
    Am gleichen Sonntag, als Corwin Stiles im Schatten der Blue Ridge seinen Lunch einnahm, schob Hakluyt seine Arbeit beiseite und fuhr ins westliche Maryland. Er hätte nicht genau sagen können, warum, außer daß seine Erforschung der altheanischen Genetik ihm das Verstreichen der Zeit überdeutlich bewußt gemacht hatte.
    Hakluyt hatte das Dahineilen der Jahre eigentlich immer recht bewußt wahrgenommen. Sein dreißigster Geburtstag war ein traumatisches Erlebnis gewesen, und er hatte den allmählichen Verlust seines Haares mit bohrender Furcht beobachtet. Nun jedoch, da seine Hoffnung angesichts der Möglichkeiten, die der Herkules-Text versprach, ständig stiegen, erschienen ihm die grünen Hügel rund um Westminster nicht mehr so bedrohlich, und die vergangenen Tage seiner Jugend waren nicht mehr so unerreichbar fern.
    Westminster war größer, als er es in Erinnerung hatte: Zwei Bürobauten waren in den Außenbezirken errichtet worden, und ein Einkaufszentrum war entstanden. Auch das Western Maryland College hatte sich vergrößert, und als er von Süden her in die Stadt hineinfuhr, kam er an mehreren neuen Wohngebieten vorbei.
    Das Haus, in dem er aufgewachsen war, hatte für einen Parkplatz weichen müssen. Der größte Teil der Nachbarschaft war ebenfalls verschwunden. Gunderson’s Apotheke war stehengeblieben, desgleichen das Sägewerk. Aber sonst nichts.
    Sie hatten seiner High School einen neuen Flügel hinzugefügt, eine Monstrosität aus Glas und Plastik, die das alte Klinkergebäude zu verschlingen drohte. Eine Klingel ertönte im Innern, als er daran vorbeifuhr: Wie in den alten Zeiten meldete die Klingel sich sieben Tage in der Woche und wurde nur während des Sommers abgeschaltet. Es war gut, zu wissen, daß es in dieser Welt irgendwo noch einen Rest von Stabilität gab.
    Die Imbißbude, wohin er immer mit Pat Whitney gegangen war, stand noch an ihrem alten Platz. Er lächelte, als er daran vorbeifuhr, und war überrascht, daß er nach all den Jahren immer noch das vertraute Gefühl des Herzschlags in seinem Hals verspürte, das nur sie bei ihm auslösen konnte. Wo war sie jetzt? Und zum erstenmal seit jenem furchtbaren Abend, als sie ihn hinausgeschickt hatte in die Finsternis, konnte er ohne eine Empfindung des Zorns an sie denken.
     
    Ruley Milo betrat sein Chefbüro verwirrt und so unausgeschlafen, wie er gewöhnlich den Montagmorgen begann. Er hatte aber auch ein ungewöhnliches Wochenende hinter sich. Er hatte es geschafft, am Samstag mit dem Chef des Stadtrates zu Abend zu essen und erste Vorverhandlungen zur Lösung gewisser Genehmigungsprobleme bezüglich wirtschaftlich nutzbarer Grundstücke zu führen, die einem der Kunden von Burns & Hoffman gehörten. Und am Sonntag hatte er es endlich geschafft, das farbige Luder ins Bett zu locken, das ihm überall in Kansas City über den Weg zu laufen schien.
    Zwei seiner Angestellten aus der Buchhaltung, Abel Walker

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