Erstkontakt
Torhaus zu ihr herüber, die Augen weit aufgerissen, die Hände nach ihr ausgestreckt.
Es war das letzte, was sie sah.
Der Fahrer des Plymouth tötete noch drei weitere Menschen während einer wilden Jagd über Wiesen und Parkplätze, ehe sie ihn hinter dem Haus stellten, das Baines Rimford bewohnt hatte, und ihn erschossen. Insgesamt hatte es sieben Tote gegeben. Von den Schwerverletzten starben drei Menschen noch am gleichen Abend.
Es stellte sich heraus, daß es sich bei dem Amokfahrer um einen von der Wohlfahrt lebenden Vater aus Baltimore handelte, der der Polizei bereits bekannt war, weil er Angestellte der Eastern Maryland Power & Gas bedroht hatte.
Senator Parkman Randall, Republikaner aus Nebraska, hatte keine Ahnung, worum es bei der Konferenz im Oval Office gehen sollte, aber er hoffte, daß der Präsident etwas zu bieten hatte, was er seinen Wählern mitbringen konnte. Die Landwirtschaftspolitik während Hurleys Regierungszeit war eine einzige Katastrophe. Randall hatte den loyalen Kämpfer gemimt, hatte unterstützt, was er unterstützen konnte, und abgelehnt, was er ablehnen mußte, wobei er immer gewußt hatte, daß der Präsident ihn verstand. Der Zusammenbruch des Aktienmarktes war dabei gewiß keine Hilfe. Und er hatte noch andere Probleme: die Abtreibung, das Waffengesetz, das Schulgebet. Jeder Bereich war der Alptraum eines Politikers, und bei keinem der Themen fiel eine Entscheidung leicht. Und bei jedem war er gezwungen gewesen, eine Position zu beziehen und entsprechend abzustimmen. Randall wußte, daß man sich mit Abstimmungen über heikle Themen keine Freunde schuf, sondern allenfalls Wähler verlor.
Und im November wollte er sich zur Wiederwahl stellen.
Die Angehörigen des Verteidigungskomitees des Senats kamen in ihrem Versammlungsraum zusammen und fuhren mit den Untergrundbahnen zum Weißen Haus. Chilton wartete schon auf sie, als sie ausstiegen, und er geleitete sie ins Oval Office.
Der Präsident erhob sich, als sie hereinkamen, und trat vor, um ihnen die Hand zu schütteln. Er lächelte, und Randall kannte den Mann gut genug, um sofort zu erkennen, daß die Neuigkeiten, was immer sie behandelten, gut wären. Wenigstens dafür war er innerlich dankbar.
»Meine Damen und Herren«, sagte Hurley, nachdem jeder sich gesetzt hatte, »ich habe eine Mitteilung von großer Wichtigkeit zu machen.« Er hielt inne und genoß den Augenblick. »Wir haben die erste stationäre Partikelstrahlwaffe erfolgreich getestet, die, wie Sie sicher wissen, schon bald das Herz und die Seele der nationalen Verteidigung bilden wird.«
Die Männer und Frauen, die im Büro zusammensaßen, hatten, wenn man es zusammenzählte, fast zwei Jahrhunderte lang Politik betrieben; sie waren von Worten nicht leicht zu beeindrucken. Aber sie spürten an diesem Abend, daß etwas anders war. Anstelle des genau einstudierten Tonfalls und der treffenden Formulierungen hörten sie nur die Freude des Präsidenten. »Die Vereinigten Staaten werden in Kürze ORION aktivieren.«
Durch das Fenster beobachtete Randall die unvermeidlichen Demonstranten, die heute gegen die Südafrikapolitik protestieren und morgen gegen umweltpolitische Entscheidungen. Sie wanderten draußen vor dem Tor in endlosem, nimmermüdem Kreis umher. Sie gingen niemals weg, sie kritisierten alles, und sie hatten keine Lösungsvorschläge. Die Anwesenden im Oval Office begannen zu applaudieren, und Randall schloß sich ihnen an.
»Die gute Nachricht dabei ist, daß wir ein Konzept entwickelt haben, daß sogar noch über orbitale Verteidigungssysteme hinausgeht. Wir haben große Fortschritte zu verzeichnen, und jetzt sieht es so aus, als könnten wir schon bald kleinere, radargesteuerte Flugzeuge mit Partikelstrahlwaffen armieren. Erste Ergebnisse versprechen, daß diese Waffen überaus präzise und ausgesprochen tödlich sein werden.«
Er blickte Randall direkt an, beinahe verschwörerisch, als seien er und der Senator enge Verbündete in dieser Sache, und als ob er wisse, daß Randall alle Implikationen der Lage bereits durchschaut habe. Randall wußte, daß alle anderen im Raum den gleichen Eindruck haben mußten.
»Ich glaube«, fuhr Hurley fort, »unser Erfolg bewirkt, daß Bomben und Raketen in Zukunft völlig überflüssig werden. Wir sind nun imstande, eine hochgradig abschreckende Verteidigung aufzubauen, ohne die enormen Kosten für herkömmliche Waffensysteme aufbringen zu müssen. Sollten wir wieder gezwungen sein, in den Krieg zu
Weitere Kostenlose Bücher