Erstkontakt
Flug unkontrolliert. Alle sechs schwirrten in wahllosen Richtungen davon, drehten sich und stürzten wieder dem Erdboden entgegen.
Mehrere Stunden später stolperte eine zweite Serie von acht Interkontinentalflugkörpern durch das Überwachungsfeld des Satelliten. Wenige Minuten vor Mitternacht, Ortszeit Moskau, betrat Mikos Zubarow einen der zahlreichen Besprechungsräume an der Westseite des Kreml und warf eine dicke Aktentasche auf ein Holzpult, reichte einem Helfer einen Filmstreifen und holte acht Kopien der Beobachtungsanalyse aus der Tasche. Jede befand sich in einem roten Hefter, der mit dem Zeichen für allerhöchste Geheimhaltung versehen war.
Marschall Konig erschien wenige Augenblicke später; er ging schnell nach vorne und betrachtete Zubarow fragend. »Ist es wahr?« fragte er.
»Ja.«
»Sie haben alle vierzehn vernichtet?«
»Ja.«
Er schwieg. Nach und nach trafen auch die anderen ein. Jemelenko, Iwanowski und Arkiemenow und der Rest, grimmige Männer, die die Art der Bedrohung genau verstanden und die an diesem Abend ernsthaft in Sorge um die Zukunft ihrer Nation waren.
Zubarow wartete, bis sie sich alle um den Grünen Tisch versammelt hatten, und dann faßte er kurz zusammen, was der Tschernew beobachtet hatte. Sein Helfer schob Dias ein, die im Abstand von nur wenigen Sekunden aufgenommen worden waren und die auf erschreckende Weise den gleichzeitigen Kontrollverlust bei beiden Raketenflügen dokumentierten.
»Verfügen wir über weitere Informationen über diese Technologie?«
»Nein«, erwiderte Zubarow. »Wir kennen nur das, was man veröffentlicht hat.«
Sie hörten Taimanows Stimme in der Halle. Einen Augenblick später trat der Außenminister ein und begab sich an seinen Platz am Ende der Tafel.
»Aber«, beharrte Konig, »es könnte nichtsdestoweniger eine gezielte Täuschung sein. Die Raketen können sich auch selbst zerstört haben.«
»Das ist möglich. Aber der Tschernew hat Mikrowellen aus einer größeren Umlaufhöhe aufgespürt. Wir vermuten, daß es sich um eine Art Randstrahlung oder so etwas handelte.«
»Und das Gerät, das die Strahlen aussendet?«
»… liegt nicht in meinem Erfahrungsbereich. Rudnetski glaubt, die Behauptungen der Amerikaner könnten wahr sein. Demnach handelt es sich um eine Partikelstrahlwaffe.«
»Wenn sie so etwas besitzen«, sagte Taimanow, »dauert es nicht lange, bis jemand anderes ebenfalls über diese Waffe verfügt.« Erbittert sah er in die Runde. »Technologie bewegt sich schneller als die Vernunft. Bald wird keine Nation der Welt mehr sicher sein.«
Harrys Allergien wurden so schlimm, daß er einen Tag lang zu Hause blieb und sich ins Bett legte. Die verordneten Medikamente machten ihn schläfrig, halfen ansonsten aber nicht viel. Seine Augen schwollen an, sein Hals begann heftig zu schmerzen, und er konnte nicht aufhören zu niesen. Es wurde so schlimm, daß er eines Morgens nach dem Aufstehen die angelegte Kleidung wieder auszog, bei Goddard anrief und sich zwei Tage frei nahm. Als er zwei Tage später zur Herkules-Konferenz auftauchte, sah er ziemlich schlecht aus.
Gambini berichtete über einige Übersetzungserfolge bezüglich der altheanischen Beschreibungen elektromagnetischer Phänomene. Außerdem hatte Majeskis Ersatz, Carol Hedge, genügend statistische Verwandtschaften aufgedeckt, um Wheelers Vermutung weitgehend zu bestätigen, den Unglücksfall als Maxwells Dämon zu bezeichnen. Ihre Präsentation weckte Harrys Aufmerksamkeit.
Hedge war eine attraktive Farbige vom Harvard-Smithsonian. Harry beobachtete sie bewundernd und bemerkte einmal, wie Leslie seine Reaktion auf sie lächelnd verfolgte. Als sie fertig war, bat Gambini um Kommentare, nahm ein oder zwei Äußerungen großer Sorge hinsichtlich der Sicherheit späterer Experimente zur Kenntnis und beendete schließlich die Konferenz. »Aber ich würde es begrüßen, wenn Leslie, Harry, Pete und Cyrus noch einen Augenblick ihrer Zeit opfern könnten.«
Nachdem alle anderen gegangen waren, schloß Gambini die Tür und nickte Wheeler zu.
»Ich glaube, ich habe noch eine Bombe gefunden«, sagte der Priester. »Wir finden detaillierte und außergewöhnlich elementare Beschreibungen der elektromagnetischen Strahlung, harmonischen Oszillatoren, der Teilchenphysik – was immer Ihnen einfällt. Ich bin nunmehr in der Lage, mehr oder weniger alle klassischen Fragen zu beantworten. Zum Beispiel glaube ich jetzt zu wissen, weshalb die Lichtgeschwindigkeit ausgerechnet den
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