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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Harry hatte den Verdacht, daß Rosenblooms Abneigung noch tiefer reichte: er hatte ein gutes Gedächtnis und keine Lust, sich auf eine weitere Runde mit Gambinis Hirngespinsten einzulassen.
    Da es warm war, hatte Rosenbloom seinen Blazer ausgezogen und über die Schulter geworfen. Sein Strickhemd hatte er sich in einer Weise in die Hose gestopft, die deutlich machte, daß er geradewegs vom Golfplatz gekommen war. Er raste wie eine schlecht gekleidete Rakete durch das Operationszentrum und explodierte leise in Gambinis Büro. »Ich habe keine bessere Erklärung für Ihre Punkte und Striche, Ed. Aber ich bin sicher, jemand anders wird sie haben. Wie lautet Majeskis Meinung?«
    »Er kann keine Alternative anbieten.«
    »Und was ist mit Ihnen, Harry?«
    »Das ist nicht sein Gebiet«, stellte Gambini gereizt fest.
    »Ich habe Harry gefragt.«
    »Ich hab’ keine Ahnung«, sagte Harry, der nun ebenfalls zornig wurde.
    Rosenbloom holte eine Zigarre aus einer Innentasche seines Mantels. Er schob sie sich zwischen die Lippen und ließ sie unangezündet. »Die Behörde«, sagte er erklärend, »hat im Moment einige Probleme. Die restlichen Mondlandungen sind gestrichen. Die Regierung ist mit unserer langsamen Bearbeitung der militärischen Projekte unzufrieden. Die Bibelfanatiker trauen uns nicht über den Weg, und dann brauche ich Sie wohl nicht daran zu erinnern, daß wir im nächsten Jahr eine Präsidentschaftswahl haben.«
    Das war eine weitere Peinlichkeit für die Behörde. Im voraufgegangenen Jahr waren die NASA-Forscher mit Hilfe von SKYNET einem Quasar auf die Spur gekommen, den sie für den Großen Knall gehalten hatten, und veröffentlichten daraufhin regelmäßige Berichte, die die Presse als Schöpfungsnachrichten verkaufte. Dies hatte unter den Vertretern der verschiedenen Kirchen für starke Entrüstung gesorgt. »Wir geben eine Menge Geld aus, und der Steuerzahler fragt sich wofür«, fuhr Rosenbloom fort. »Nun, meine Herren, denke ich mir, daß der Präsident geradezu selig wäre, wenn man ihm einen Strick in die Hand gäbe, um unsere Organisation daran aufzuhängen. Uns allen die Gurgel zuzudrücken. Wenn wir anfangen, von kleinen grünen Männchen zu reden und uns irren, dann reichen wir ihm diesen Strick.« Er saß auf einem umgedrehten Holzstuhl, den er nun leicht nach vorne kippte. »Vielleicht sogar«, fügte er hinzu, »wenn wir recht haben.«
    »Wir brauchen überhaupt keine Stellungnahme herauszugeben«, widersprach Gambini. »Wir veröffentlichen die aufgefangenen Funksignale und lassen sie für sich selbst sprechen.«
    »Das werden sie auch ganz gewiß tun.« Rosenbloom war der einzige in der gesamten Organisation, der es wagte, Gambini gegenüber einen solchen Ton anzuschlagen. Die Art und Weise, mit der der Direktor Untergebene behandelte, erinnerte nicht selten an eine Dampfwalze mit defektem Getriebe. »Ed, die Leute sind schon total verrückt. Erst letzte Woche hatten wir diese Panik vor einem Terroranschlag in Chicago, die Wirtschaft liegt danieder und Pakistan und Indien bedrohen sich wieder gegenseitig. Der Präsident will ganz sicher nichts von Marsianern hören.«
    Harrys Augen begannen zu tränen. Pollen drangen in seinen Hals, und er nieste.
    Er fühlte sich leicht fiebrig und wünschte, er könne nach Hause fahren und sich ins Bett legen. Es war schließlich immer noch Sonntag.
    »Warum nicht?« fragte Gambini. »Was hat ein LGM-Signal mit Pakistan zu tun?«
    Rosenbloom atmete tief durch. Er sah Gambini mit dem gespielt gütigen Gesichtsausdruck an, als wolle er einem Kind etwas erklären. »Es erschüttert den Status Quo. In einem bislang gut verlaufenden Wahljahr möchte der Präsident nicht, daß sein Status Quo durch irgendwas erschüttert wird.«
    »Quinton.« Gambini verdrehte den Namen etwas und dehnte den zweiten Konsonanten, doch sein Gesicht blieb ernst. »Wer immer sich am anderen Ende des Signals befindet, ist weit entfernt. Ganz weit weg. Hier liefen noch die Höhlenmenschen herum, als das Signal Altheis verließ.«
    »Es ist mein inniger Wunsch«, fuhr Rosenbloom fort, als ob niemand sonst gesprochen hätte, »daß dieses ganze Thema einfach gestrichen wird.«
    »Das wird wohl nicht geschehen«, meinte Gambini.
    »Dann soll eben jemand anders diese Signale entdecken. Wenn diese Signale wirklich existieren, sollte das schon nicht allzu lange auf sich warten lassen!«
    »Quint.« Gambinis Tonfall wurde schärfer. »Sie können nicht einfach eine Entdeckung wie diese

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