Erstkontakt
überhaupt nicht teilnehmen. Aber ich weiß durchaus, wie ich den Pulsar benutzen würde, wenn ich damit Signale senden wollte.«
Rosenbloom massierte sich die platte Nase mit den dicken, kurzen Fingern.
»Wie?« fragte er.
»Ich würde nicht versuchen, etwas mit dem Pulsar selbst zu tun.« Harry stand auf, ging durch den Raum und schaute hinab, nicht auf den Direktor, sondern auf Gambini. »Ich würde eine Art Blende aufbauen. Ich würde etwas davorsetzen.«
Ein seliges Lächeln ließ Rosenblooms träge Gesichtszüge aufleuchten. »Gut, Harry«, sagte er, und seine Stimme war voll triefenden Hohns. »Es wird Ihren Mitarbeiter sicherlich sehr überraschen, entdecken zu müssen, daß es auch außerhalb der Arbeitsgruppe so etwas wie Phantasie gibt. Okay, Ed, ich bin bereit, die Möglichkeit einzuräumen. Es kann künstlich sein, es kann natürlich auch etwas völlig anderes sein. Ich schlage vor, wir halten unseren Geist wach und offen, aber den Mund geschlossen. Wenigstens so lange, bis wir genau wissen, womit wir es zu tun haben. Bis dahin keine öffentlichen Erklärungen, und sollten doch welche nötig werden, wird ausschließlich mein Büro die Presse informieren. Wenn sich das Signal erneut ändert, dann informieren Sie zuerst mich. Klar?«
Gambini nickte.
Rosenbloom schaute auf die Uhr. »Es ist jetzt, Moment, zehneinhalb Stunden her, seitdem es begann. Ich vermute, Sie betrachten die Impulse als eine Art Rufsignal.«
»Ja«, sagte Gambini. »Sie wollen unsere Aufmerksamkeit wecken. Später, wenn sie davon ausgehen können, daß wir uns lange genug mit ihnen beschäftigt haben, ändern sie die Signale vielleicht in eine andere Botschaft, einen Text möglicherweise.«
»Sollte dies der Fall sein, wie stehen unsere Chancen, die Nachricht zu entschlüsseln?«
»Schwer zu sagen. Sicherlich gehen sie davon aus, daß wir dabei ein wenig Hilfe benötigen könnten, die sie uns vermutlich auch irgendwie mitliefern werden.«
»Das klingt alles sehr vage.« Der Blick des Direktors fiel auf Harry. »Carmichael, kontaktieren Sie jeden, der gestern abend hier war, sagen Sie ihnen, kein Wort darüber zu irgend jemandem. Wenn etwas davon nach draußen dringt, dann werde ich Köpfe rollen lassen. Ed, und wenn Sie jemand anderen informieren wollen, der Ihnen helfen könnte bei Ihrer weiteren Arbeit, dann klären Sie das mit meinem Büro.«
Gambini runzelte die Stirn. »Quint, schießen wir jetzt nicht ein wenig übers Ziel hinaus? Goddard ist keine Verteidigungsanlage.«
»Es ist aber auch keine Einrichtung, die es duldet, für die nächsten zwanzig Jahre von der Öffentlichkeit ausgelacht und verspottet zu werden, nur weil Sie nicht ein paar Tage warten konnten …«
»Mir bereitet es keine Probleme, die Sache aus den Zeitungen herauszuhalten«, sagte Gambini, der jetzt sichtbar in Rage geriet. »Aber eine Menge Leute haben sich unter anderen Gesichtspunkten intensiv mit dieser Erscheinung beschäftigt. Sie verdienen es, über die Ereignisse von gestern abend unterrichtet zu werden.«
»Noch nicht.« Rosenbloom erschien provozierend gleichgültig. »Ich sage Ihnen, wann.«
Die Aura des Direktors hing bedrückend im Büro.
Gambinis gute Laune war verflogen, und sogar Harry, der schon vor langem den Vorteil einer klinisch kühlen Haltung in solchen Auseinandersetzungen zu schätzen gelernt hatte, fühlte sich nervlich ein wenig angegriffen.
»Verdammter Narr«, sagte Gambini. »Er meint es gut, er will die Agentur schützen, aber er ist eine wandelnde Straßensperre.« Er blätterte seine Cardex-Kartei durch, fand die Nummer, die er suchte, und wählte sie auf dem Tatenfeld seines Telefons. »Gestern abend, Harry«, sagte er ruhig, »haben du und ich den bedeutendsten Augenblick unserer Spezies erlebt. Ich rate dir, alles aufzuzeichnen, woran du dich erinnern kannst. Du wirst schon bald ein Buch über dieses Thema schreiben können, und die Menschen werden es noch in tausend Jahren lesen.« Dann konzentrierte er sich auf das Telefonat. »Ist Pater Wheeler da? Hier spricht Ed Gambini von Goddard.«
Harry schüttelte den Kopf. Er hatte etwas gegen Machtkämpfe, sie verursachten Erbitterung und ein leistungsfeindliches Arbeitsklima, und gewöhnlich betrachtete er die Leute, die darin verwickelt waren, mit Abscheu. (Obgleich er sich selbst schon gelegentlich dabei ertappt hatte, daß er das Geschehen mit heimlichem Vergnügen verfolgte.) Und dieser Streit war besonders ärgerlich, da er bereits mit hineingezogen
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