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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nicht ernst nehmen könne. »Alle Zahlen beruhen auf der terrestrischen Erfahrung«, hatte er sich beklagt. »Soweit wir wissen, hat Jehova uns mit Gefäß und Inhalt ausgestattet. Nein, wenn ihnen das mit dem Geld ernst ist, dann müssen sie uns auchvernünftige Gründe dafür liefern.« Und später, als sie in einem kleinen Restaurant in der Massachusetts Avenue saßen, hatte er hinzugefügt, daß er, beim nächsten Mal, falls sie ihn darum bäten, gerne die Veranstaltung leiten würde.
    »Ja«, antwortete sie. »Ich habe gegessen.«
    »Das ist Pete Wheeler«, sagte er und wies auf den Mann im karierten Hemd. Wheeler erhob sich; sie reichte ihm die Hand. »Und Cord Majeski.«
    Der bärtige junge Mann nickte flüchtig.
    »Ich nehme an«, sagte Gambini zu ihr, »daß Sie gerne wissen wollen, worum es geht, nicht wahr?«
     
    Julie packte ihre Sachen am Montagabend.
    Am Morgen blieb Harry zu Hause und frühstückte mit seinem Sohn. Tommy freute sich, mit ihm zusammen zu sein, und sagte es ihm auch. Aber der Junge, der nur wußte, daß er für einige Zeit zu seiner Cousine fuhr, kam sehr schnell zum Thema Sport, während Julie nervös durch das Haus lief und sich so gut wie möglich zu beschäftigen versuchte. Als Tommy schließlich zur Schule mußte, zog sie ihm die Jacke an und reichte ihm seine Pausenbrotdose.
    »Tommy«, sagte sie, »ich hol’ dich heute nachmittag ab. Wir fahren für einige Zeit zu Ellen. Okay?«
    »Und was ist mit Daddy?« Er drehte sich zu Harry um, und Julie wurde blaß.
    »Er bleibt hier«, antwortete sie unsicher.
    Sie hatten sich im Abend vorher auf diese Version geeinigt; aber irgendwie klang alles jetzt ganz anders. »Tom«, ergriff Harry das Wort, entschlossen, alles hinter sich zu bringen, »deine Mutter und ich werden nicht mehr zusammenleben.«
    »Verdammter Narr«, rief Julie.
    Tommys Augen wurden sehr groß und rund. Er wandte den Blick von Harry ab und sah seine Mutter an. Seine Wangen röteten sich. »Nein!« rief er.
    Julie kniete neben ihm nieder. »Es wird alles in Ordnung sein.«
    »Nein, das wird es nicht. Du weißt, daß es das nicht wird!« Harry war auf den Jungen stolz. Er schleuderte die Pausenbrotdose quer durchs Zimmer. Sie prallte vom Sofa ab, und das Sandwich und der Kuchen purzelten heraus, als der Deckel aufschnappte. »Nein!« schrie er, und Tränen rannen ihm aus den Augen. »Daddy, du wirst uns nicht verlassen!«
    Harry schloß das Kind in die Arme. »Es ist auch nicht so ganz mein Wunsch, Tom«, sagte er.
    »Prima«, zischte Julie. »Schieb mir nur die Schuld zu.«
    »Willst du etwa mir Vorwürfe machen?« Harrys Stimme bebte vor Wut.
    Julies Augen loderten. Aber sie blickte zu Tommy und hielt sich zurück. Der Junge hatte sein Gesicht in Harrys Hemd vergraben und schluchzte haltlos. »Soviel zur Schule«, sagte sie. »Ich denke, alles wäre einfacher, wenn du zur Arbeit gingst.«
    »Egal was kommt«, krächzte er, »deshalb sollten wir uns gegenseitig nicht das Leben schwermachen.«
    Sie versuchte, Tommy an sich zu ziehen, und versicherte ihm, daß er seinen Vater immer noch regelmäßig sehen würde. Aber das Kind wehrte sich und bäumte sich hysterisch auf, um zu Harry zu gelangen. Sie schaute zu ihm hoch und flehte ihn mit stummen Blicken an, doch endlich zu gehen. Harry erwiderte ihren Blick, verabschiedete sich von seinem Sohn, der neuerlich zu schreien begann, und ging hinaus.
     
    Es war kurz nach halb zehn, als er im Herkules-Konferenzraum eintraf und Leslie Davis kennenlernte. Sie war schlank und trug ein graues Straßenkostüm, besaß ein klassisches Kinn und nachdenkliche, kühle Augen. »Leslie meint«, sagte Gambini, »daß die Außerirdischen nach ähnlichen logischen Parametern handeln wie wir.«
    »Dabei ist mir niemals in den Sinn gekommen«, sagte Harry, »daß es daran irgendwelche Zweifel geben könnte. Welche anderen logischen Parameter gibt es denn?«
    »Es existieren andere Möglichkeiten«, antwortete die Psychologin. »Logik basiert im wesentlichen auf Elementen wie dem Umfang und der Qualität von Wahrnehmungen, dem System von Grundwerten und so weiter. Aber wir müssen noch etwas abwarten: Wir haben nicht viel, womit sich Spekulationen anstellen lassen.«
    »Vielleicht müssen wir sogar noch lange warten«, meinte Harry. »Majeski erwähnte, daß die Altheaner vielleicht in einem ganz anderen Zeitsystem leben als dem unseren.« Er grinste. »Ich weiß nicht einmal, was er damit meint.«
    »Ihre Wahrnehmung«, sagte Gambini.

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