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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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geschieht.«
     
    Um Viertel vor neun rief Julie an. »Harry, ich habe die Nachrichten gesehen.« Ihre Stimme klang unsicher, tastend, und er wußte, daß dies für sie ein sehr heikler Anruf war. »Ich freue mich so für dich«, sagte sie. »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Danke.« Harry gab sich alle Mühe, nicht zu feindselig zu klingen.
    »Sie machen dich bestimmt zum Direktor.«
    »Ich nehme es an.«
    Harry konnte weitere Lichter in der Auffahrt sehen. »Tommy möchte mit dir reden«, sagte sie.
    »Gib ihn mir.« Es klopfte an der Tür.
    »Dad.« Die Stimme des Jungen zitterte vor Aufregung. »Ich hab’ dich im Fernsehen gesehen.«
    Harry lachte, und der Junge kicherte, und Harry spürte die Anspannung durch das Telefon. Sie unterhielten sich über die Altheaner und Tommys Basketballmannschaft. »Wir haben morgen früh ein Spiel«, sagte er.
    Als sie wieder an den Apparat kam, war Julie irgendwie bedrückt. »Deine Arbeit ist ja im Augenblick ziemlich aufregend«, sagte sie.
    »Ja.« Harry schaffte es nicht, eine gewisse Reserviertheit aus seiner Stimme zu verdrängen, dabei wünschte er sich nichts mehr, als völlig natürlich zu klingen. »So etwas habe ich noch nie erlebt.«
    »Nun«, meinte sie nach langem Zögern, »ich wollte nur hallo sagen.«
    »Okay.« Das Klopfen an der Tür wurde drängender.
    »Es klingt, als bekämst du Besuch.«
    »So war es schon den ganzen Abend. Fernsehleute und Reporter. Vor dem Haus haben sie sich aufgebaut. Gambini hat die gleichen Probleme. Er hat sich in irgendeinem Motel verkrochen.«
    »Das solltest du auch tun, Harry.«
    Er hielt inne, hielt den Atem an und spürte, wie sein Puls sich beschleunigte. »Ich mag keine Motels.« Die Worte kamen gepreßt heraus. »Hör mal, ich muß an die Tür. Die Leute draußen spielen sonst verrückt.«
    »Warum schließt du nicht einfach ab und verschwindest? Im Ernst, Harry.«
    Er hörte die Einladung in ihrer Stimme, doch er vertraute seinem Urteil nicht mehr, soweit es sie betraf. »Julie«, sagte er, »ich denke, eine kleine Feier ist ganz in Ordnung. Würdest du mir bei einem Drink Gesellschaft leisten?«
    »Harry, das würde ich gerne, wirklich …« Sie klang zweifelnd, und er begriff, daß sie noch einmal gebeten werden wollte. Aber, bei Gott, das wollte er nicht!
    »Keine Verpflichtungen«, sagte er schließlich. Das Atmen fiel ihm schwer. »Es ist viel passiert, und ich muß mal mit jemandem reden.«
    Sie lachte, ein helles, freudiges Lachen, das er aus besseren Tagen so gut kannte. »Okay«, sagte sie. »Ein einmaliges Gastspiel. Wo wollen wir hin?«
    »Überlaß das mir«, sagte er. »Ich hol’ dich in einer Stunde ab.«
     
    Er hatte Schwierigkeiten, Wheeler telefonisch zu erreichen, der offenbar an diesem Abend genauso mit Anrufen belagert wurde. Am Ende mußte er einen gemeinsamen Freund in Princeton anrufen und ihn bitten, zur Wohnung des Priesters zu gehen. Als der Norbertiner zurückrief, erklärte Harry, was er wollte.
    »Gehen Sie nicht ans Telefon«, sagte Wheeler. »Ich bereite alles vor und melde mich wieder bei Ihnen. Es dürfte nur ein paar Minuten dauern. Ich lasse einmal klingeln und rufe dann erneut an.«
    Harry nutzte die Zeit, um sich zu duschen und umzuziehen. Das Telefon klingelte mehrere Male. Aber Harry hob nicht ab, bis er Wheelers Zeichen hörte. »Es ist okay«, sagte der Priester. »Hinter dem Haus gibt es zwei Regenrinnen. Ich lege den Schlüssel in die südliche. Sie müssen aber eigene Handtücher und Bettwäsche mitbringen. Das Frühstück finden Sie im Kühlschrank.«
    »Pete, dafür bin ich Ihnen etwas schuldig.«
    »Sicher. Viel Glück.«
    Harry achtete darauf, daß er sich einige Minuten verspätete. Ellen öffnete die Tür und fragte mit ernster Stimme nach seinem Wohlergehen, was signalisierte, daß auch sie große Hoffnungen in diesen Abend setzte.
    Julie: sie kam von der Rückseite des Hauses herein, bekleidet mit einer weißen und grünen Kombination. Sie hatte anderen Leuten gegenüber oft scherzhaft erwähnt, daß sie Harry nur geheiratet hatte, weil sie sich neben ihm nach ihrem Geschmack anziehen konnte.
    In diesem Augenblick, hin und her gerissen zwischen Unsicherheit und Bedauern, war sie unglaublich schön. Sie preßte die Lippen in einem Anflug von Verwirrtheit zusammen, dann trat ein befreites Lächeln auf ihre Züge. »Hallo, Harry«, sagte sie.
    Auf dem Highway unterhielten sie sich angeregt. Es war, als seien sie wieder die besten Freunde, die sich mit einem gemeinsamen

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