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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Diese Anschuldigungen schmerzten ihn sogar mehr als Jablonskis Bemerkung.
    Etwa zur gleichen Zeit, als Harry und Julie den Expressway verließen und auf die I-2 auffuhren, ging Gambini hinunter in die Bar. Sie war überfüllt, und es herrschte eine enorme Lautstärke. Er ging mit seinem Manhattan auf eine der zahlreichen Terrassen und blickte in den Himmel.
    Herkules stand östlich am Horizont.
    Im Westen sah Gambini Wolken aufziehen.
    Ein Ehepaar im mittleren Alter war ihm nach draußen gefolgt. Er sah lediglich ihre Silhouetten vor den Lichtern der Stadt, und sie diskutierten heftig über ihren aufsässigen Sohn im Teenageralter.
    Gambini fragte sich, ob es wohl ein zweites Signal geben würde. Er hegte daran einen Zweifel, den er niemandem gegenüber geäußert hatte. Doch selbst wenn es keine weitere Sendung gäbe, wäre die wesentliche Frage beantwortet: Die Menschheit ist nicht alleine! Das Wunder des Lebens hatte auch woanders stattgefunden. Was implizierte, daß es sich nicht um ein echtes Wunder handelte, sondern um eine gewöhnliche Konsequenz aus dem Zusammenspiel von Sonnenlicht und Wasser. Und die Einzelheiten jener anderen Zivilisation, ihre Geschichte, ihre Technik, ihre Sicht des Universums waren von enormem Interesse. Dennoch blieben diese Aspekte nichts weiter als Details und angesichts der wesentlichen Tatsache ihrer Existenz Nebensächlichkeiten.
    Gambini hob sein Glas und prostete dem Sternbild zu.
     
    Der kritische Augenblick für Harry kam, als er den Parkplatz des Anchorage verließ und seine Absichten für den weiteren Verlauf des Abends offenbarte, indem er auf die I-2 und dort nach Süden fuhr. Julie sagte nichts. Er wagte einen Seitenblick auf sie: Sie starrte unverwandt nach vorne. Die Hände hatte sie im Schoß gefaltet, und ihr Gesicht zeigte keine Regung. Wenn er sie richtig einschätzte, dann hatte sie eine Zahnbürste in der Handtasche, aber dennoch kam jetzt der Augenblick, in dem sie überlegte, was sie tun solle.
    Sie unterhielten sich über die Altheaner, ob die Wahrscheinlichkeit bestand, daß einige von ihnen noch zu finden wären; über Julies neueste Aufgabe, ihre Mithilfe beim Entwurf eines Gebäudes aus Stahl und Glas und darüber, wie ihr Leben sich verändert hatte. Das letzte Thema hatten beide zu meiden versucht, aber es schien unausweichlich zu sein. Harry erfuhr zu seiner Überraschung, daß auch seine Frau nicht sehr glücklich war, daß sie sich einsam fühlte und daß sie nicht allzu optimistisch in die Zukunft blickte. Und doch lieferte sie ihm keinen Anlaß, anzunehmen, daß sie bereute, ihn verlassen zu haben. »Es wird schon funktionieren«, sagte sie zu ihm. »Es wird für uns beide funktionieren.« Und dann korrigierte sie sich: »Für uns drei.«
    Gewitterwolken türmten sich im Westen auf.
    Harry verfehlte beinahe seine Abzweigung. Es gab kaum einen Hinweis auf die Straße, die Wheeler ihm beschrieben hatte. Sie verlief in einer scharfen Linkskrümmung und verschwand zwischen den Bäumen. Er fuhr an einem alten, zerfallenden Steingebäude vorbei und hatte dann einen langen, vielfach gewundenen Aufstieg vor sich.
    »Harry«, sagte Julie, »wohin fahren wir?« Ihre Stimme klang wie das Flüstern eines seichten Bächleins.
    Dorthin bringe ich jetzt alle meine Frauen, dachte er. Und er verfluchte sich dafür, daß er nicht den Mut hatte, es zu sagen. »Das Anwesen dort gehört Pete Wheelers Orden. Es bietet«, fügte er lahm hinzu, »einen grandiosen Blick auf die Chesapeake Bay.«
    Sie gelangten zu einem Tor in einer Steinmauer, an der ein Stahlschild hing, das verkündete, daß sie vor der Sankt Norbert Abtei standen. Hinter der Mauer ging die normale Straße in einen Schotterweg über. Plötzlich befanden sie sich zwischen zwei Herrschaftshäusern, die am oberen Rand des Abhangs kauerten, der bis zur I-2 abfiel. Die Gebäude wiesen eine idyllische Geometrie aus Steinen und buntem Glas, aus Kuppel und Portikus auf. Hinter ihnen und tief unten im Tal erstreckten sich die Fluten der Chesapeake Bay.
    »Wir werden doch wohl nicht dort hineingehen, oder?« fragte sie. »Harry, um Gottes willen, das ist ein Kloster.« Sie konnte ein Kichern kaum unterdrücken.
    »Nicht dort«, sagte er. Die Straße führte zu einem Aussichtsplatz und verschwand wieder hinter einer Reihe von Ulmen. Gleich hinter den Bäumen waren Lichter zu sehen. »Dorthin fahren wir«, sagte er und zeigte voraus. Hinter dem Parkplatz fiel das Gelände abrupt ab, so daß seine

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