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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Problem auseinandersetzen müssen. Die Aura aus Angespanntheit und Ärger, die die Wochen seit ihrem Auszug vergiftet hatte, war verflogen. (Obgleich Harry wußte, daß sie zurückkäme, sobald dieses Intermezzo zu Ende war.)
    »Bei Ellen zu wohnen ist nicht übel«, sagte sie. »Aber ich ziehe es doch vor, für mich zu sein.«
    »Ich schlafe meistens im Büro«, gab Harry zu.
    »Einige Dinge ändern sich eben nie.«
    Harry reagierte gereizt. »So oft habe ich früher aber nicht dort übernachtet.«
    »Okay«, meinte sie. »Laß uns heute abend nicht darüber diskutieren.«
    Sie fuhren auf dem Expressway nach Osten in Richtung Annapolis. Harry bog auf die I-2 ab und fuhr zum Anchorage, unweit von Waynesville. Sie waren schon einmal dort gewesen, aber das war lange her.
    Die Drinks wärmten sie. »Du bist jetzt wohl auf dem Weg nach oben, Harry«, sagte sie. »Du hast direkt vor Hurley gesessen.«
    »Ich glaube nicht, daß der Präsident weiß, wer ich bin. Sie hätten mich eigentlich zusammen mit Ed und Atkin vorstellen sollen. Aber irgendwas ist dazwischengekommen. Entweder hatte Hurley meinen Namen vergessen, oder er hat entschieden, daß drei Leute zuviel sind. Schwer zu sagen. Aber es hat sicher auch sein Gutes, nehme ich an. Ich mache mir nur Sorgen wegen der Möglichkeit, daß jemand eine andere Erklärung für das Signal findet. Wenn das geschieht, dann gehöre ich zu den Leuten, die den Präsidenten in eine peinliche Situation gebracht haben.«
    »Glaube ich nicht. Der Präsident wird keinesfalls sein Gesicht verlieren, er hat peinlich genau darauf geachtet zu erwähnen, daß er alle Informationen von Euch erhalten hat.«
    Das Anchorage war eine gute Wahl. Abgesehen davon, daß es an der Straße nach Basil Point stand, verfügte es auch noch über einen stimmungsvollen Pianisten und Kerzen in rauchfarbenen Glasleuchtern.
     
    Ed Gambini hatte sich im Hyattsville Ramada unter falschem Namen ein Zimmer genommen. Er haßte Motels, denn auf den Zimmern gab es stets zu wenig Kissen, und die Angestellten machten immer ein unwirsches Gesicht, wenn man um mehr bat. So lag er nun auf dem Bett, zwei Kissen hinter sich, das obere halb umgeschlagen, und schaute sich die Berichte in den Nachrichtensendungen an. Alle größeren Sender hatten über die Neuigkeit berichtet, und er schaltete zwischen den Kanälen hin und her. Insgesamt waren die Reportagen recht aufschlußreich: Die wichtigsten Tatsachen kamen zur Sprache, und die richtigen Fragen wurden gestellt. Auch die Bemühungen der Verwaltung wurden deutlich hervorgehoben, die die ganze Angelegenheit darstellte, als sei sie bereits abgeschlossen.
    Später verfolgte er ein Streitgespräch (er hatte Hemmungen, es eine Diskussion zu nennen) zwischen ›Backwoods‹ Bobby Freeman, Fernsehprediger und Gründer der American Christian Coalition, und Senator Dorothy Pemmer von den Demokraten Pennsylvaniens; sie debattierten über die Bemühungen der Glaubensgemeinschaft, von allen Bewerbern um ein öffentliches Amt ein religiöses Glaubensbekenntnis zu fordern.
    Das Telefon klingelte, und Gambini drehte den Ton ab.
    Es war Majeski. »Ed«, sagte er, »Mel ist in der Leitung. Kann ich ihm Ihre Nummer geben?«
    Es war der Anruf, vor dem Gambini sich fürchtete. »Ja«, sagte er, ohne zu zögern, und legte auf.
    Mel Jablonski war Astronom an der UNH. Und nicht nur das – er war auch ein uralter Freund. Gambini hatte ihn an der Universität von Kalifornien kennengelernt, als sie beide noch Studienanfänger waren. Sie hatten seitdem einen weiten Weg zurückgelegt, waren aber stets in Verbindung geblieben. Und als Gambini seinen Zusammenbruch hatte, war Mel aufgetaucht und hatte die Wölfe abgewehrt, die auf Gambinis Job scharf waren. »Ed?« Die vertraute Stimme klang müde und weit entfernt.
    »Wie geht es dir, Mel?«
    »Nicht schlecht. Es ist ja unheimlich schwer, an dich heranzukommen.«
    »Kann ich mir vorstellen. Es war auch ein hektischer Tag.«
    »Ja«, sagte Jablonski. »Das will ich wohl meinen.«
    Gambini suchte nach einer unverfänglichen Bemerkung.
    »Hast du das Signal tatsächlich schon im September aufgefangen?« fragte Jablonski.
    »Ja.«
    »Ed«, sagte er traurig, »du bist ein Hurensohn.«
    Zwei weitere seiner alten Freunde hatten ihn am Abend zuvor ebenfalls aufgespürt und ihm mitgeteilt, sie seien für ihn da, sollte er Hilfe benötigen. Aber beide verliehen im gleichen Telefonat auch ihrer Meinung Ausdruck, er habe sich ihnen gegenüber falsch verhalten.

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