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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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verstummte, »für uns ausreichend, kurz darüber nachzudenken, was Sie heute hierher geführt hat und was Sie heute darstellen. Ich bin mir Dr. Rimfords Zustimmung über die Ansicht gewiß, daß die Zukunft für sich selbst sorgen wird. Seien Sie stolz auf das, was Sie geleistet haben: das ist genug.« Er ließ seinen Blick über sie hinweg wandern, als schaute er zum fernen Horizont. »Einstweilen.«
    An einem der weiter entfernt stehenden Tische hörte Harry voller Interesse zu. Hurley benutzte niemals Notizen und schien immer ganz spontan zu reden, und es hieß von ihm, daß er ein Publikum in seinen Bann schlagen konnte, indem er ihm stundenlang aus dem Telefonbuch vorlas. Einige, die schon lange in Washington tätig waren, meinten, er sei der beste Redner seit Kennedy. Vielleicht sogar der Beste überhaupt. Aber Harry hatte den Präsidenten eigentlich nie als einen Redner gesehen, und genau darin lag dessen seltsame Begabung. Wenn man Hurley zuhörte, dann hatte man niemals das Gefühl, einer Ansprache zu lauschen. Man saß eher mit ihm zusammen in gemütlichen Sesseln an einem Tisch oder in der gedämpft beleuchteten Nische einer Bar und unterhielt sich. Mit Stil. Das war der Eindruck. Hafenarbeiter oder Wirtschaftsfachmann: Hurley sprach zu allen in deren eigener Sprache, manchmal sogar gleichzeitig. Eine besondere Sprachbegabung, hatte Tom Brokaw es genannt.
    Harry hätte vielleicht ein schlechtes Gewissen gehabt, Rimford dazu zu benutzen, Gambini in den Festsaal zu schmuggeln, aber der Kosmologe hatte das Ganze aus vollen Zügen genossen. Sie waren schon früh eingetroffen, und Rimford war zwischen den jungen Preisträgern umhergeschlendert, hatte Fragen gestellt, sich ihre Antworten angehört und Hände geschüttelt.
    Gambini saß etwa in der Mitte des Raums, mißgelaunt und umgeben von zwei geschwätzigen Vertretern des Schuldistrikts von Indianapolis, der in diesem Jahr zwei Preisträger stellte, und einer jungen Frau von der JPL, die, als sie erfuhr, wer er war, ihm ausführlich ihre Einwände gegen die Art und Weise darstellte, wie er die Herkules-Operation führte.
    »Dr. Rimford«, fuhr der Präsident fort, »ich frage mich, ob wir Ihnen die Aufgabe übertragen können, die Preise zu verleihen.«
    »Es wäre mir eine Ehre«, sagte Baines, erhob sich und nahm seinen Platz an Hurleys Seite ein, während das Publikum wieder applaudierte. Es war eines jener Arrangements, die die Presse liebte: Der Präsident spielte die Rolle des Helfers, er gab die Namen der Sieger bekannt, reichte Rimford die Urkunden und hielt sich bescheiden im Hintergrund, während der Kosmologe die Präsentation übernahm. Es war, dachte Harry, eine brillante Vorstellung. Kein Wunder, daß so viele ihn liebten, trotz all der Probleme seiner Administration.
    Als es vorüber war, bedankte der Präsident sich bei Rimford, fügte noch ein paar abschließende Bemerkungen hinzu und schickte sich an, den Saal zu verlassen. Gambini, von seinem plötzlichen Abtreten überrascht, sprang auf und eilte ihm nach. Aber Gambini hatte keine Secret-Service-Eskorte, und die Presse hatte ihn bereits umringt, als er die ersten paar Schritte gemacht hatte. Harry beobachtete das Geschehen mit wachsendem Unmut; Hurley ging an Harrys Tisch vorbei, während der verzweifelte Gambini sich freizumachen versuchte.
    Der Präsident blieb stehen, um mit Cass Woodbury von CBS zu sprechen. Zwei andere Reporter drängten sich heran. Woodburys Bemerkungen bezogen sich auf die Besetzung des Kernkraftwerkes in Lakehurst durch eine Terroristengruppe. Im Saal flackerten Blitzlichter, und die Menschen lachten. Neugierige, die einen besseren Blick auf den Präsidenten erhaschen wollten, stießen gegen Harrys Stuhl, und jemand an seinem Tisch warf eine Kaffeetasse um. Gambini war nicht mehr zu sehen.
    Hurley beendete sein Interview mit Woodbury, schaute auf die Uhr und wollte offenbar jeden Moment gehen. Chilton, der Pressesprecher des Weißen Hauses, hielt bereits die Tür auf, durch die der Präsident den Saal verlassen würde.
    Harry stand langsam auf, mehr oder weniger in der Hoffnung, daß Hurley ging, ehe er ihn erreichen konnte. Aber Woodbury stellte weiterhin Fragen. »Das ist wirklich alles, was ich weiß, Cass«, sagte er und erhob die Stimme, um über den Lärm in seiner Umgebung verstanden zu werden. »Noch hat New Jersey nicht um Regierungshilfe gebeten. Aber wir sind da, wenn wir gebraucht werden.« Er nickte aufmunternd in eine Fernsehkamera, winkte jemandem

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