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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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intelligentes Leben sorgfältig entwickelt wurde. Ich würde gerne wissen, warum das so ist.
    – Aus: Systemic Epistemology XIV

 
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    Edna schloß die Tür hinter dem stämmigen, grauhaarigen Mann. Er trug einen teuren, pechschwarzen Anzug und eine dazu unpassende grüne Krawatte; seine Schuhe waren so blankgeputzt wie die eines Offiziers. Aber dieser Mann war kein Soldat. Mit seinen scharfen grauen Augen betrachtete er geringschätzig Harrys Büro. Schließlich blickte er Harry an. »Mr. Carmichael?«
    Harry stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Er sah dem Mann mit gemischten Gefühlen entgegen. »Ja«, sagte er und streckte eine Hand aus. »Guten Morgen, Professor.«
    Der Mann ignorierte Harrys dargebotene Hand.
    Bei dem Besucher handelte es sich um Michael Pappadopoulis, den Vorsitzenden der philosophischen Abteilung in Cambridge und eremitierten Mitglied der Royal Society, Senior Fellow der Philosophical Union und Autor eines halben Dutzends Bücher, darunter der Klassiker Göttlichkeit und Schicksal. Harry nahm einen fernen Trommelwirbel wahr. Der Professor begutachtete Harry, als sei dieser kein sonderlich ehrbarer Zeitgenosse. »Einen guten Morgen wünsche ich Ihnen auch«, sagte er.
    »Bitte nehmen Sie Platz, Professor Pappadopoulis. Was kann ich für Sie tun?«
    Er blieb stehen. »Sie können mich davon überzeugen, daß es hier jemanden gibt, der sich der Bedeutung der Herkules-Signale bewußt ist.«
    »Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte Harry freundlich.
    »Es freut mich, das zu hören. Leider läßt die Handlungsweise der Regierung diesen Schluß nicht zu. Die NASA empfing das Herkules-Signal am frühen Morgen des siebzehnten Septembers und entschied sich, aus welchen Gründen auch immer, seine Existenz bis zum Freitag, dem zehnten November, geheimzuhalten. Kommt Ihnen das nicht ein wenig verantwortungslos vor, Mr. Carmichael?«
    »Eine voreilige Erklärung abzugeben, ohne alle Fakten zu kennen und beurteilen zu können, erscheint mir eher verantwortungslos. Wir haben uns nach bestem Wissen so entschieden.«
    »Das haben Sie sicher getan. Und es ist dieses bessere Wissen, diese Urteilsfähigkeit, die ich in Frage stelle.« Pappadopoulis war ein schwergewichtiger Mann, ein angemessener Vertreter für die nüchterne Annäherung an den neukantischen Materialismus, die ihm seinen Ruf in den akademischen Kreisen eingebracht hatte. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck unerbittlicher Feindseligkeit, seine Sprache war steif und formell. »Ich bin mir leider darüber im klaren, daß mit einer ähnlichen Handlungsweise zu rechnen ist, falls weitere Signale aufgefangen werden sollten.« Er hielt inne und las in Harrys Gesicht. »Ist noch etwas anderes geschehen? Verbergen Sie im Augenblick etwas?«
    »Wir haben alles bekanntgegeben, was wir hatten«, sagte Harry.
    »Versuchen Sie bitte nicht, sich mit Hilfsaussagen aus der Affäre zu stehlen, Mr. Carmichael.« Er beugte sich über Harrys Schreibtisch, strahlte gelangweilten Zorn und, wie Harry dachte, leichten Ekel aus. »Geschieht zur Zeit etwas, worüber die Welt Bescheid wissen sollte?«
    »Nein.« Dieser verdammte Rosenbloom. Und sein Präsident.
    »Ich verstehe. Warum glaube ich Ihnen nicht, Mr. Carmichael?« Er ließ sich in einen Sessel nieder. »Es spricht für Sie, daß Sie ein schlechter Lügner sind.« Er atmete angestrengt und hielt kurz inne, um sich zu sammeln. »Heimlichtuerei ist in diesem Lande offensichtlich eine Zwangsreaktion. Sie erschwert das Denken, verzögert den wissenschaftlichen Fortschritt und vernichtet die Integrität.« Er ließ das letzte Wort ausklingen, ehe er fortfuhr. »Ich hatte angenommen, man habe die Information nur veröffentlicht, weil es keine zweite Ausstrahlung gegeben hat. Wurde denn ein zweites Signal empfangen?«
    »Das alles bringt uns nicht weiter, Professor. Ich werde Ihren Protest zur Kenntnis nehmen und dafür sorgen, daß der Präsident davon erfährt.«
    »Das werden Sie ganz bestimmt.« Pappadopoulis betrachtete das Portrait von Robert H. Goddard an der Wand hinter Harrys Schreibtisch. »Ihm wäre das ganze Verfahren überaus peinlich, wissen Sie?«
    Harry stand auf. »Schön, daß Sie vorbeigeschaut haben, Sir«, sagte er.
    Pappadopoulis bedachte Harry mit einem bohrenden Blick. Als guter Bürokrat war Harry um Anpassung und Kompromisse bemüht. Er hatte wenig übrig für Konfrontationen, die in keiner Weise nützlich waren.
    »Was geschehen ist, läßt sich nicht

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