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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Kenntnis haben? Ist es überhaupt wahrscheinlich, daß wir irgend etwas gemeinsam haben?«
    »Wir wissen längst«, sagte Harry, »daß wir in Mathematik und Geometrie von den gleichen Grundlagen ausgehen.«
    »Natürlich«, entgegnete Wheeler ungehalten. »Wie könnte es anders sein? Nein, ich denke an ihre Philosophie, an ihre moralischen und ethischen Wertsysteme. Mich interessiert Ihre Meinung über Hurleys Befürchtungen hinsichtlich des Inhalts der Sendung. Seine Einwände haben einiges für sich.« Er füllte seinen Becher wieder auf und trank durstig. »Aber er macht sich aus den falschen Gründen Sorgen. Ich habe bei weitem nicht soviel Angst vor ihrem technischen Wissen, als vor der Möglichkeit, daß durch dieses Wissen andere Gefahren auf uns zukommen.«
    »Wissen Sie«, sagte Rimford, »vor dem Herkules-Signal hätte ich geglaubt, daß wir alleine sind. Das Argument, daß eine belebte Galaxis ihre Funksignale in alle Richtungen geschickt hätte, erschien mir überzeugend. Wenn es andere Zivilisationen gäbe, dann gäbe es genauso auch Spuren ihrer Existenz.«
    Wheeler begann, das Fleisch zu wenden.
    »Und ich stellte mir die Frage, während ich eines Abends durch Roanoke fuhr, warum es wohl keine Beweise gibt.« Rimford stand auf, um nachzusehen, ob die Kartoffeln schon gar waren. »Gibt es eine Korrelation zwischen Intelligenz und Mitgefühl?«
    »Ja«, sagte Harry.
    »Nein«, meinte Wheeler. »Oder wenn es eine gibt, dann eine negative.«
    »Nun«, sagte Rimford und streckte die Arme dem Himmel entgegen, »damit ist mein Argument gestorben.«
    »Und das hieß?«
    »Jede Gesellschaft, die ihre frühe technologische Periode überlebt, könnte entdecken, daß das bloße Wissen um ihre Existenz einen verderblichen Einfluß auf eine fremde Kultur haben könnte, die noch in der Entwicklung begriffen ist. Wer weiß schon, was dieses Wissen mit den, sagen wir, religiösen Grundlagen einer Gesellschaft tut? Überlegen Sie doch mal: selbst wir Menschen sind uns dieses Problems bewußt. Sogar bei Star Trek offenbart sich dieser Gedanke in Form der Obersten Direktive.«
    »Das ist ein uralter Gedanke«, sagte Wheeler. »Aber Sie behaupten damit, daß wir unter Umständen den Signalen einer Kultur lauschen, die boshaft ist und uns mit ihren Informationen schaden will; die Befriedigung dabei empfindet, eine Gesellschaft zu zerschlagen, der sie noch nie begegnet ist. Und nie begegnen wird.«
    »Man könnte es womöglich als religiöse Zwangshandlung auslegen«, sagte Rimford verschmitzt.
    Wheeler nickte, ließ sich jedoch nicht auf die scherzhafte Provokation ein. »Würde mich nicht wundern«, sagte er.
    »Es gibt sogar noch eine bessere Erklärung«, sagte Harry. »Das alte Klischee: Gehe niemals von Boshaftigkeit aus, wenn schiere Dummheit die wahrscheinlichere Erklärung ist.«
    »Idioten mit der Technik ihrer brillanten Vorfahren«, sagte Rimford. » Das ist wirklich ein interessanter Gedanke.« Er zuckte die Achseln. »Aber Scherz beiseite. Wir wissen, daß der Herkules-Sender ein überaus raffiniertes Produkt ist. Was wäre denn, wenn wir praktisch über Nacht das technische Wissen von einer Million Jahren erhielten?« Rimford sah, daß Harry sein Bier ausgetrunken hatte. Er öffnete zwei Dosen und reichte ihm eine. »Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts«, fuhr er fort, »verkündeten einige Physiker, daß es auf ihrem Gebiet nichts Neues mehr zu erlernen gäbe. Das ist ein interessanter Gedanke. Was würde denn mit uns geschehen, wie wären die Auswirkungen, wenn das tatsächlich einmal der Fall wäre? Was wäre dann der Sinn unserer Existenz?«
    »Den meisten Menschen wäre das völlig egal«, entgegnete Harry. »Die meisten wollen nur ihre Hypotheken bezahlen und fernsehen. Nur einige Unruhestifter würden vielleicht protestieren.«
    Rimford betrachtete die Digitaluhr auf dem Kühlschrank. Es war 6.13 Uhr. »Vielleicht sind wir im Begriff, die wahre Natur der Zeit zu entdecken. Außer daß wir sie nicht entdecken werden. Die Altheaner werden sie uns erklären. Ich glaube mittlerweile nicht mehr, daß sie uns wohlgesonnen sind. Es ist so schwer zu glauben, daß sie nicht wußten, was sie tun, welche Auswirkungen ihre Kontaktaufnahme haben würde.«
    »Kann sein«, sagte Wheeler, »daß dieser Abend noch dazu geeignet ist, ein Thema zu finden, worüber sich nachzudenken lohnt. Wie wäre es denn, wenn wir eine Runde Bridge spielen?«
    »Danke«, sagte Rimford, »aber ich habe meine Zusage zu einem

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