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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Interview heute abend gegeben. NBC möchte einige Leute zusammenbringen, um über die Aufzeichnung zu diskutieren. Sie haben in der Stadt ein Studio eingerichtet.«
    »Seien Sie vorsichtig, was Sie sagen«, meinte Wheeler mit leisem Spott. »Und wie ist es mit Ihnen, Harry?«
    Harry hatte für Freitagabende nicht mehr viel übrig. Die Aussicht, den restlichen Abend ohne melancholische Anwandlungen zu überstehen, war reizvoll. »Können wir denn noch zwei Leute auftreiben?«
    »Ich weiß, daß wir einen Tisch voll bekommen«, sagte er. »Es gibt im Kloster immer zwei Burschen, die Lust auf ein Spiel haben.«
     
    Der Reverend René Sunderland, O. Praem., der gegen drei ohne Trumpf spielte, überraschte Harry früh am Abend, indem er beim Aufspielen ein Pik-As verschenkte. Gleich darauf, als er einen Karo-König nachzog, fing Sunderland Harrys Dame und Pik-Zehn aus der Vorhandposition ab. Drei Punkte verloren. Harry überprüfte, ob sich direkt hinter ihm ein Spiegel befand.
    Das war nur der Anfang.
    »Sie haben geschummelt«, beklagte Harry sich später bei Pete Wheeler. »Sie haben es nicht wissen können. Sie haben sich Zeichen gegeben. Sie haben mindestens ein halbes Dutzend Spiele gemacht, bei denen es einfach nicht möglich war, die Verteilung der Karten zu raten.«
    Wheeler und Harry lagen zu diesem Zeitpunkt mehr als siebentausend Punkte zurück. »Wenn dies ein Dominikanerkloster wäre«, erwiderte Wheeler, »dann könnten Sie vielleicht recht haben. Hören Sie, Harry, Rene ist sehr gut. Und es ist egal, wer sein Partner ist. Ich habe ihm schon gegenübergesessen, und er macht immer genau das Gleiche. Er spielt immer so, als könnte er die Karten der anderen deutlich sehen.«
    »Wie erklären Sie es dann? Was sagt er dazu?«
    Wheeler lächelte. »Er behauptet, es ist ein Resultat seiner Marienverehrung.«
    Die zweite Hälfte des Abends verlief nicht besser. Harry beobachtete Sunderlands Partner, einen mürrischen Bruder mit leeren Augen, und suchte nach verräterischen Zeichen. Aber außer einem nervösen Muskelzucken, das sich von Zeit zu Zeit im Gesicht seines Spielgegners einstellte, bemerkte er nichts.
    Der Gemeinschaftsraum war leer bis auf die Bridgespieler, einen Priester im mittleren Alter, der vor dem Fernseher saß und Zeitung las, und jemanden, der sich über ein Puzzle beugte. »Ist jeder zum Wochenende weg?« fragte Harry beiläufig.
    Sunderland hatte gerade einen Schlemm geschafft. »Im großen und ganzen ist dies hier unsere gesamte Gemeinschaft«, erwiderte er.
    Wheeler schaute vom Spielblock hoch. »Harry wollen Sie nicht ein hübsches Anwesen an der Bucht kaufen?«
    »Steht es wirklich zum Verkauf?«
    Sunderland nickte.
    »Und was geschieht mit Ihnen?«
    »Zurück in die Tretmühle, denke ich. Unglücklicherweise haben die meisten von uns nicht Petes Ausbildung.«
    »Oder sein Talent«, fügte der Bruder hinzu.
    »Das auch. So oder so glaube ich, daß ich nächstes Jahr um diese Zeit in Philadelphia lehren werde.«
    »Sie sollten Sie lieber nach Las Vegas schicken«, meinte Harry.
    »Pete«, sagte Sunderland plötzlich ganz ernst, »was geht in Greenbelt vor? Haben Sie mit diesen Radiosignalen zu tun?«
    »Ja«, sagte Wheeler. »Wir arbeiten beide beim Herkules-Projekt. Aber es gibt wirklich nicht viel mehr zu berichten als das, was bereits veröffentlicht wurde.«
    »Gibt es wirklich dort draußen jemanden?«
    »Ja.« Harry griff nach dem Kartenpack auf der linken Seite und begann die Karten auszuteilen.
    »Wie sehen sie aus?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Gleichen sie uns?«
    »Wir wissen es nicht«, sagte Wheeler. »Ich bezweifle das.«
    Gegen Ende des Abends holten Harry und Wheeler ein wenig auf, aber die Punktedifferenz blieb dennoch hoch.
    Nachher gingen der Geistliche und der Verwaltungsspezialist auf den Klippen spazieren, unterhielten sich kaum und lauschten statt dessen dem Meer und dem Wind. Es war kalt, und sie verkrochen sich in ihre Mäntel. »Es ist schade, all das zu verlieren«, stellte Harry fest. »Gibt es denn keine Möglichkeit, daß der Orden das alles behalten kann?«
    Der Mond stand tief über dem Wasser, und als Harry im richtigen Winkel zu ihm stand, verschwand er hinter Wheelers hochgewachsenem, schlanken Körper und zauberte eine helle Aura um seine Gestalt.
    Harry wandte sich von der Bucht ab und spürte, wie der Wind gegen seinen Rücken anrannte. Über ihnen aufragend, waren die Herrenhäuser nur als düstere Schatten zu erkennen, in denen nur vereinzelt

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