Erstkontakt
Scheune und betrachtete die Sterne. Und ich sah sie als das, was sie waren: ein Zeichen für seine Macht und seine Herrlichkeit. Aber nun glaube ich auch zu wissen, warum er sie in so großer Entfernung zueinander plaziert hat. Er wußte um die Arroganz jener, die vorgeben, seine Geheimnisse aufzuklären und sie auf Zahlen und Theorien zu reduzieren. Und ich sage Euch, daß die Größe des Universums und die unermeßlichen Räume zwischen den Sternen und den Galaxien, die große Inseln von Sternen sind, ein lebendiges Symbol für seine Existenz sind und uns an die Distanz zwischen uns und Ihm erinnern sollen.
Es gibt Menschen, die zu verkünden beginnen, daß die Stimmen, welche in den Weiten des Himmels erklingen und von den Regierungsteleskopen aufgefangen werden, die Stimmen von Teufeln und Dämonen sind. Darüber kann ich nichts sagen. Ich habe bisher keinen Beweis für diese Auffassung gesehen. Egal was geschieht, die Himmel gehören Gott; daher würde ich eher annehmen, daß es sich um die Stimmen von Engeln handelt. (Gelächter)
Wahrscheinlich wird sich herausstellen, daß die Wesen, deren Stimmen wir hören, uns in vielem sehr ähnlich sein werden. Es gibt nirgendwo in der Bibel eine Stelle, in der von nur einer Schöpfung Gottes die Rede ist. Daher sage ich Euch, Brüder und Schwestern, fürchtet Euch nicht vor dem, was sie in Washington sonst noch herausfinden können, und zerbrecht Euch nicht die Köpfe über ihre Theorien. Sie suchen nach den Werken des Allmächtigen. Aber ihre Sicht wird durch ihre Teleskope eingeschränkt. Wir haben dafür wahrscheinlich ein besseres Instrument.
– Auszug aus einer Fernsehpredigt des Reverend Bobby Freeman
(Manuskripte können kostenlos bei der American Christian Alliance bezogen werden.)
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George Kardinal Jesperson war als Konservativer in schweren Zeiten zur Erzdiözese gekommen. Er hatte sich einen Ruf als Kämpfer des Vatikans und der ›alten‹ Kirche verdient. Seine Standpunkte in den lästigen Fragen des priesterlichen Zölibats, der sexuellen Moral und der Rolle der Frau untermauerte er mit brillanten Argumenten, was in Rom nicht ohne Beachtung geblieben war. Seine große Chance war bei dem Zusammenstoß mit Peter Lessenberger gekommen, dem deutschen Reformtheologen, mit dem er über die Autorität des Lehramtes debattiert hatte. Lessenberger hatte sich für den Vorrang des individuellen Gewissens vor der erworbenen Weisheit der Kirche ausgesprochen; sein Bestseller, Auf diesem Felsen , hatte eine Zeitlang die Gefahr einer zweiten Revolution unter den gläubigen Christen Amerikas heraufbeschworen.
Während orthodoxe Kirchenvertreter verlangten, das Buch solle in aller Form verdammt werden, hatte der Papst sich weise (nach Kardinals Jespersons Dafürhalten) damit begnügt, die Anweisung zu geben, daß das Imprimatur für dieses Werk zurückgehalten wurde. Und der Kardinal hatte die päpstliche Entscheidung in einer hervorragenden Reihe geschliffen formulierter Aufsätze verteidigt, in denen er sorgfältig darauf achtete, jeglichen Hinweis auf das brisante Buch zu unterlassen; die Aufsätze wurden sogar von den Teilen der katholischen Presse veröffentlicht, die traditionsgemäß dem Vatikan ablehnend gegenüberstanden. Lessenberger hatte mit Artikeln im National Catholic Reporter reagiert, der zur Arena einer langen Reihe von Angriffen und Gegenangriffen der beiden Widersacher wurde. Am Ende hatte Jesperson auch für die kritischsten Beobachter den Sieg davongetragen. Er wurde zum würdigen Erben John Henry Newmans erklärt, und Lessenberger wurde die Rolle des unglücklichen Kingsley zugewiesen.
Anders als die meisten amerikanischen Kardinäle, die in einer Zeit dahinschwindender Einnahmen und abnehmenden Einflusses nur ans nackte Überleben dachten, hatte Jesperson frühzeitig erkannt, daß die Art und Weise, den Glauben in den Vereinigten Staaten zu verteidigen, nichts mit langfristigen Krediten, Sparmaßnahmen oder dem Versuch zu tun hatte, die Gläubigen mit Gitarren und einer falschen Theologie des Vatikans zu ködern. Er ging in die Offensive. »Wir sind Christen«, erklärte er seiner Priesterschaft. »Wir haben das Neue Testament, wir haben die starken familiären Bindungen, wir haben Gott auf unseren Altären. Die Themen, die uns voneinander trennen, sind nicht nebensächlich, aber sie sind eher eine Frage der Mittel als der Inhalte …« Doch dann hatte er seine Gönner in Rom damit geschockt, daß er sich die Zeit nahm, sich
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