Erstkontakt
Woodbury. Sie erzählte, daß Backwoods Bobby und mehrere Busladungen mit seinen Anhängern heute nachmittag hier eintreffen werden.«
»Machen Sie Witze.«
»Sind Sie bereit für den absoluten Hammer?«
»Schießen Sie los.«
»Diesmal steht er auf unserer Seite.«
»Ja«, sagte Harry. »Er möchte auf keinen Fall, daß die Chinesen irgend etwas von dem in die Finger bekommen, was wir haben. Außerdem hat er den Präsidenten die ganze Zeit unterstützt. Sie denken alle gleich. Hurley ist nur noch ein Stück raffinierter als die anderen.«
»Ich gebe der Sicherheit Bescheid.«
»Na, die dürften ja heute nachmittag alle Hände voll zu tun haben. Wann wollte Freeman kommen?«
»Gegen drei.«
»Damit kommt es in die Abendnachrichten. Freeman ist kein Dummkopf. Er liebt es, wenn die Forscher sich gegenseitig an die Gurgel fahren; das bietet ihm die Chance, in die Aktion mit einzugreifen und sich landesweit Publicity zu verschaffen. Ich glaube, wir können darauf zählen, daß er alles unternehmen wird, um die Dinge am Kochen zu halten.« Harry schaute auf seine Uhr. »Okay, Ted. Ich komme später rüber. Freeman wird kein großes Interesse haben, sich mit uns zu unterhalten, aber wenn er es doch tut, dann passen Sie auf, was Sie von sich geben. Er hat ein seltsames Talent, Aussagen zu verdrehen.«
»Übrigens«, sagte Parkinson. »Ich habe gehört, es gäbe Probleme am Fermi. Sie kommen im Augenblick zusammen, um zu beraten, was sie jetzt tun sollen. Ein Streik scheint aber schon jetzt eine ausgemachte Sache zu sein, und die einzige Frage, die noch offen ist, betrifft die Härte ihres Vorgehens gegenüber der Regierung.«
»Zur Hölle, die schneiden sich die eigenen Nasen ab«, sagte Harry. »Wen interessiert es schon, wenn irgendwo in Illinois ein Beschleuniger vorübergehend stillgelegt werden muß? Sicherlich nicht die Öffentlichkeit. Und auch nicht den Präsidenten.«
Es war 8.45 Uhr. Harry hatte gerade noch Zeit, hinüberzugehen und mit Gambini zu sprechen. Vielleicht konnte er am Ende etwas mitbringen, was die lange Kette negativer Berichte an das Weiße Haus unterbrach.
Cord Majeski konnte am Ende nicht mehr genau sagen, wann er erkannt hatte, daß die Zahlenfolge ein gewisses Schema bildete. Er erkannte die Grundkonstruktion eines Satzes Zylinderspulen und eines Umwandlers; es schien Heiz- und Kühlaggregate zu geben und einen Timer. »Und das restliche Zeug«, erklärte er Gambini, »kann ich überhaupt nicht erkennen.« Er fertigte eine grobe Zeichnung an, aber es glich nichts, was Gambini in irgendeiner Form vertraut war.
»Können wir davon ein funktionierendes Modell bauen?«
Majeski blinzelte und klopfte sich auf den Nasenrücken. »Vielleicht«, sagte er.
»Stimmt etwas nicht?«
»Ich kann keine Energiespezifikationen finden, Ed. Was meinen Sie denn, wie man das Ding in Gang setzt?«
Gambini grinste. »Mit Haushaltsstrom starten. Versuchen Sie mal, ob Sie es zusammenbauen können, Cord. Aber lassen Sie sich Zeit. Die Übersetzungen haben weiterhin Priorität.«
Majeskis Enttäuschung war offensichtlich. »Das kann aber noch Jahre dauern, Ed. Wir haben Unmengen von Material.«
»Schön, so lange werden wir nicht warten. Legen Sie das Ding jetzt beiseite. Darauf kommen wir noch zurück.«
Er traf Leslie an, als sie gerade gedankenverloren ein Thunfischsandwich aß. Sie bemerkte ihn nicht, bis er neben ihr Platz genommen hatte. »Harry«, sagte sie, »wie geht es Ihnen?«
»Ganz gut. Ich wußte gar nicht, daß Sie schon wieder hier sind.«
»Ich bin gestern abend angekommen, gerade rechtzeitig offenbar. Ich habe gehört, daß Bobby Freeman uns heute einen Besuch abstatten wird.«
»Ja«, sagte Harry. »Sie erwarten ihn heute nachmittag im Besucherzentrum.« Er konnte nicht erkennen, ob sie es ernst meinte oder nicht. »Warum interessieren Sie sich so für Freeman?«
»Harry«, sagte sie, »er ist eine Ein-Mann-Studie in Sachen Massenpsychologie. Er sagt nie etwas, das auch nur einen vagen Sinn ergibt, und dennoch glauben zwei Millionen Amerikaner, daß er auf dem Wasser gehen kann.«
»Backwoods Bobby ist der lebende Beweis dafür, daß man in diesem Land nicht unbedingt Grips haben muß, um Macht zu erlangen. Häßlich darf man nicht sein, aber es macht überhaupt nichts aus, wenn man dumm ist.«
»Das ist aber ein wenig hart ausgedrückt«, sagte sie amüsiert. »Nach welchem Standard ist er dumm? Wenn man ihn von der Religion wegbekommt, klingt er recht vernünftig. Und
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