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Erstkontakt

Erstkontakt

Titel: Erstkontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sich auch als günstig erwies, war die Tatsache, daß Gambini auf seine Fragen niemals ungeduldig reagierte. (Obgleich Harry erkannte, daß der Idealist in Gambini niemals nach einem verborgenen Motiv gesucht hätte.) Und Harry wurde von der Erregung der Jagd nach der noch im Dunkeln liegenden Natur der Altheaner mitgerissen.
    Das Bemühen, aus den Funksignalen eine ›Sprache‹ zu erstellen, schritt langsam und mit bescheidenem Erfolg voran. Daß es überhaupt Fortschritte gab, so erklärte Rimford Harry, wenn man die enorme Kompliziertheit der Probleme betrachtete, die damit einhergingen, war Cord Majeski und seinem Team von Mathematikern zu verdanken.
    Harry nahm an einem Besuchstag auch seinen Sohn mit. Es hatte zu Hause eine kurze Verzögerung gegeben, denn der Insulinvorrat war zur Neige gegangen, und Harry mußte mit dem Jungen eine öffentliche Apotheke aufsuchen. Das war immer eine deprimierende Erfahrung, die einem noch schmerzlicher bewußt wurde, wenn man sah, wie gelassen Tommy sich seiner Krankheit unterwarf.
    Der Junge hatte seinen Spaß daran, durch das Space Center zu fahren und sich die Parabolantennen, die Kommunikationsgeräte und die Satellitenmodelle anzusehen. Aber am Ende interessierte er sich meistens für den Ententeich. Es schwammen immer noch sieben oder acht Stockenten im kalten Wasser. Harry fragte sich, wann sie wohl davonfliegen würden.
    Tommy war für sein Alter recht groß und hatte die feinen Gesichtszüge seiner Mutter und Harrys überdimensionale Füße geerbt. (»Das ändert sich noch, wenn er älter wird«, hatte Julie ihm versichert.) Die Enten waren mit Kindern vertraut, sie hatten ihn bereits eingekreist, ehe er auch nur die Chance hatte, seine Popcorntüte aufzureißen. Sie waren natürlich ganz zahm, und als Tommy für sie zu langsam reagierte, versuchten sie sogar, ihm das Futter aus der Hand zu stibitzen. Tommy lachte schallend und zog sich ein Stück zurück.
    Harry, der ihm aus einiger Entfernung zusah, erinnerte sich an all die Abende, an denen er länger gearbeitet hatte, an die Wochenenden, die er dem einen oder anderen Projekt geopfert hatte.
    Die Regierung hatte seine Bemühungen mit Urkunden und einem ordentlichen Gehalt honoriert; im vergangenen Jahr war er sogar in den Senior Executive Service aufgenommen worden. Insgesamt betrachtet, nicht schlecht. Aber nach und nach entstand ein Übergewicht an Urkunden und Gehaltszulagen auf der einen Seite, und auf der anderen?
    Tommy zwischen den Enten.
    Und Julie im Bootshaus.
    Später gingen sie essen und schauten sich danach einen Film an. Es war ein öder Science-Fiction-Film über eine Gruppe von Astronauten-Archäologen, die von einem mordlustigen Alien auf einer fremden Welt in uralten Ruinen gefangengehalten wurden. Die Spezialeffekte waren recht gut, aber die Dialoge waren hölzern und die Charaktere unglaubwürdig. Überdies war Harry im Umgang mit Außerirdischen an der Grenze seines Toleranzvermögens angelangt.
    Julie war in eine Eigentumswohnung in Silver Spring umgezogen. Als Harry Tommy am Sonntagabend zurückbrachte, nahm sie sich ein paar Minuten Zeit, um ihm die Räumlichkeiten zu zeigen. Es sah alles recht teuer aus, eine aufwendige Möblierung mit sogar antiken Stücken.
    Aber sie wirkte irgendwie erschöpft, seine Besichtigungstour geriet daher eher wie eine mechanische Führung durch ein paar Zimmer.
    »Was stimmt nicht?« fragte er, als sie schließlich alleine auf ihrem Patio standen und aus dem vierten Stock nach Norden auf die Georgia Avenue blickten. Es war kalt.
    »Sie haben Tommys Dosis erhöht«, sagte sie. »Sein Kreislauf ist nicht ganz in Ordnung. Darum hat er heute morgen mehr als sonst gebraucht.«
    »Er hat mir nichts davon gesagt«, meinte Harry.
    »Er redet nicht gerne darüber. Es macht ihm Angst.«
    »Das tut mir leid.«
    »O Harry, es tut uns allen leid.« Sie schloß die Augen, aber Tränen rannen ihr über die Wangen. »Er bekommt jetzt zwei Injektionen.« Sie hatte sich einen weißen Wollpullover über die Schultern geworfen. Unten näherte sich ein Polizeiwagen der Spring Street mit heulender Sirene. Sie verfolgten, wie der Wagen sich über eine verstopfte Kreuzung schob und wieder beschleunigte, ehe er in der Buckley verschwand. Sie konnten ihn noch lange hören.
     
    Gambinis morgendliches Memorandum war sonderbar: »Wir haben die Hexe von Agnesi.«
    Harry legte es beiseite und blätterte den restlichen Stapel im Eingangskorb durch und erledigte die dringenden

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